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Andere


Andere

Utopischer Roman
1. Auflage

von: Alexander Kröger

8,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 21.09.2016
ISBN/EAN: 9783956556517
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 227

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Nahezu unversöhnlich stehen sich Maren Call und Ray Mentzig auf dem internationalen Kongress gegenüber. Sollen aus der Phiole mit den Zellkernen, die Wally 327 Esch aus dem Weltraum mitgebracht hat (siehe »Souvenir vom Atair« desselben Autors), eine neue Wesenheit, eine neue Population, also Andere entstehen oder nicht? Maren ist dagegen. Sie fürchtet, der Lebensraum Erde reiche nicht aus, eine Vermischung der Menschen mit den Anderen sei nicht auszuschließen und könne irreversible genetische Schäden bringen und womöglich die Menschheit dezimieren. Ray ist für die Entwicklung der Anderen auf dem Erdball mit Hilfe von Leihmüttern und dafür, sie später auf einem anderen Planeten anzusiedeln.
Das ist der Ausgangspunkt dieses utopischen Romans von Alexander Kröger aus dem Jahr 1990. Er möchte damit auf die Verantwortung der Menschen für sich selbst aufmerksam machen, im weitesten Sinn davor warnen, sich durch Krieg, Umweltverschmutzung oder biologische Experimente zu schädigen oder gar zu vernichten.
Dr.-Ing. Helmut Routschek, geboren 1934 in Zarch (Tschechoslowakei), gestorben am 7. April 2016 in Heidenau, benutzte für seine literarischen Werke das Pseudonym „Alexander Kröger“. In Mühlhausen in Thüringen machte er sein Abitur und studierte an der Bergakademie Freiberg von 1954 bis 1959 Markscheidewesen und Bergschadenkunde. Als Markscheider arbeitete er im Tagebau Spreetal des VEB Gaskombinat Schwarze Pumpe. Nach einem Zusatzstudium zum Ingenieur für Datenverarbeitung wurde er Experte für Automatisierung und Untergrundgasspeicherung und war mit Forschungs- und Produktionsaufgaben an der Universität, in der Energiewirtschaft und im Umweltschutz leitend tätig. Nach 1981 arbeitete er in der Gebäude- und Wohnungswirtschaft und nach 1990 in der Bauabteilung für Bundesbauten der Oberfinanzdirektion Brandenburg.
Seit 1969 entstanden 33 Romane (einschl. überarbeiteter Neuauflagen) und ein Kurzgeschichtenband, die in sechs Sprachen und in insgesamt 1,65 Millionen Exemplaren erschienen. Nach 1990 erschienen in dem Verlag KRÖGER-Vertrieb, den er gemeinsam mit seiner Frau Susanne gründete, weitere 9 Romane, 5 überarbeitete Neuauflagen und ein Geschichtenband in einer Gesamtauflage von 40 000 Exemplaren.
Bibliografie (Auszug)
Sieben fielen vom Himmel, 1969
Antarktis 2020, 1973
Expedition Mikro, 1976
Die Kristallwelt der Robina Crux, 1977 (überarbeitete Neufassung unter dem Titel Robina Crux, 2004)
Die Marsfrau, 1980
Das Kosmodrom im Krater Bond, 1981
Energie für Centaur, 1983
Der Geist des Nasreddin Effendi, 1984 (überarbeitete Neufassung unter dem Titel Der Geist des Nasreddin, 2001)
Souvenir vom Atair, 1985 (überarbeitete Neufassung zusammen mit Andere unter dem Titel Fundsache Venus, 1998)
Die Engel in den grünen Kugeln, 1986 (überarbeitete Neufassung unter dem Titel Falsche Brüder, 2000)
Der Untergang der Telesalt, 1989 (überarbeitete Neufassung unter dem Titel Die Telesaltmission, 2002)
Andere, 1990 (überarbeitete Neufassung zusammen mit Souvenir vom Atair unter dem Titel Fundsache Venus, 1998)
Vermißt am Rio Tefé, 1995
Das Sudelfaß - eine gewöhnliche Stasiakte, 1996
Die Mücke Julia, 1996
Mimikry, 1996
Das zweite Leben, 1998
Saat des Himmels, 2000
Der erste Versuch, 2001
Chimären, 2002
Begegnung im Schatten, 2003
Robinas Stunde null, 2004
Nimmerwiederkehr, 2009
Ego-Episoden des Alexander Kröger. Wahres, heiter und besinnlich, 2012
