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Da sah ich den Menschen


Da sah ich den Menschen

Dramatische Werke und Gedichte

von: Erik Neutsch

7,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 09.08.2014
ISBN/EAN: 9783965213241
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 483

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Nichts Geringeres als die Neuprofilierung einer ganzen Bergbau-lndustrielandschaft, das Für und Wider um Entscheidungen über ein Territorium mit Tausenden dort lebender Menschen, wählt Neutsch als Grundlage für sein Schauspiel »Haut oder Hemd«.
Neutsch schilderte, wie er auf den Stoff für das Opernlibretto »Karin Lenz« kam. »Ich stieß 1964 auf den Stoff. In Halle wurde damals ein Prozeß geführt, in dem es um eine Frau ging, die am Ende des Krieges unter dem Druck der Goebbelsschen Weltuntergangs-Parolen versucht hatte, sich selbst und ihr Kind zu töten. Sie blieb am Leben, arbeitete dann in unserer Republik auf einer LPG, erlebte, wie ihr für ihre Arbeit Achtung entgegengebracht wurde, wie sie in eine neue Zukunft hineinwuchs. Mit ihrem Problem, der Schuld, die sie sich durch die Tötung ihres Kindes auf sich geladen hatte, wurde sie nie fertig. Sie hat sich 1964, also 19 Jahre nach Kriegsende, selbst dem Gericht gestellt und ein Urteil für sich verlangt.«
Der Entwurf eines Szenariums für einen dreiteiligen Fernsehfilm erzählt das Schicksal des 16-Jährigen Jonas Sperber und des Kommunisten Ossi Brandschädel von 1945 bis 1970.
»Die Prüfung« ist eine Episode des 4-teiligen DEFA-Films »Geschichten jener Nacht«. Das Mädchen Jutta steht kurz vor den Abiturprüfungen, als ihre Eltern die DDR verlassen.
Der Abschnitt »Verse im Vorübergehen«, eine Auswahl über einen Zeitraum von drei Jahrzehnten entstandener Gedichte beschließt das erstmals 1983 erschienene Buch.

