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Beenschäfer


Beenschäfer


1. Auflage

von: Kurt David

3,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 07.03.2023
ISBN/EAN: 9783965218536
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 46

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Peter ärgert sich wieder einmal über die großen Jungs auf dem Rodelberg. Peterchen oder Peterlein wird er genannt. Dabei ist er ganz mutig und rodelt sogar den Steinbruch hinunter. Aber das erkennen die Jungen nicht an, es sei denn, er ruft ganz laut „Humpelheinrich“ zu Herrn Schäfer mit dem steifen Bein.
Die Erwachsenen nennen ihn Beenschäfer, aber nur, um ihn von den anderen Schäfers im Dorf zu unterscheiden. Beenschäfer ist ein freundlicher alter Mann, der ehrenamtlich Bäume pflanzt und pflegt. Er wohnt direkt neben Peter und ihn soll er so ärgern!
Schließlich ruft er das Schimpfwort zweimal und kann sich gar nicht freuen. Nun versucht er, dem Alten aus dem Weg zu gehen, aber einmal gelingt es ihm nicht.
Am 13. Juli 1924 in Reichenau in Sachsen geboren. Kurt David absolvierte nach dem Besuch der Handelsschule eine kaufmännische Ausbildung. Von 1942 bis 1945 nahm er als Soldat der Wehrmacht am Zweiten Weltkrieg teil. Von 1945 bis 1946 war er in sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Den Plan einer Ausbildung zum Musiker musste er wegen einer Kriegsverwundung aufgeben. David gehörte vier Jahre der Volkspolizei der DDR an und war anschließend zwei Jahre lang Kreissekretär beim Kulturbund der DDR. Seit 1954 lebte er als freier Schriftsteller zuerst in Oberseifersdorf/Zittau, danach bis zu seinem Tod in Oybin. In den 1960er Jahren unternahm er mehrfach Reisen in die Mongolei und durch Polen. 1970 erhielt er den Alex-Wedding-Preis, 1973 den Nationalpreis, 1980 den Vaterländischen Verdienstorden und 1984 den Lion-Feuchtwanger-Preis. Er starb am 2. Februar 1994 in Görlitz.
Davids frühe Werke haben die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit unter dem Nationalsozialismus und im Zweiten Weltkrieg zum Thema. Es folgten Bände mit Reiseberichten. Den größten Teil in Davids Werk bilden die Kinder- und Jugendbücher, von denen vor allem der humoristische Band „Freitags wird gebadet“ in der DDR ein großer Publikumserfolg, auch in der Fassung als Fernsehserie, war. Eine weitere Facette in Davids Schaffen bilden historische Romane, die Themen aus der Geschichte der Mongolen behandeln. Außerdem schrieb David Biografien über die Komponisten Beethoven und Schubert.
„Guten Morgen, Herr Schäfer!“
„Guten Morgen, Peter!“
Im Gartentor stand die Mutter und tauschte mit Beenschäfer ein Lächeln.
Ernsten Gesichtes musterte der Alte den Jungen von Fuß bis Kopf. „Hast du das Brot mit?“
„Ja.“
Sie gingen drei Schritt.
„Und den Speck?“ Beenschäfer blieb stehen.
„Auch, Herr Schäfer.“
„Sooo – hm.“ Und abermals gingen sie einige Schritte. Diesmal sogar zehn oder fünfzehn. Dann blieb Heinrich Schäfer erneut stehen und fragte: „Den Draht hast du auch nicht vergessen?“
„Nein.“
„Und den Rucksack sehe ich! – Auf dich ist Verlass!“ Und nun marschierten sie die Dorfstraße hinauf.
Den Draht? Peter fiel wieder der Traum ein. So ein dummer Traum, dachte er, und lachte ihn jetzt aus. Nichts war von ihm übriggeblieben als ein nassgeschwitztes Nachthemd.
Links und rechts der Straße standen die Umgebindehäuser, klein und vollgeschneit. Um die Schornsteine wuberte der Wind. Einige Leute fegten Schnee von den Türstufen.
Peter freute sich auf den Wald und vor allem auf die Holzfäller. Doch wäre alles noch viel schöner gewesen, hätte er gewusst, weshalb Beenschäfer ausgerechnet ihn mit in den Wald nahm. Sollte er den Mann fragen? Er blickte von der Seite hinauf in Heinrich Schäfers Gesicht. Dort gab es allerlei zu entdecken: Der Schnauzbart war ganz gelb vom Pfeifenrauch. Aus der rechten Augenbraue ragte eine dunkelrote Warze. Blinzelte Beenschäfer gegen den Wind, wackelte die Warze. Und dann die Haut! Sie sah aus wie zerknautschtes hellbraunes Packpapier. Doch die vielen Falten und Fältchen wirkten heut auf Peter freundlicher, zuckten nicht so zornig durcheinander wie damals, als er den alten Mann mit Humpelheinrich angeschrien hatte.
„Na, bist du mit meinem Gesicht zufrieden?“
Peter schwieg verlegen. Wieder hat er mich erwischt, dachte er, und ging still mit dem alten Mann über die Felder. Der Wind pfiff. Wolken trieben über den Sonnenhübel. Ein paar Rebhühner trippelten durch den Schnee und verschwanden in einer Senke. Sie hatten den Hochwald erreicht.
Beenschäfer blieb stehen und schaute zu den Bäumen auf, andächtig und bewundernd. Hoch oben zauste der Wind die Wuschelköpfe der schlanken Kiefern. Ein Wiegen ging von Baum zu Baum. Wurzeln knarrten im gefrorenen Boden. Schnee stäubte herab. Und Beenschäfer sagte: „Die hat noch meine selige Mutter gepflanzt, Peter.“ Irgendwo brach ächzend ein Ast und krachte ins Unterholz. „Vor achtzig Jahren, Junge. Wir Holzfäller sagen immer: Wer die Bäume pflanzt, fällt sie nicht!“
„Sie waren Holzfäller, Herr Schäfer?“
Der Alte nickte. „Und mein Vater auch. Die Schäfers haben alle Wald studiert.“

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