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Roman
1. Auflage

von: Uwe Berger

6,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 10.08.2013
ISBN/EAN: 9783863940690
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 167

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Die Handlung entwickelt sich vor und nach 1945. Schauplätze sind Berlin, Dresden und Paris. Der Ingenieur John steht zwischen zwei Frauen, der mit ihm verheirateten lasziven Helene, die nazifreundlich ist, und der attraktiven Carola, die in seinem AEG-Betrieb als Sekretärin arbeitet und einer linken Gruppe angehört. John verbirgt sie vor der Gestapo.
Carola kann nach Frankreich fliehen. John bleibt und hat Kontakt zu einem Mitglied der verschwörerischen „Teegesellschaft“. Von Helene geschieden, versucht John nach dem Krieg in Ostberlin mit der aus der Résistance selbstsicher zurückgekehrten Carola zu leben. Er, den die lauernde Gewalttätigkeit Helenes abgestoßen hat, erträgt auch die intolerante Starrheit Carolas nicht. Er sucht nach mehr.
Am Grabmal von Walther Rathenau erkennt er, wie sehr er mit den Verhältnissen in Ostberlin kollidiert, wie einsam er ist, und erliegt bald darauf einem Herzversagen.
Doch auch Carola hat ihre Schwierigkeiten und versöhnt sich nach dem Tod von John mit Helene. Das Leben lehrt sie, über sich selbst zu entscheiden.
Uwe Berger wurde 1928 in Eschwege geboren. Seine Jugend verlebte er in Emden und Augsburg. Mit 15 Jahren war er Flakhelfer bei Berlin. Anfang 1945 meldete er sich, um nicht zur Waffen-SS gezogen zu
werden, freiwillig zur Kriegsmarine. Im selben Jahr wurde er vorzeitig aus britischer Gefangenschaft entlassen. Während seines Studiums in Berlin (Germanistik, Kunstwissenschaft) arbeitete er im Volk und Wissen Verlag. Bald darauf wurde er in den Aufbau-Verlag geholt. Wegen eines positiven Gutachtens zu Hanns Eisler („Johann Faustus") maßregelte ihn die SED. Ermutigt sah er sich von Friedrich Wolf und Jahre danach von dem Schriftsteller und späteren estnischen Staatspräsidenten Lennart Meri.
Literarisch bedeutsame Reisen nach Nordrussland (Nowgorod) und Mittelasien, nach Sibirien und anderen Ländern unternahm er mit seiner Frau und Gefährtin.
Er ist 2014 in Berlin verstorben.

