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Alfred Jude Dreyfus


Alfred Jude Dreyfus

Der nicht vollendete Justizmord
1. Auflage

von: Günther Fuchs, Hans-Ulrich Lüdemann

7,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: EPUB
Veröffentl.: 28.11.2012
ISBN/EAN: 9783863948696
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 229

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Alfred Dreyfus wurde am 9. Oktober 1859 in Mülhausen geboren, für Sterndeuter und andere Astrologen also im Zeichen des Sternbildes Waage. Das Bild der Waage wird bestimmt durch zwei Schalen, die sich im ungefähren Gleichgewicht befinden. So mag es bei Alfred Dreyfus zu Beginn und zum Ende seines Lebens gewesen sein. In der Kindheit und auf dem Bildungsweg schien seine Welt wohl noch in Ordnung zu sein. Auch als er das Glück hatte, die Tochter eines wohlhabenden Juweliers zu freien, stand sozusagen die Plus-Schale steil nach oben. Dass ihm altersmäßig sein Bruder Mathieu um zwei Jahre voraus war, sollte sich als reiner Glücksfall für die Waage Alfred Dreyfus' erweisen. Mit dem Geld seiner Frau Lucie bzw. des Schwiegervaters entwickelte sich der Offizier zu einem Lebemann und Schürzenjäger und die Gewichtung in seinem Dasein ließ die negative Schale Überhand gewinnen. Es sollte noch schlimmer kommen: als es ruchbar wurde, dass im Generalstab der französischen Armee ein Verräter den deutschen Militärattaché v. Schwartzkoppen mit geheimen Nachrichten versorgte. da fiel wie automatisch der Verdacht auf den Weiberheld und Spieler Alfred Dreyfus. Die Führung der Armee hätte es weit von sich gewiesen, dass sein Judentum nicht wenig zum Unheil des Hauptmanns beitrug. Antisemitismus spielte Ende des 19. Jahrhunderts und darüber hinaus eine bedeutende Rolle in der französischen Gesellschaft. Kurzum – ein Sündenbock war gefunden und am 15. Oktober 1894 wurde Dreyfus verhaftet. Die Anklage war schnell erhoben und der Volkszorn verlangte ein hartes Urteil gegen den jüdischen Hauptmann, der angeblich gegen etliche Silberlinge Verrat verübt hatte. Keine Zweifel quälen sie – Alfred Dreyfus war als deutscher Spion entlarvt. In der Folgezeit schmiedeten Militärs, oftmals wider bessres Wissens, an dem Komplott gegen ein ehemaliges Mitglied des Armeekorps. Nach einem Schauprozess wird er zu lebenslanger Haft auf die Teufelsinsel nach Französisch-Guayana verurteilt. Am 5. Januar 1895 erfolgt seine öffentliche Degradierung. Am 13. April 1895 tritt Alfred Dreyfus seine Haft in der lebensfeindlichen Strafkolonie an. Er ist am Boden zerstört, was ihn nicht hindert, immer noch an einen Justizirrtum statt an eine Intrige seiner Vorgesetzten zu glauben. Es betritt der ältere Bruder Mathieu die Szene. Dank seines Engagements finden Dreyfusards wie Zola oder Clemenceau eine gemeinsame Plattform.
VOLKES STIMME IM NACHHINEIN
1 ADEL VERPFLICHTET - WOZU?
2 GELD REGIERT DIE WELT
3 NICHTS GEHT MEHR - ODER ALLES?
4 WAS BRAUCHT EINE MENSCHLICHE SEELE?
5 EIN RAT DER GÖTTER TAGT
6 DER VATER DES SIEGES IM INTERVIEW
7 RECHT IST NICHT GERECHTIGKEIT
8 EIN ÖFFENTLICHES TRAUERSPIEL
9 JEDER ZWEIFEL IST VERBOTEN
10 KLARE FRONTEN ZU PFERDE
11 PICQUART CONTRA GENERALSTAB
12 MAJOR HENRY LEBE HOCH
13 WER GEHÖRT ZUM SYNDIKAT?
14 DIE STUNDE DES DENUNZIANTEN
15 INTERMEZZI Á LA ESTERHAZY
16 J'ACCUSE!
17 DIE RACHE DER ENTNERVTEN
18 DER SCHULDTURM WANKT
19 EIN EHRENVOLLER TOD?
20 STILLE HELDIN
21 HINTER UND VOR DEN KULISSEN
22 ES GEHT UMS NACKTE LEBEN
23 DAS LETZTE GEFECHT
24 LIEBER FEIGE ALS TOD
25 TUE GUTES - ABER REDE DARÜBER
WAS DANACH KOMMT
CHRONIK
Hans-Ulrich Lüdemann (Pseudonym John U. Brownman mit Co-Autor Hans Bräunlich) wurde am 4. Oktober 1943 in Greifswald geboren. Nach dem Abitur folgte ein Studium der Sportwissenschaften, Psychologie, Pädagogik und Germanistik an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität im vorpommerschen Greifswald.
Von 1966 bis 1969 arbeitete er beim Verlag Junge Welt Berlin. Danach war er freischaffend tätig als Journalist, TV-Kameramann und Schriftsteller.
1977 erlitt Hans-Ulrich Lüdemann einen Unfall als Reservist während seiner NVA-Wehrpflicht, der ihn zeitlebens in den Rollstuhl zwingt.
Er ist Autor von 20 Hörspielen für Kinder und Erwachsene, desgleichen sind 26 Buchtitel von ihm erschienen. Als wichtigstes Werk gilt sein autobiographisch geprägter Roman Der weiße Stuhl. Hans-Ulrich Lüdemann hat sich auch als Szenarist von TV-Filmen ausgewiesen. Schreiben ist für ihn Therapie. Seiner physischen und psychischen Stärkung dienten seit 1992 über zwei Dutzend Aufenthalte in Dänemark, Reisen nach San Francisco, Zypern, Toronto, Guernsey, Kapstadt, Florida, Dubai, Sydney und Singapur ...
