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Schau auf die Erde - Der Flug des Falken. Drittes Buch: Der lange Weg der Erkenntnis


Schau auf die Erde - Der Flug des Falken. Drittes Buch: Der lange Weg der Erkenntnis

Die rebellische Jugend des Friedrich Engels
Schau auf die Erde * Der Flug des Falken, Band 3 1. Auflage

von: Walter Baumert

7,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 14.02.2014
ISBN/EAN: 9783863945992
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 365

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Ein Mensch wächst ins Leben, ein Mensch, mit dem man lachen und weinen, zweifeln und hoffen kann. Der wohlbehütete Fabrikantensohn, mit überdurchschnittlicher Intelligenz begabt und von großem Gerechtigkeitsempfinden erfüllt, wird zwischen der Zuneigung zu den Eltern, der Liebe zu Gott und der Armut und Ungerechtigkeit in der nächsten Umwelt hin und her gerissen. Seine Versuche, sich aufzulehnen, bringen ihn oft in Bedrängnis und führen zur harten Entscheidung des Vaters, dass er Kaufmann zu werden habe. Nebenbei bildet er sich, sucht er Gleichgesinnte, streitet Nächte hindurch, schreibt Gedichte und liebt - das Arbeitermädchen Agnes, die todkranke Pianistin Magdalena, die wenig ältere Susanne, die kapriziöse Jane, dann lernt er Mary Burns kennen.
Ein junger Mensch in seinem Widerspruch, in seiner Entwicklung wird dargestellt: Friedrich Engels.
Die „gute alte Zeit“ um 1830 war keineswegs eine beschauliche Epoche.
Auch wenn der preußische Obrigkeitsstaat für Friedhofsruhe gesorgt zu haben scheint, gärt es in deutschen Landen.
In dieser Zeit des Vormärz wächst der junge Engels heran, Sohn eines Wuppertaler Textilfabrikanten. Schon früh stößt Friedrich auf den Gegensatz von industriellem Aufschwung und dem Elend der arbeitenden Menschen. Schritt für Schritt löst er sich aus der beengten Umgebung des Elternhauses. Begegnungen mit immer neuen Menschen geben Friedrich neue Anstöße, die Halbheiten manches Vorbildes reizen zum Widerspruch, das Unrecht zur Rebellion.
Das Buch erschien 1981 sowohl in der DDR als auch in der BRD und erreichte eine Gesamtauflage von 250 000 Büchern. Nach dem Buch entstand 1985 der 4-teilige Film für das DDR-Fernsehen der DDR „Flug des Falken".
Das 3. Buch schildert die Armeezeit in Berlin und die Ankunft in England.

INHALT:
Freier unter Freien
Triumph und Ohnmacht
Zu neuen Horizonten
Der Sprung ins Maschinenzeitalter
Im Zeichen des Mammons
Die Entscheidung
Freier unter Freien
Triumph und Ohnmacht
Zu neuen Horizonten
Der Sprung ins Maschinenzeitalter
Im Zeichen des Mammons
Die Entscheidung
Walter Baumert, Jahrgang 1929, Krieg und Gefangenschaft, Bauarbeiter, später Kulturfunktionär, studierte von 1952 bis 1958 Philosophie und wurde dann Mitarbeiter beim DDR-Fernsehen.
1959 begann er mit "Die grüne Mappe" als Fernsehautor, es folgten 20 erfolgreiche Fernsehspiele und Spielfilme, in denen er Grundkonflikte zwischen moralischem Anspruch und praktiziertem Opportunismus in der DDR aufgriff und einer dramatischen, stark emotional geprägten Gestaltung zuführte. Er verfasste Hörspiele und schrieb das Libretto für ein Musical.
1975 erschien sein Georg-Werth-Buch "UND WEN DER TEUFEL PEINIGT" (bis 1987 fünf Auflagen).
Für das Fernsehen der DDR schrieb er das Drehbuch für den historischen Fernsehfilm DAS ERMITTLUNGSVERFAHREN. In dem Film wird der Kampf des Untersuchungsgefangenen Ernst Thälmann gegen die Nazijustiz in dramatisch verdichteter Form wiedergegeben. Der Film, im eigenen Land kaum beachtet, wurde zu einem internationalen Erfolg (Hauptpreis der Intervision auf dem Fernsehfestival in Plowdiw 1981). Die Erstauflage des gleichnamigen Romans wurde 1985 vom Weltkreis-Verlag Dortmund besorgt.
Mit dem großen Entwicklungsroman über den revolutionär-demokratischen Aufbruch des jungen Friedrich Engels SCHAU AUF DIE ERDE (1981), der parallel in der Bundesrepublik unter dem Titel DER FLUG DES FALKEN erschien und zweifellos den bisherigen Höhepunkt seiner literarischen Laufbahn darstellt, schaffte der Autor den internationalen Durchbruch als Romancier (Gesamtauflage aller Auflagen und fremdsprachigen Adaptionen 250 000). Während der Roman in der Sowjetunion als Beitrag zur Perestroika enthusiastisch aufgenommen wurde, zogen die DDR-Presse-Medien es auf höheren Wink hin vor, diesen deutlich antiautoritären Schlüsselroman "aus jugendpolitischen Gründen" mit Stillschweigen zu übergehen.
Literatur- und Kunstpreise
Literaturpreis des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes 1959
Erich- Weinert-Medaille, Kunstpreis der Freien Deutschen Jugend 1960
Literaturpreis des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes 1961
Kinder- und Jugendbuchpreis des Ministers für Kultur der DDR
Hauptpreis der INTERVISION, Internationales Festival der Fernsehdramatik Plowdiw 1981. Im Kollektiv
Kunstpreis des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes 1982. Im Kollektiv
Kunstpreis des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes 1983.
Kunstpreis des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes 1987. Im Kollektiv

