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Schätze der Heimat


Schätze der Heimat

In Naturschutzgebieten entdeckt und fotografiert
1. Auflage

von: Wolf Spillner

6,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 29.04.2015
ISBN/EAN: 9783956553479
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 285

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Wolf Spillner war eine wunderbare Doppelbegabung - er konnte mindestens ebenso gut schreiben wie fotografieren. Und beides konnte er ausgezeichnet. Eines seiner wichtigsten Themen waren die Schönheit und der Schutz der Natur. Spillner, der wegen seiner antimilitaristischen Grundhaltung als junger Mann 1955 aus der alten Bundesrepublik im Jahre der Wiederaufrüstung in die DDR wechselte, darf man ohne Übertreibung als einen frühen Grünen bezeichnen, als es diese hier eigentlich noch gar nicht gab. Mit dem Thema Natur und Schutz hat er sich in Wort und Bild(ern) immer wieder auseinandergesetzt und versucht, eine naturfreundliche und naturschützende Haltung den Kindern nahezubringen, in und mit denen nach einem schönen Wort von Heinrich Mann die Zukunft gerettet wird.
Wie war es mit dem Naturschutz in der DDR bestellt? Eine Antwort darauf gibt dieser schöne Bild-Text-Band oder Text-Bild-Band – je nachdem man es betrachten möchte. Betrachten sollte man auf jeden Fall die wunderbaren Fotos des begeisterten Naturfotografen Spillner, für die er oft stundenlanges Warten auf sich genommen hatte. Und in jedem Falle des aufmerksamen Lesens wert sind die Beschreibungen der insgesamt 14 Naturschutzgebiete – aus jedem der damaligen 14 DDR-Bezirke war eines ausgewählt worden -, dessen Vergnügen schon bei den Überschriften wie „Tanzplatz der Kollerhähne“ oder „Hirschkäfer und Honig“ beginnt und sich in den ausführlich-kenntnisreichen Beschreibungen fortsetzt.
Ein Beispiel gefällig? Hier ist es:
Eine Insel der Großstadt
Bezirk Schwerin: Das Naturschutzgebiet Kaninchenwerder
Größe: 53 Hektar
Im Text räumt der Autor mit einem Missverständnis in Bezug auf Kaninchenwerder auf:
Nun sind Kaninchen weder auf der Insel Hiddensee noch auf diesem Werder wirklich heimisch. Vielmehr sind sie von Menschen eingebürgert worden. Auf dem trockenen, sandigen Hochland der Ostseeinsel fühlen sie sich bis heute wohl, auf der Insel im Schweriner See aber wird es ihnen niemals gefallen haben. Sie ist zu schwergründig und zu feucht. Wildkaninchen mögen es warm und trocken, denn sie stammen aus dem Mittelmeergebiet. Von dort sind sie im Mittelalter über Spanien auch nach Deutschland gebracht worden. Sie sollten dem Adel als Jagdwild dienen, und sie waren damals noch selten. Deshalb setzte man die teuren Tiere auf einer Insel aus. Da waren sie vor Feinden gut geschützt und konnten kaum entweichen.
Tanzplatz der Kollerhähne
Eine Insel der Großstadt
Ein echter Wald
Treffpunkt der wilden Gänse
Steppe an der Oder?
Mücken, Störche und Libellen
Hirschkäfer und Honig
Pflanzen auf Salz
Falter über Gips und Heide
Blumen, Wald und klares Wasser
Orchideen an der Autobahn
Knoblauchduft im Blütenwald
Am gezähmten Wildfluss
Kind des Regens
Geboren 1936 in Herzberg am Harz, ist ein deutscher Autor und Fotograf
Aus seinem Geburtsort zog seine Mutter mit ihm in ein winziges Holzhaus am Rande der Lüneburger Heide, als er 13 Jahre alt war. Mit 16 Jahren wurde er Waise. In Mainz war er mehrere Jahre Volontär einer naturwissenschaftlichen Jugendzeitschrift. Als die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland akut wurde, übersiedelte er 1955 in die DDR. Er war in Schwerin etliche Jahre als freier Bildreporter tätig. Auch wurde er für acht Jahre Betonfacharbeiter und nutzte seine Freizeit, um Material für seine ersten Bücher zu erarbeiten. Ab 1967 freiberuflich als Autor und Fotograf tätig. Er wohnte zwei Dutzend Jahre in einem 17-Seelen-Dorf zwischen Wismar und Schwerin in der Naturlandschaft Mecklenburgs am Dambecker See. Heute lebt Wolf Spillner in Ludwigslust.
Spillner arbeitete zunächst als Journalist. Später betrieb er ornithologische Studien und galt als einer der profiliertesten Naturfotografen der DDR. Dabei widmete er sich insbesondere der Beobachtung des Sozialverhaltens koloniebrütender Vögel. Beeinflusst von Werner Lindemann wurde er Mitte der 1970er Jahre zum Autor von Kinder- und Jugendbüchern, von denen einige auch verfilmt wurden. Sein bekanntestes Buch Taube Klara wurde in 8 Sprachen übersetzt und 1991 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Seit einigen Jahren hat er sich der digitalen Fotografie zugewandt, sowie per Fahrrad und Kajak Nordamerika, Nordskandinavien, Neuseeland und Jakutien bereist.