Glückliche Rollstuhl-Tage in Kalifornien fanden ihren Niederschlag in San Francisco and so on Happy Rolliday I. Ein Reise-Essay zu Südafrika trägt den Titel Kapstadt und so weiter Happy Rolliday II. Das dritte Buch über eine Reise im Oktober 2002 mit dem Titel Florida and so on Happy Rolliday III erschien Januar 2005. Ein viertes Reise-Essay Dubai-Sydney-Singapur und so weiter Happy Rolliday IV schloss 2005 die Reihe Happy Rolliday ab.
Die Gesamtauflage seiner Bücher beträgt nahezu eine Million Exemplare.
Mitgliedschaften: SV der DDR 1974, VS 1990; IG Medien 1990.
1973 Hörspielpreis des DDR-Rundfunks, 1977 Kunstpreis des DTSB, 1982 Preis für Kinder- und Jugendliteratur des Kulturministeriums der DDR.
„Was habe ich nur getan, Mathieu, dass das Schicksal mich derart hart rannimmt?“
„Du bist wieder in Frankreich, Alfred!“
Es geht jetzt ans Erzählen und ein stark gealterter und müde wirkender Alfred Dreyfus beginnt, seinem Bruder Rede und Antwort zu stehen.
„Auf der Teufelsinsel in einer vergitterten Kammer. Auf der SFAX ebenso. Auf dem Kreuzer während der Überfahrt - morgens und abends eine Stunde zum Luftschnappen! Und jetzt im Militärgefängnis Rennes.“ Alfred Dreyfus lächelt bitter.
„Rede dir nur alles von der Seele, Alfred.“
Wir sehen, dass es den ausgemergelten Häftling plötzlich schüttelt. Offensichtlich friert er. Mathieu bleibt dieser Umstand nicht verborgen. Voller Sorge schaut er den um zwei Jahre jüngeren Bruder an.
„Obwohl draußen in der Bretagne Sommer ist“, sagt Alfred, „mein Körper kann sich nur schwer umgewöhnen. Fünf Jahre auf dieser Insel - acht Monate im Jahr ist dort Regenzeit!“
„Du wirst nicht lange hier in Rennes bleiben, Alfred. Das verspreche ich dir. Wir werden schon bald in die Schweiz fahren. Du wirst dich dort in einem Sanatorium schnell wieder erholen.“
Alfred Dreyfus winkt beschwichtigend ab: „Diese Zelle kommt mir ja geradezu schon wie ein Luxus vor, Mathieu. Gegen das, was vorher war. Ich stand Tag und Nacht unter Beobachtung. Fünf Aufseher! Und eines Tages - sie haben die Hütte mit einer Palisade umgeben. Die ist so hoch, dass ich fortan nicht einmal das Meer sehen kann. Die Wärter haben etwas von einer Flucht geredet und mich wochenlang nachts sogar mit einem Doppeleisen ans Bett gefesselt!“
Wir sehen Mathieu wie das leibhaftige schlechte Gewissen neben seinem Bruder stehen. Wie hatte er gefeixt, als damals seine Finte über eine Flucht Alfreds gierig von den Zeitungsfritzen aufgegriffen wurde. Und das nicht nur in Frankreich.
„Wenn da nicht der Gedanke an Lucie und an die Kinder gewesen wäre - Mathieu, ich wäre wahnsinnig geworden. Wieder und wieder habe ich meine Unschuld beteuert ...“ Die Stimme versagt Dreyfus, der trotz seiner vierzig Jahre auf uns wie ein Greis wirkt.
„Alfred - das Gerücht. von deiner Flucht, es stammte von mir. Ich wollte doch nur nicht, dass du in Vergessenheit gerätst!“
Alfred schüttelt den Kopf über soviel Unverstand oder Nichtwissen. Flucht? Von der Teufelsinsel kommt einer nur mit den Beinen voraus. „Mich bewegt etwas ganz anderes, Mathieu: Da kehre ich nach fünf Jahren der Marter zurück, in Hoffnung auf Gerechtigkeit. Denke mir, mein entsetzlicher Traum hat ein Ende. Glaubte, mit offenen Armen empfangen zu werden. Dass die Menschen ihren Irrtum erkannt hätten. Aber was ist: Überall ängstliche Gesichter. Kleinliche Verhaltensmaßregeln. Wieder Gefängnis. Und wieder vereinigen sich in mir die körperlichen Schmerzen mit den seelischen Schmerzen.“
„Wenn es dich tröstet: Die dir das angetan haben, Alfred, sind jetzt selbst zu Angeklagten geworden.“
„Von wem sprichst du?“
Mathieu richtet sich zu voller Größe auf, als klage er wie ein Rachegott folgende Männer an: „Die Generäle Mercier, de Boisdeffre und Gonse zum Beispiel. Solche Leute sind an deinem Unglück schuld, Alfred! Sie haben gelogen, Beweise gefälscht, unsere Freunde verfolgen lassen.
„Mathieu!“, entfährt es Alfred Dreyfus warnend. „Vergiss nicht, dass du von Offizieren der Französischen Armee sprichst!“
Mathieu läuft vor Zorn im Gesicht rot an: „In meinen Augen sind das Verbrecher! Sie haben von Anfang an gewusst, dass du unschuldig bist. Einen Sündenbock brauchten die - da kam ihnen der Jude Dreyfus gerade zupass!“
„Ich mag solche despektierlichen Reden nicht hören, Mathieu!", ruft der Jüngere. „Schließlich bist du kein Offizier.“

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