Ohne dass sie es vereinbart hätten, ließ die Mannschaft Mark den Vortritt. Er nahm den Respekt vor dem Andersgearteten mit Dank an, obwohl er zu diesem Zeitpunkt noch keinerlei innere Beziehung zu dem spürte, was da stoisch und kalt seine Bahn zog — seit etwa siebzehntausend Erdenjahren. Bereits während der ersten äußeren Inspektion hatten sie eine Altersbestimmung vorgenommen. Und wenn alles, was man sich über die Nachbarn im All bislang zusammengereimt hatte, stimmte, dann setzte ihr Verfall ein, als die Menschen begannen, sich als Menschen auf ihrer Erde zu etablieren.
Da schwebte sie nun also, die Station — ein Depot, verhältnismäßig klein, ein mattmetallener Quader, kaum ein Fünftel der Größe der LUX ausmachend, und doch ein Gegenstand, von dem, sollte man den Vorstellungen und Befürchtungen dieser Call glauben, so ungeheuer Entscheidendes auch für die Menschen ausgehen, ja bereits ausgegangen sein sollte.
Aber dieser Gedanke befiel Mark nur einen Augenblick. Die Call war nicht nur die Milliarden Kilometer entfernt, die sie auf der Reise zurückgelegt hatten ...
Die gesamte Crew befand sich an Bord des Beibootes, als man zum ersten Innenbesuch aufbrach. Ein Verstoß gegen das Raumreglement freilich, aber es hatte keine Sekunde zur Debatte gestanden, dass etwa einer Zurückbleiben sollte, zumal die Kontrolle keine Gefahranzeichen ergeben und die LUX unmittelbar an den Quader angelegt hatte, mit ihm gleichsam eine Einheit bildete.
Und kein Zweifel, sofort drängte sich ihnen der nämliche Eindruck auf wie jener LUX-Besatzung, die seinerzeit das Objekt entdeckt, selber aber nicht mehr die Gelegenheit hatte, diese Entdeckung ins rechte Licht zu setzen.
Schon außen, als sich die sechs Gefährten dem Eingangssegment näherten, entstand bei jedem deutlich das Gefühl — und sie tauschten sich darüber aus — des Eingeladenseins: Im Scheinwerferlicht stark fluoreszierende, zu einem Punkt hin stürzende Linien wiesen zwangsweise zum Einstieg, deutlicher als ein irdischer Pfeil oder ein Schild, das den Wanderer zur Rast in eine Bergbaude lädt.
Und genau so unbefangen wie seinerzeit Dirk Sonen und die anderen Besatzungsmitglieder der ersten LUX, machte sich die Mannschaft der LUX sieben daran, die Tür zu öffnen und so die Einladung gleichsam freudig anzunehmen. Da hinderte in der Tat nichts Kompliziertes: Eine faustgroße, in die Wand eingelassene Mulde, drinnen ein Hebel, den man gegen einen kräftigen Federdruck anziehen konnte, worauf die etwa einen Meter mal siebzig Zentimeter große, an den vier Ecken abgerundete Luke um weniges aufsprang und sich dann mühelos, gelagert in gewöhnlichen Scharnieren, nach außen aufziehen ließ, primitiv, beinahe enttäuschend simpel. Denn immerhin musste man davon ausgehen, dass diese Anderen, zum Zeitpunkt, als sie das Depot einrichteten, sich auf einem wesentlich höheren technischen Niveau befanden als die Menschen heute.
Als erster entdeckte Mark die Abweichung von Lew Nyemens Vorhersage: Die Tür war im Grunde nicht kreisförmig ...
Einer nach dem anderen schwebten sie in das Innere des geheimnisvollen Körpers, Mark voran, nach einer winzigen, auffordernden Geste von Marti.
Dann standen sie in einem kleinen, völlig leeren Raum, aber durchaus in keiner Schleuse oder etwas Derartigem — ein Schott vielleicht, das das Innere besser vor äußeren Einflüssen schützen möchte. Keine Anzeichen einer Hermetiktechnik, keine Gerätschaften, keinerlei Hinweise — nicht einmal ein Beleuchtungskörper. Nur gegenüber der Einstiegsluke befand sich eine Tür, irdischen schweren Türen sehr ähnlich, aber breiter, erneut an zwei Scharnieren angeschlagen und wiederum leicht zu öffnen. Hinter dieser Tür, als einzige Überraschung, Licht, das aus zwei runden Öffnungen fiel, die sich an der Decke des Raums befanden, und das wohl durch das Öffnen der Tür eingeschaltet worden war.
Ansonsten gewahrten die sechs bereits in diesem Raum in Möbelgebilden, die man nur mit dem Begriff »Regale« kennzeichnen konnte, eine Unmasse von Gegenständen und Behältern, durchaus den Schilderungen Lew Nyemens entsprechend — oder besser dem Mnemogramm der Leute der LUX eins.