Eine der schönsten Naturwaldzellen liegt in Mecklenburg, nicht weit entfernt von der kleinen Stadt Feldberg. Dort, wo die Weichselkaltzeit klare Seen in einer kuppigen Moränenlandschaft zurückgelassen hat, stehen die größten und ältesten Rotbuchen unseres Landes im Naturschutzgebiet »Heilige Hallen«. Nun ist ja Mecklenburg wahrlich nicht arm an Buchenwäldern, die im Herbst in kupferner Pracht leuchten. Die Landschaften zwischen Schwerin und der Friedländer Wiese, bis hinauf zur Kreideküste der Insel Rügen, sind ohne die silbernen Buchenstämme gar nicht denkbar. Doch nirgends in all den vielen Buchenwäldern sind solche Baumriesen herangewachsen wie in diesem Schutzgebiet.
Niemand weiß es ganz genau, aber die Forstleute schätzen, dass in den »Heiligen Hallen« seit etwa einhundert Jahren keine forstlichen Eingriffe mehr vorgenommen wurden. Die ältesten Buchen des Schutzgebietes mögen ihre Keimblätter wohl vor dreihundert Jahren aus braunen Bucheckern geschoben haben. Seither sind sie mit anderen Buchen im Wettstreit dem Licht entgegengewachsen. Manche Kronen haben Höhen von mehr als fünfzig Metern erreicht!
Mächtig und eindrucksvoll muss dieser Buchenwald bereits vor einhundert Jahren gewesen sein. Damals gab es den Namen »Heilige Hallen« schon. Die aufstrebenden Säulen der silbergrauen Stämme unter dem gewölbten Kronendach wurden mit einem Kirchenschiff verglichen. Jedoch liegt die Besonderheit dieses Buchenwaldes nicht allein in der Höhe und der Mächtigkeit seiner ältesten Bäume. Wichtiger ist die gesamte Entwicklung des Buchenbestandes. Der Eindruck einer großen Halle mit mächtigen Säulen ist nämlich täuschend! Eine Vielzahl von Bäumen ist sowohl in der Höhe wie auch im Stammdurchmesser sehr unterschiedlich. Das haben genaue Untersuchungen ergeben. Von der daumengroßen Jungbuche bis zur Fünfzigmeterriesin sind alle Größen vorhanden! Zwei Höhenstufen sind allerdings besonders auffällig. Das sind Buchen zwischen 10 und 14 Metern und Bäume, die 38 bis 44 Meter hoch sind. Sodann gibt es sehr starke, bereits am Waldboden liegende Buchen. Sie haben sich überlebt, sind morsch und altersschwach gestürzt, und im Kronendach entstand eine große Lücke.
Wo im lichtarmen Hochwald alte Bäume stürzen, kann wieder Licht zum Boden dringen. Dort, wo in den Mastjahren dann dreikantige Bucheckern massenhaft aus den stachligen Fruchthüllen herabfallen, wo die Wildschweine nach ihnen im Falllaub wühlen und so ein Saatbett bereiten, keimen im Frühjahr Hunderte von Jungbuchen über der Braunerde. Allerdings können nur wenige Buchenkeimlinge zu Bäumen heranwachsen, denn auch die Bodenpflanzen breiten sich überall dort wieder aus, wo sich der Wald durch Windwurf und Altersschwäche lichtet und in den natürlichen Zerfall übergeht. Dann machen Brennnesseln und Himbeeren den Jungbuchen das Leben schwer. Dennoch setzen sich genügend Bäume durch und schließen die Lücken im Walddach. So befindet sich der natürliche Buchenwald im steten und langsamen Wechsel von Werden und Vergehen.
Ehe die Buchenkronen ihr geschlossenes Schattendach entfalten, blühen am Waldboden unter ihnen Busch-Windröschen, Goldnessel und Sauerklee. Das Einblütige Perlgras schiebt seine Blattspitzen und treibt dann seine Blüten. Keine andere Bodenpflanze ist unter den Buchen so häufig wie diese Grasart. Die Botaniker nennen jene Pflanzen, die das Bild einer Lebensgemeinschaft deutlich prägen, Leitpflanzen. Die »Heiligen Hallen« sind ein typischer Perlgras-Buchenwald. Auch deshalb steht das Gebiet unter Schutz, denn nirgends sonst ist diese Pflanzengesellschaft in einer solch reinen Ausprägung zu finden. Lediglich auf den Kuppen der Endmoräne gedeihen ein paar Hainbuchen im Rotbuchenbestand, und die wenigen Trauben-Eichen am Südhang können das Bild des reinen Perlgras-Buchenwaldes kaum beeinflussen.
Man könnte meinen, ein Wald, der sich nur aus einer einzigen Baumart, der Rotbuche, zusammensetzt, müsse langweilig sein und eine artenarme Tierwelt haben. Das ist ein Irrtum! Etwa siebentausend verschiedene Tierarten leben in Buchenwäldern. Allerdings gehören fünftausend von ihnen in das Riesenreich der Insekten, von der Gallmücke bis zur Schlupfwespe, von Schmetterlingen bis zu einer Fülle von Käfer- und Fliegenarten. Die Anzahl der Wirbeltiere nimmt sich dagegen mit etwa einhundert Arten recht bescheiden aus. Der »Rest« von immer noch zweitausend anderen Tierarten sind die Einzeller in der Bodenschicht, sind Spinnen und Weichtiere und Würmer. Alle aber stehen sie in vielfach verflochtenen Beziehungen zueinander und zu den Riesenpflanzen über ihnen, den Buchen. Die großen Bäume liefern und bieten alles, was die Kleineren zum Leben brauchen - Nahrung, Wohnung, Schutz, ein ausgeglichenes Kleinklima und mit den jährlich fallenden Blättern zugleich den Grundstoff für die Humusbildung zur Erneuerung des Waldbodens.

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