INHALT:
Haut oder Hemd
Karin Lenz
Die Prüfung
Unser Mann aus Deder, 1. Teil
Verse im Vorübergehen
Haut oder Hemd
Karin Lenz
Die Prüfung
Unser Mann aus Deder, 1. Teil
Verse im Vorübergehen
Geboren 21. Juni 1931 in Schönebeck/Elbe, Studium der Philosophie und Publizistik an der Universität Leipzig, Diplom 1953, bis 1960 Kultur- und Wirtschaftsredakteur in Halle, Reporter.
Seit 1962 freischaffender Schriftsteller, Mitglied der Akademie der Künste der DDR 1974-1991, Mitglied des Schriftsteller-Verbandes Deutschlands.
Erik Neutsch ist am 20. August 2013 in Halle verstorben.
Veröffentlichungen
Romane:
Spur der Steine, Halle 1964, Bergisch-Gladbach 1991, München 1994, Leipzig 1996 (35 Aufl.)
Auf der Suche nach Gatt, Halle 1973, Benshausen 2009 (15 Aufl.)
Der Friede im Osten, bisher 4 Bände, Halle 1974-1987 (29 Aufl.)
Totschlag, Querfurt 1994 (2 Aufl.)
Nach dem großen Aufstand - Ein Grünewald-Roman, Leipzig 2003, Dößel 2010 (2 Aufl.)
Erzählungen:
Die Regengeschichte, Halle 1960 (3 Aufl.)
Die zweite Begegnung, Halle 1961
Bitterfelder Geschichten, Sammelband, Halle 1961 (3 Aufl.)
Die anderen und ich, Sammelband, Halle 1970 (5 Aufl.)
Tage unseres Lebens, Leipzig 1973
Heldenberichte, Sammelband, Berlin 1976
Akte Nora S., Berlin 1976
Der Hirt, Halle 1978, Berlin 1998
Zwei leere Stühle, Halle 1979 (10 Aufl.)
Forster in Paris, Halle 1981, Querfurt 1994 (3 Aufl.)
Claus und Claudia, Halle 1989 (3 Aufl.)
Stockheim kommt, Berlin 1998
Verdämmerung, Kückenshagen März 2003 (2 Auflagen)
Kinderbücher:
Olaf und der gelbe Vogel, Berlin 1972 (5 Aufl.)
Vom Gänslein, das nicht fliegen lernen wollte, Leipzig 1995.
Bühnenwerke:
Haut oder Hemd, Schauspiel, Urauff. Halle 1971
Karin Lenz, Opernlibretto zur Musik von Günter Kochan, Urauff. Deutsche Staatsoper Berlin 1971
Haut oder Hemd, Text und Dokumentation, Halle 1972
Da sah ich den Menschen, Dramatik und Gedichte, Berlin 1983
Die Liebe und der Tod, Gedichtband, Halle 1999
Mitautor in ca. 70 Anthologien und Sammelbänden.
Filme (nach seinen Texten):
Spur der Steine, DEFA 1966
Die Prüfung, DEFA 1967
Akte Nora S., Deutscher Fernsehfunk 1975
Auf der Suche nach Gatt, DFF 1976
Zwei leere Stühle, DFF 1982
Übersetzungen seiner Texte in über 20 Sprachen.
Verkaufte Bücher (ohne Anthologien): ca. 2,2 Millionen in Deutschland.
Auszeichnungen u.a.:
Nationalpreis der DDR für Kunst und Literatur 1964 und 1981
Heimich-Mann-Preis der Akademie der Künste der DDR 1971
Kunstpreis der Stadt Halle 1971
Händelpreis der Stadt Halle 1973
Anfang März: Werkhalle
Typisches Chemiekolorit. Kälteanlagen. U-förmig gekrümmte, mannsdicke Rohrleitungen, Schwungräder für Verschlüsse, Armaturen. In einer Ecke ein grober Tisch mit Bänken. Mittagspause. Die meisten Arbeiter und Arbeiterinnen in Weiß gekleidet. Die Zwangsarbeiter jedoch, wiederum mit Brandschädel in ihrer Mitte, in blauem Drillich. Sie werden soeben im Gänsemarsch aus der Halle geführt. Etwas abseits hockt John Sperber, sechzehnjährig, einen Werkzeugkasten neben sich. Er wickelt mager belegte Brote aus einem Blatt Zeitungspapier. Der Kopf: Leipziger Neueste Nachrichten. Er ißt, beobachtet dabei die Reihe der Zwangsarbeiter.
Junge Arbeiterin ruft ihm vom Tisch aus zu: Warum setzte dich nicht zu uns, Reparaturfritze?
Sperber: Schlosser, bitte.
Arbeiterin: Haste denn schon ausgelernt, du Kücken?
Meister am Tisch: Ich kenn ihn. Jonas Sperber. Doch weil’s jüdisch klang gestern — John. Seit Anfang des Krieges nun wieder — zu englisch. Trotzdem wurde er reklamiert. Zwei Brüder von ihm sind gefallen. Ein anderer, Thomas, ebenfalls an der Front. Und sein Alter ein Krüppel. War verschüttet im Tagebau.
Sperber reißt den Zeitungskopf ab, knüllt ihn zusammen, glättet ihn wieder.
Arbeiterin: Komm zu uns, Jonny, wennst was erleben willst. Die richtigen Männer vielleicht schon im Himmel. Und der hier auf den Meister deutend kriegt’n nicht hoch. Der Nachwuchs muß ran.
Die Frauen prusten und kichern. Sperber entdeckt die wasserblauen Augen Brandschädels.
Sperber zu leise: Bald werden die Krokusse blühn...
Arbeiterin: Was sagste da?
Sperber laut: Bald werden die Krokusse blühen!
Brandschädel ist aufmerksam geworden, mustert ihn.
Arbeiterin: Der spinnt. Draußen schneit’s.
Plötzlich durchdringendes Geheul von Sirenen. Sperber läßt wie zufällig das zerrissene Zeitungsblatt vor Brandschädels Füße fallen.
Arbeiterin: Und jetzt erst mal Voralarm.
Meister: Macht euch bereit für den Bunker!
Unruhe, die immer mehr zunimmt. Die Deutschen packen hektisch ihre Sachen. Brandschädel bückt sich nach dem Blatt. Doch Sperber setzt kaltblütig seinen Fuß darauf. Ihre Blicke begegnen sich.
Sperber: Momento...
Brandschädel: Die Sonne kommt höher.
Sperber tritt zurück. Die Sirenen heulen zum Vollalarm. In dem Gehetze, das nun entsteht, hat Brandschädel die Zeitung vor den Augen.
Schlagzeile: V2 übt Vergeltung.
Das Datum: Freitag, 2. März 1945.
Doch die 2 ist handschriftlich ergänzt: 12.
Dahinter: 6 h früh.
Brandschädel dreht sich im Laufen noch einmal um, lächelt Sperber zu.

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