Später schrieb Marti, der Kommandant der LUX sieben, über die Besuche im Depot der Exterraner folgendes nieder:
»In dem Augenblick, zu dem wir den ersten Museumssaal erreichten, schien sich eine Wandlung in unserem Mark, dem Außerirdischen, zu vollziehen. Er betrat hoch aufgerichtet diesen Raum, und er ging langsam, bedächtig einen Schritt vor den anderen setzend, die Regale entlang. Unser anfänglich begonnener Disput über das Erschaute erstarb, wir standen am Eingang und beobachteten. Ich bin mir fast sicher: Mark nahm in den ersten Minuten nichts von alledem wahr, was sich da säuberlich gestapelt an den Wänden und auf den Tischen inmitten des Raums befindet.
Mark schritt da entlang, hielt die rechte Hand leicht vorgestreckt und strich unendlich sacht, beinahe zärtlich, über manche Gegenstände. Sein Blick wirkte matt — wie hinter einem Schleier —, und es stand zu befürchten, er stieße an, dann, wenn ihm der Raum oder das Ausgestellte einen Richtungswechsel gebot. Aber wie mechanisch vollzog er die nötigen Wendungen. Und dieses Stoische behielt er auch bei, als er uns beim Abschreiten der zweiten Seite das Gesicht zukehrte. Er befand sich geistig offenbar nicht bei uns. Und wenn er ab und an den Schritt verhielt und bei einem der Exponate länger verweilte, hatte ich auch keinen anderen Eindruck als den, er sähe durch dieses hindurch. Obwohl ich noch nie einen Mondsüchtigen gesehen habe, drängte sich mir sofort ein Vergleich mit einem solchen auf. Nach allen Schilderungen mochte sich ein derart gestrafter Mensch so bewegen. Und auch wir alle hatten die Furcht, etwas, ein Geräusch oder ein Ruf, könne unseren Mark zum Erwachen und damit zu Schaden bringen.
Es dauerte auch Sekunden, bis er, bereits wieder inmitten unserer Gruppe, zu uns und zu sich selber zurückfand. Es war in der Tat wie ein Erwachen, und er benahm sich anschließend, als sei er gerade mit uns eingetreten und hätte nicht bereits eine Solorunde im Saal absolviert. Nur langsam löste sich der Bann, und auch als wir uns über das, was dort ausgestellt ist, unterhielten — übrigens mit sehr einsilbiger und zurückhaltender Beteiligung Marks —, taten wir das in gedämpfter Lautstärke, obwohl die Außenmikrofone ohnehin nicht und die inneren auf individuelle Lautstärke geschaltet waren.
Als nächstes folgt ein ähnlicher Raum, dann offenbar schon der zentrale, der sich inmitten des Quaders befindet und in den vier Türen münden, an jeder Begrenzungswand eine. Wie sich dann herausstellte, ist der Riesencontainer innen absolut symmetrisch aufgebaut, nur dass die Räume, die sich unmittelbar an der Außenhaut befinden, offenbar mit weniger wertvollen Exponaten ausgerüstet scheinen. Einen weiteren Zugang von außen besitzt das Depot nicht.
