Details

Roter Platz und ringsherum


Roter Platz und ringsherum

Von einer Putjowka nach Moskau
1. Auflage

von: Uwe Kant

4,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: EPUB
Veröffentl.: 26.06.2023
ISBN/EAN: 9783965219465
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 50

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Ein Besuch in Moskau in den 1970er Jahren, als die Stadt noch die Hauptstadt der Sowjetunion war. Mischa erklärt dir, wieso die Russen gleich drei Namen haben.
Der Autor führt dich durch die große Stadt Moskau: Du gehst über den Roten Platz, hörst den weltberühmten Glockenschlag vom Spasski-Turm an der Kreml-Mauer, siehst die bunt leuchtenden Zwiebeltürme der Basilius-Kathedrale …
Putjowka
Vom Fliegen oder vom Besonderen
Russische Sitten
Hunde
Grüne, zappelnde Beine
Kleine Ausflüge
Elche
Der gute Rat der Fußbodenpflegerin
Für fünf Kopeken abwärts in den Himmel
Wie der Dichter Majakowski ausgesehen hat
Dolmetscherin Tanja
Moskauer Sommerzeichen
Köche
Die Höhe des Moskauer Fernsehturms
Die Brautleute in Herrn Tolstois Garten
Von Tolstois Haus
Pawlowitsch
Detski Mir
Die Parade, die nicht ausgefallen ist
Choroscho, das heißt: gut!
Zwei Märchen aus der Sowjetunion
Zahlen – Daten – Wissenswertes
Oktoberkinder …
Geboren am 18. Mai 1936 in Hamburg-Lurup als viertes Kind eines Gärtners. Wegen der drohenden Bombenangriffe zog die Familie 1940 ins Haus seines Großvaters in Parchim. Dort legte er 1956 sein Abitur ab und studierte anschließend Germanistik und Geschichte in Rostock und Berlin. Von 1961 bis 1964 arbeitete er als Lehrer in Lübbenau und veröffentlichte gleichzeitig erste literarische Arbeiten. Von 1964 bis 1967 arbeitete er als Literaturredakteur der Zeitschrift „Magazin“. Seit 1967 ist er freischaffender Journalist und Schriftsteller. Er war in der DDR ein erfolgreicher Kinder- und Jugendbuchautor, seine Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Zwei Bücher wurden von der DEFA verfilmt: 1971 „Das Klassenfest“ unter dem Titel „Männer ohne Bärte“ und 1977 „Der kleine Zauberer und die große Fünf“.
1978 erhielt er den Nationalpreis III. Klasse für Kunst und Literatur, 1981 noch einmal, gemeinsam mit Winfried Junge und Hans-Eberhard Leupold. Von 1999 bis 2020 lebte er in Neu Ruthenbeck in der Gemeinde Friedrichsruhe, seit 2020 in Panketal.
Für fünf Kopeken abwärts in den Himmel
Fünf Kopeken – das ist wenig Geld. Aber ein Fünfkopekenstück braucht unbedingt, wer mit einfahren will, abwärts in den Himmel. Die Fünfkopekenmünze ist mehr ein Schlüssel oder ein Ausweis als ein Geldstück. Niemand schleppt sie gern mit sich herum, denn sie ist schwer. Jeder braucht sie, wenn er Metro fahren will. Und die Metrostation Majakowskaja, der Majakowski-Bahnhof, ist der Ort eines besonderen, unterirdischen Himmels.
Du hast kein Fünfkopekenstück? Nicht schlimm. Kleinigkeit. Gleich hinterm Eingang steht eine ganze Brigade Wechselautomaten.
Stumm, ohne viel Gerumpel und Gepumpel, verwandeln sie dein Fünfzehnkopekenstück in drei Fünfkopekenstücke. Wie? Du hast nur einen Dreirubelschein? Auch nicht schlimm. Eine Kleinigkeit. Wir gehen zu dem Schalter, der wie ein Fahrkartenschalter aussieht. Eine Frau sitzt dort hinter Bergen von Münzen. Die gibt dir, wessen du bedürftig bist. Nun komm und geh uns nicht verloren. In den zehn Sekunden, die vergangen sind, strömten außer uns hundert andere Menschen durch den Eingang. Und wieder hundert eilen zum Ausgang. Also vorwärts und nicht zurückgeblieben! Schon lädt sich dort die endlose Schlange der Rolltreppe Mensch um Mensch auf den biegsamen Rücken und trägt sie rasch in noch unsichtbare