Bibliografie
Lyrik und Prosa
Die Einwilligung. Sechs Erzählungen
Straße der Heimat. Gedichte
Der Dom in dir. Gedichte
Der Erde Herz. Gedichte
Hütten am Strom. Gedichte 1946-1961
Rote Sonne. Skizzen und Aufzeichnungen
Mittagsland. Gedichte. Aufbau-Verlag
Gesichter. Gedichte. Aufbau-Verlag
Die Chance der Lyrik. Aufsätze und Betrachtungen
Bilder der Verwandlung. Gedichte
Arbeitstage. Aus dem Tagebuch 1964-1972
Feuerstein. Gedichte. Auswahl und Nachwort von Armin Zeißler
Lächeln im Flug. Gedichte
Backsteintor und Spreewaldkahn. Märkische Landschaften
Nebelmeer und Wermutsteppe. Begegnungen
Zeitgericht (Gedichte 1946-1975)
Leise Worte. Gedichte
Der Schamanenstein. Menschen und Orte
Lächeln im Flug. Ausgewählte Gedichte (1946-1978; russisch)
Nur ein Augenblick. 99 Reiseskizzen
Auszug aus der Stille. Gedichte
Das Verhängnis oder Die Liebe des Paul Fleming (Roman)
Die Neigung. Roman
In deinen Augen dieses Widerscheinen. Gedichte
Woher und wohin. Aufsätze und Reden 1972-1984
Das Gespräch der Delphine. Tierverse
Weg in den Herbst
Traum des Orpheus. Liebesgedichte 1949-1984
Last und Leichtigkeit. Oden
Flammen oder Das Wort der Frau
Suche nach mehr. Roman. 1989-1991
Atem. Liebesgedichte und Grafiken
Räume. Verse und Bilder
Pfade hinaus
Wegworte. Gedichte und Zeichen
Kater-Vater. Sinngedichte
Den Granatapfel ehren, Hundert Gedichte 1946 - 1989
Du wirst sein. Gedichte und Zeichen
Vom Sinn. Nachlese
Ungesagtem lauschen. Aus dem Tagebuch der Jahre 2000 bis 2012
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Das Gespräch der Delfine und anderer Tiere
Ein Schiff fährt über Land. Ostfriesland und das Meer
Auf dem dämmerigen Bahnsteig trat eine Frau auf ihn zu. Sie hatte ihren Mantelkragen hochgeschlagen und sich einen blauen Schal um den Kopf gewickelt. Zwei tiefdunkle Augen blickten ihn aus der Vermummung an.
"Herr Brehmer."
Erst jetzt erkannte John, dass es Carola war.
"Wie bin ich froh", sagte er erleichtert, "dass Ihnen nichts passiert ist. Wohin fahren Sie?"
"Gehen wir ein Stückchen", bat sie leise und eindringlich.
John sah, dass sie vor Kälte zitterte.
"Was ist los?", fragte er, während sie den Bahnsteig entlanggingen. Es fiel ihm ein, dass er diese Frage heute schon einmal gestellt hatte.
"Ich bin auf der Flucht. Ich weiß nicht, wo ich schlafen soll. Geh ich in mein Zimmer, bin ich dran. Die ich fragen könnte, sind verhaftet." Sie stieß die Sätze hastig hervor. Ihre Stimme klang heller als sonst. Sie sah ihm mit aufgerissenen Augen ins Gesicht, mehr prüfend als klagend oder bittend.
In der weißen Dunkelheit jenseits des Bahnhofs tauchten die Lichter des herannahenden Zuges auf.
"Lassen Sie mich überlegen. Sprechen Sie nicht weiter davon, wenn wir jetzt einsteigen. Tun Sie, als seien wir vertraut miteinander." Er nahm ihren Arm.
"Ich hab auf Sie gewartet. Ich wusste, dass Sie hier vorbeikommen." Es klang, als wolle Sie sagen: Ich wusste es, ich wusste, dass Sie mir helfen ...
Heulend fuhr der Zug ein. Mit einem Schwall von Fahrgästen schoben sich beide in das schwach erleuchtete Abteil.
John gestand sich, dass er erschrocken war. In seinem Kopf jagten sich die unterschiedlichsten Gedanken. Aber ich habe sie nicht abgewiesen, sagte er sich. Im Gegenteil, ich verhalt mich schon wie ein Mitverschworener. Tu ich es ihretwegen, meinetwegen? Keine Frage, ich verrate sie nicht. Das verlangt der Anstand. Verlangt er mehr? Ich muss mich jetzt, innerhalb weniger Minuten, entscheiden. Wo soll sie denn hin! klang es in ihm. Sieh sie dir doch an! Ihre unausgesprochene Bitte ablehnen heißt sie an ihre Verfolger ausliefern, oder dem eisigen Ende.
Eine Welle warmer Anteilnahme überflutete ihn.
Da stand sie, das verfrorene Hühnchen. Die Nase lief ihr. Sie zog hoch und versuchte, ihm zuzulächeln. Das Lächeln geriet ein wenig kläglich.
Und sie hat mir nichts vorgejammert, dachte er. Sie hat mir ihre Lage geschildert, nichts weiter. Wie viel Facon selbst noch in einer solchen Situation. Sie senkt den Kopf, und ihre Haltung drückt aus: Ich erwarte Ihre Entscheidung, ich werde mich ihr fügen, wie sie auch ausfällt. Sie hat sich mir anvertraut, weiß Gott ... Nun hab ich sie am Hals. Nun sieh zu, John.
Das Abteil war überfüllt. Sie mussten stehen. John beugte sich vor und sagte an ihrem Ohr, das zur Hälfte vom Schal bedeckt war: „Wir fahren bis zur Endstation.“ Er sagte es und war sich dessen bewusst, dass er eine Entscheidung getroffen hatte, die sein weiteres Leben verändern würde. Kann ich denn anders? dachte er. Es hat sich in mir entschieden.
Carola hob den Kopf. Sie nickte.
Eigentlich sollte ich mich etwas deutlicher ausdrücken, fand John im Stillen. Aber das wäre gefährlich, hier, wo fremde Ohren jeden Satz aufschnappen.

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