Längst nicht alles, nicht die Raumaufteilung, die Türen und Standorte der Gegenstände und ihre Träger, stimmt mit dem Mnemogramm überein. Dennoch, darüber waren wir uns einig, fanden wir alles so vor, wie es unserer von Lew eingegebenen Vorstellung entspricht.
Der Schrein, eigentlich eine separate Kammer, der in gerader Linie vom Eingang hinter der zentralen Diele liegt, birgt die für uns — eigentlich wie erwartet — eindrucksvollsten Stücke: Die plastischen Abbildungen eines weiblichen und eines männlichen Exterraners.
Und obwohl diesmal Lew Nyemens Mnemogramm hervorragend bestätigt wurde, wir also auf diesen Anblick gefasst waren, standen wir minutenlang ergriffen. Das »Helft!« der Anderen schrie uns förmlich entgegen.
An diesem Schrein verfiel Mark abermals in eine Art Trance ...
Und ich muss sagen, uns überkam alle die gleiche Ehrfurcht, das Gefühl für die Größe des Augenblicks, wenngleich wir nicht das Primat der Entdeckung hatten. Wie musste seinerzeit jenen zumute gewesen sein, die an der gleichen Stelle den Kontakt mit einer anderen Zivilisation erlebten, die Verifizierung des alten Menschheitstraums gleichsam greifbar ...
Und wir haben wohl in diesen Minuten alle das Nämliche empfunden, als wir auf die Hände blickten, aus denen seinerzeit Dirk Sonen die Phiole entfernt hatte: Hochachtung vor jener Frau, die — als folgenschweren Irrtum zwar — den ersten Exterraner gebar und so vollendete Tatsachen schuf. Freilich, diese Tat wurde seinerzeit vielschichtig diskutiert, und nicht wenige verdammten sie als unverantwortlich, als Verbrechen gar. Nun, unverantwortlich war sie wohl. Aber wir von der Crew sind uns einig, sie war in erster Linie menschlich, getragen von tiefen menschlichen Emotionen, die nur jener nachempfinden kann, der zu dem fähig ist, was wir im allgemeinen als Zuneigung oder Liebe zum anderen Menschen bezeichnen, der Gefühle und Wünsche des anderen erahnt, respektiert und dafür auch bereit ist, Risiko — bis zum eigenen Untergang — zu tragen. Und es ist ein Glück, dass sich Menschen diese Fähigkeiten trotz aller Versachlichung des Lebens und allgemeiner scheinbarer und echter Oberflächlichkeit bewahrt haben. Nur so, in einer solchen Atmosphäre und hegenden Umgebung, im Schutz einer solchen Mutter, konnte jener Mark werden, werden zum Humanoiden, fähig, vor den Zeugen seiner Vergangenheit, vor der Hinterlassenschaft seiner Artgenossen ergriffen zu sein, mit ihnen über Jahrtausende hinweg gleichsam Zwiesprache zu halten. So jedenfalls fassten wir von der Mannschaft sein Verhalten auf, wir, die wir in diesen Augenblicken um ihn waren.

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