Rechts neben der Landstraße duckte sich eine Elendshütte, notdürftig aus allen möglichen Brettern und Blechen zusammengenagelt. Vor dem Eingang loderte ein mächtiges Feuer. Ein Krankentransportwagen und zwei Feuerwehrwagen hielten in einem schmalen Seitenweg. Leute mit hellen Mänteln und Gesichtsmasken hantierten mit Pumpen und Spritzschläuchen. Die Tür der Hütte stand offen. Lautes Frauengekreisch und Kinderschreien war zu hören.
Friedrich folgte Susanne, die dorthin eilte. Sie entdeckte Waldecks Chaise am Lattenzaun. „Bleib hier draußen!“, befahl sie Friedrich und wollte auf das Haus zugehen. Friedrich hielt sie zurück. „Kann ich nichts tun, Susanne?“, fragte er. Sie überlegte einen Augenblick, dann zeigte sie zum Krankenwagen. „Lass dir dort einen Schutzkittel geben.“
„Von Doktor Waldeck?“, fragte der Kutscher und wies nach hinten. „Suchen Sie sich einen aus.“
Friedrich, jetzt ebenso wie alle die Männer hier von einer nach Karbol stinkenden Schutzhülle umgeben, kehrte zu der Hütte zurück. Zwei Krankenträger trugen einen Mann aus der Behausung. Susanne versuchte, die in Lumpen gehüllte Frau, die sich unter Jammern an der Trage ihres Mannes festklammerte, loszureißen. „Wir sind verloren, wir sind verloren!“, schrie sie immer wieder. Die vier kleinen Kinder standen heulend, nicht begreifend, vor der Tür. „Werden sie ihn eingraben?“, fragte ein Junge.
„Nein“, antwortete Friedrich, „er ist ja nicht tot. Er kommt ins Krankenhaus, in ein schönes weißes Bett. Dort wird er wieder gesund.“
Zwei Männer waren dabei, das Strohlager, das Bettzeug, die Kleider, die der Kranke getragen hatte, im offenen Feuer zu verbrennen. Friedrich ging an die Haustür. Er sah, wie Dr. Waldeck mit den Feuerwehrleuten dabei war, eine chemische Flüssigkeit in das Elendsquartier zu spritzen. Er prallte vor den ätzenden Dämpfen zurück. Waldeck begrüßte ihn mit einem Kopfnicken. Er wandte sich an einen der Männer. „Machen Sie der Familie klar, dass sie hierbleiben müssen. Sie dürfen ihre Hütte nicht verlassen, bis die Quarantänezeit abgelaufen ist.“
Friedrich war entsetzt. „Aber dort können doch diese Menschen nicht wieder hinein!“
„Wo sollen sie sonst hin, junger Mann?“, erwiderte der Arzt. Ein Mann war dabei, mit Ölfarbe und einer Schablone einen Totenkopf auf die Haustür zu malen. „Einen Vorteil hat das“, stellte Waldeck fest. „Niemand kann sie in dieser Zeit auf die Straße setzen oder ins Arbeitshaus sperren.“
„Wer sollte das denn vorhaben?“
Sie gingen auf die Straße. Waldeck zeigte auf das Krankengefährt, in das eben die Trage hineingeschoben wurde. „Dieser da ist ihr einziger Ernährer. Wovon sollen sie jetzt die Miete bezahlen?“
„Miete? Für dieses Loch?“
Der Arzt antwortete nicht. Er zog die Maske vom Gesicht und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Schwager Jacoby hat diese Desinfektions- und Quarantänemaßnahmen in die Medizin eingeführt, äußerst rabiat, aber wirkungsvoll. Seitdem haben wir die Cholera unter Kontrolle. Hätte man früher auf ihn gehört, wären Ihr Hegel und etliche Tausend andere Menschen heute noch am Leben.“
Vom Krankenwagen war plötzlich wieder das Geschrei der Frau zu hören, die einer der Krankenwärter gewaltsam vom Wagen wegreißen musste und dabei zu Boden stieß. Dort lag sie in Weinkrämpfen. Friedrich bückte sich. Waldeck riss ihn zurück. „Hände weg!“
Friedrich griff nach der Brieftasche.
„Lassen Sie Ihr Geld stecken! Um allen den Tausenden zu helfen, die hier vegetieren, würde ein Vermögen nicht ausreichen.“
