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Bärenjagd im Chentei


Bärenjagd im Chentei


1. Auflage

von: Kurt David

4,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 07.03.2023
ISBN/EAN: 9783965218550
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 110

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Ein Deutscher fliegt mit der AN-2, auch „Posthummel“ genannt, von Ulan Bator in den Nordosten der Mongolei. Es ist ein abenteuerlicher Flug, für die 600 Kilometer brauchen sie fast einen ganzen Tag. Im Sturzflug nähern sie sich kleinen Dörfern und Siedlungen, um die Post abzuwerfen und dann im Steilflug wieder an Höhe zu gewinnen. Aber das ist nichts gegen das Sturmgebiet, durch das sie fliegen. Endlich in Dadala gelandet, freut sich der Deutsche schon auf den nächsten Tag, an dem es auf Bärenjagd gehen soll. Als sie endlich einen Bären sehen, erinnert er sie an einen tollpatschigen Teddybären, nicht ahnend, welche Gefahren auf ihn warten.
Am 13. Juli 1924 in Reichenau in Sachsen geboren. Kurt David absolvierte nach dem Besuch der Handelsschule eine kaufmännische Ausbildung. Von 1942 bis 1945 nahm er als Soldat der Wehrmacht am Zweiten Weltkrieg teil. Von 1945 bis 1946 war er in sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Den Plan einer Ausbildung zum Musiker musste er wegen einer Kriegsverwundung aufgeben. David gehörte vier Jahre der Volkspolizei der DDR an und war anschließend zwei Jahre lang Kreissekretär beim Kulturbund der DDR. Seit 1954 lebte er als freier Schriftsteller zuerst in Oberseifersdorf/Zittau, danach bis zu seinem Tod in Oybin. In den 1960er Jahren unternahm er mehrfach Reisen in die Mongolei und durch Polen. 1970 erhielt er den Alex-Wedding-Preis, 1973 den Nationalpreis, 1980 den Vaterländischen Verdienstorden und 1984 den Lion-Feuchtwanger-Preis. Er starb am 2. Februar 1994 in Görlitz.
Davids frühe Werke haben die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit unter dem Nationalsozialismus und im Zweiten Weltkrieg zum Thema. Es folgten Bände mit Reiseberichten. Den größten Teil in Davids Werk bilden die Kinder- und Jugendbücher, von denen vor allem der humoristische Band „Freitags wird gebadet“ in der DDR ein großer Publikumserfolg, auch in der Fassung als Fernsehserie, war. Eine weitere Facette in Davids Schaffen bilden historische Romane, die Themen aus der Geschichte der Mongolen behandeln. Außerdem schrieb David Biografien über die Komponisten Beethoven und Schubert.
Tschimid und Santschir zeigten zu dem Hügel, der wie ein Mongolenhut aussah, und Songino sagte: „Dort ist der Bär.“
Ich sah nichts.
Sie lachten und beschrieben mir genau die Stelle.
Ich sah trotzdem nichts. Durch die unendliche Weite ihrer Steppe sehen ihre Augen derart scharf, dass man als Fremder nur zu staunen vermag. Santschir wickelte aus einem Tuch ein einäugiges Fernglas und gab es mir. Das war natürlich etwas ganz anderes: Jetzt sah ich tatsächlich den Bären an dem Hügel hochklettern; langsam und bedächtig tat er das, nicht wie auf der Flucht, eher, als habe er genügend Zeit, um den Wald auf der anderen Seite noch zu erreichen. Manchmal löste sich unter seinen Füßen Gestein und Geröll und rutschte den Hang hinab. Staub wirbelte auf und hüllte den Bären in eine gelbgraue Wolke.
Tschimid war nach links, Santschir nach rechts gelaufen, um den Hügel in einem großen Bogen zu umgehen und dem Bären die Fluchtwege abzuschneiden.
„Und wir steigen auch los, immer geradeaus“, sagte Songino.
„Siehst du den Bären?“, fragte ich.
„Immer.“
Ich schüttelte erstaunt meinen Kopf. „Bei der Dunkelheit?“
„Oh, das ist das beste Licht, das man sich denken kann“, meinte Songino.
Wir gingen nun nebeneinander, stolperten durch Senken, über Steine und Wurzeln. Hin und wieder reichte das gelbe Gras bis zu unseren Schultern, und wir bogen es mit den Gewehrläufen auseinander, wenn es uns die Sicht nahm. Obgleich es sehr kühl geworden war, hatte ich eine schweißnasse Stirn. Die Jagd fing an, mir Spaß zu machen. Allerlei abenteuerliche Gedanken waren in mir. Sie reichten vom Bilderbuch-Bären, der in einem Zirkus Rad fuhr, bis zur zähnefletschenden Bestie, die mit einem Mann kämpfte, der nichts als einen Dolch hatte. Es erregte mich die Vorstellung, der Koloss könne plötzlich vor uns auftauchen, vor uns stehen, auf den Hinterbeinen, groß, stark, mächtig wie ein Ungeheuer, irgendeinen grässlichen Laut ausstoßend auf uns zukommen, mit ausgestreckten Tatzen, den Tatzen mit den sichelförmigen Krallen daran.
„Ist was?“, hörte ich Songino fragen.
Vielleicht hatte ich geseufzt. Jedenfalls sagte ich, es wäre nichts. Er hätte sich wohl gebogen vor Lachen!

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