Tiefen. Schon hören wir’s rollen und rauschen. Gleich sehen wir mehr. Vorher aber kommt der große Augenblick unseres Fünfers. Sieben oder acht oder zehn kleine Tore, Pforten, stehen uns offen. Nein. Halt. Entschuldigung. Jetzt hab ich mich aber falsch ausgedrückt. Sie sehen nur offen aus. Jedoch leuchtet im rechten Pfosten hinter einem Glasfensterchen rotes Licht. Und wenn du schon die kyrillischen Buchstaben lesen kannst, so liest du das Wörtchen stopp. Das sieht so aus: „Stopp, bitte gütigst um Bezahlung“, sagt der automatische Wächter und Kassierer. Spricht zu uns mit rotem Licht. Ach, versuch nur nicht, achtlos daran vorbeizugehn. Ach, wie wird man dich fangen! Wie schießt sogleich blitzgeschwind vor dir und hinter dir ein kleines, festes Gitter aus seinem Versteck. Wie durchdringend heult eine unsichtbare Hupe auf. Wie wird die Frau, die die Aufsicht führt, dich streng kritisieren. Wie wirst du am Ende dastehen, einem begossenen Pudel gleich.
Wir versuchen so etwas natürlich nicht. Wir haben ein Fünfkopekenstück. Das schieben wir in den Geldschlitz, wie es sich gehört. Auf leuchtet ein grünes Licht im anderen Fensterchen, hindurch schreiten wir wunderbar, kein Gitter schnappt, keine Hupe heult. Das hat die große kleine Münze gemacht, die ein Ausweis ist und ein Schlüssel zugleich.
Und wir sind nun längst auf der Rolltreppe nach unten. Unterwegs –jedoch noch nicht angekommen. Denn dies ist eine Rolltreppe, kein Rolltreppchen. Auf dieser Rolltreppe kannst du dir in aller Ruhe beide Schuhe auf- und wieder zubinden oder gründlich deine Brille putzen, bis sie blitzt wie lange nicht mehr. Von oben her gesehen werden die Kugellampen immer kleiner wie die Laternen an einer langen, geraden Straße. Und als wir unten sind, fährt gerade unser Zug aus dem Bahnhof. Keine Sorge. In drei Minuten oder in zwei oder gar schon in einer Minute kommt der nächste. Wir werden einige Züge davonfahren lassen, denn wir brauchen Zeit, um den Himmel anzugucken. Richtig. Wo ist denn nun dieser Himmel? Der Himmel ist wueder dort, wo er hingehört: überunseren Köpfen. Mach ein paar Schritte und leg den Kopf weit in den Nacken. Dann siehst du ihn. Ein Künstler, ein Maler namens Alexander Alexandrowitsch Deineka, hat hier auf der Station Majakowskaja, viele Meter unter dem Majakowski-Platz, etwas gemacht, was auch die allerbesten Tunnelbauer beim allerbesten Willen nicht machen konnten. Hat uns, dieser Teufelskerl, mit Kunst und Klugheit den Tunnel durchsichtig gemacht nach oben hin. Deineka hat einfach die runden Flächen in der Tunneldecke mit Mosaiken versehen. Einfach? Nun, der Gedanke war einfach – wie viele gute Gedanken. Aber die Arbeit war sehr schwer. Ein Mosaik, das ist ein Bild aus vielen tausend verschiedenfarbigen Steinchen. Aus blauen Steinchen für einen blauen Himmel, gelben Steinchen für eine gelbe Hose und so weiter. Der Maler hat die Farben erdacht und die Zeichnung geschaffen. Dann wurde Steinchen um Steinchen das Bild zusammengesetzt. Eine sehr schwere Arbeit für Kopf und Hände. Und das Schönste daran ist: Wir merken nichts mehr von der Schwere, sehen nichts mehr davon. Alles sieht sommerleicht und sommerluftig aus. Ein Flugzeug, ein lustiger Doppeldecker, kurvt dort über uns am blauen Himmel; ein Stabhochspringer schwingt sich schier hinauf bis in den blauen Himmel; Fallschirmsportler schweben herab vom blauen Himmel, Basketballspieler recken die Arme hoch zum blauen Himmel; Wolken stehen sehr weiß vorm blauen Himmel, und unterm blauen Himmel stehen wir und können uns freuen. Das ist es, was man Kunst nennt.

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