Der Krankenwagen fuhr davon.
Friedrich starrte auf die Frau, die sich mühsam vom Boden aufraffte, alle Verzweiflung der gepeinigten Kreatur im Gesicht. Er sah die Kinder hinter der Umzäunung, hilflos verloren ...
Nie im Leben wird er das Bild vergessen, nie, nie!
Susannes Hand riss ihn aus seiner Erstarrung. „Wir müssen weiter“, sagte sie. „Das Schlimmste steht uns noch bevor.“ Sie zeigte den Weg entlang über die Landstraße hinweg, wo sich am grauen Nachthimmel eine Kolonne dunkler riesenhafter Quadrate abzeichnete. „In den Familienhäusern.“
Auf dem Weg dorthin erklärte der Arzt: „Ein geschäftstüchtiger Unternehmer, der nicht weit von hier eine Fabrik betreibt, hatte die glorreiche Idee, aus dem Elend der Proletarierfamilien Kapital zu schlagen, und baute hier sieben solcher Kolosse. Für jede Familie nur ein winziges Zimmer, aber in einem Haus aus richtigen Steinen. Doch dieser Mann berechnete nicht, dass der Monatslohn, den er und seine Kaste ihren Arbeitern zahlen, nicht einmal ausreicht, um den Mietzins zu entrichten. So müssen sich drei und vier Familien eine ,Zelle' teilen, gerade so viel Platz für jeden, dass er sich nachts auf dem Stroh ausstrecken kann. Wenn da einer die Krankheit hat, sind zehn oder zwanzig Leute mit infiziert.“
„Und gibt es dort eine Erkrankung?“
„Leider. Vorerst muss ein Zimmer geräumt und ausgeräuchert werden. Aber die Leute haben sich eingeschlossen und verbarrikadiert. Sie wollen lieber elendiglich verrecken als aus ihrer Behausung gehen.“
Je näher sie kamen, um so unheimlicher wurden die hässlichen Steinkolosse, sechs, sieben Stockwerke hoch. Vor dem mittleren Gebäude standen Fahrzeuge. Blendlaternen tasteten in eine tunnelartige Hauseinfahrt.
Sie gingen an den Männern vom Seuchenschutz vorbei und kamen in einen von Schutt, Müll und dumpfem Geruch angefüllten Hinterhof. Nur zwei, drei Fensterlöcher waren erleuchtet. Sonst lag alles in schwarzer Dunkelheit und dumpfer Lethargie.
Plötzlich brüllte eine Stimme aus dem Querbau: „Aufmachen! Aufmachen!“ Dann durchbrachen harte Schläge die Stille. Waldeck beschleunigte seine Schritte. Er ging durch einen Hintereingang eine schmale Stiege hinauf in ein oberes Stockwerk. Sie kamen in einen von Laternen erleuchteten kasernenmäßigen Korridor. Polizisten, Krankenwärter und Feuerwehrleute waren aufgeboten. Einige waren dabei, eine Tür einzurammen. Krachend zersplitterte sie. Die Bewohner der Zimmer wurden gewaltsam aus dem Raum geschleppt. Alles, was sich im Zimmer befand, Kleidungsstücke, Strohsäcke, Wäsche, flog aus dem Fenster zum Verbrennen. Wohl zwanzig jammervolle Gestalten aller Altersstufen zählte Friedrich, Kinder, Frauen und Männer, die sich an ihre armselige Habe klammerten und sich mit letzter Kraft gegen den Abtransport zur Wehr setzten.
Friedrich war außerstande, irgendetwas zu tun. Er wollte helfen, einschreiten gegen die rohe Gewalt, deren Notwendigkeit er einsah. Endlich war der Raum menschenleer. Dr. Waldeck trat mit seinen Sprühleuten in Aktion. Der ätzende Geruch zwang Friedrich, sich ein Stück zurückzuziehen. Er lehnte sich an die Flurwand. Die Erschütterung lähmte alles Denken. Er war außerstande, die Tränen zurückzuhalten.
Susanne, die sich bis jetzt um die Säuglinge und Kleinkinder gekümmert hatte, trat zu ihm. Leise sagte sie: „Ich hatte dich gewarnt.“

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