Wie Petermännchen zu Hut und Stelzen kam

 

Sagenhafte Märchen und zwei Geschichten

neu erzählt von

Erika Borchardt

 

 

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Wie Petermännchen zu Hut und Stelzen kam

Vor vielen, vielen Jahren kam einst ein kleiner Mann nach Pinnow. Das war ein Dörfchen nahe der Fürstenstadt Schwerin, im Mecklenburger Land gelegen. Woher er kam, konnte niemand sagen. Die Menschen hatten andere Sorgen, als sich um einen kleingewachsenen Mann zu kümmern. Mehr als genug war zu tun. Vom frühen Morgen bis zum späten Abend arbeiteten sie, um für sich und ihre Kinder das tägliche Brot und einen Becher Milch zu erhalten.
Es war schon spät am Abend. Die Bauern ruhten nach getaner Arbeit endlich aus. Einige saßen im Dorfkrug und tranken ihr dünnes Bier. Zu ihnen gesellte sich der Fremde. Misstrauisch wurde er beäugt. Manche schauten auch belustigt auf die Gestalt, klein wie ein Kind von zwölf Jahren und doch ein ausgewachsener Mann. Die Neugier ließ die Bauern zusammenrücken, um dem Fremden einen Platz in ihrer Mitte anzubieten. Bald wussten sie, dass der kleine Mann Peter hieß und das Schmiedehandwerk erlernt hatte. Das kam ihnen sehr gelegen. Der alte Dorfschmied war vor einiger Zeit verstorben, und bisher hatte sich niemand gefunden, der an seine Stelle treten konnte. Obwohl die kleine, wenn auch gedrungene Gestalt des Fremden für diese schwere Arbeit nicht geschaffen schien, ergriffen die Bauern doch die Gelegenheit beim Schopfe, lieber ein kleiner Schmied als gar keiner, dachten sie, spendierten Peter ein Bier, und bald darauf stand er bei ihnen in Lohn und Brot. Schon am nächsten Morgen machte sich dieser an die Arbeit. Als erstes fegte er die Schmiede aus, legte sich dann das Handwerkszeug zurecht, entfachte ein lustiges Feuer, und los ging's. Viele nützliche Dinge stellte Peter her, Pflüge und Eggen für die Bearbeitung des Ackerbodens, Sensen und Sicheln für das Schneiden von Gras und Getreide, Hufeisen für das Beschlagen der Pferde und handliche Messer für die Küche, Tag für Tag. Die Bauern staunten über den kleinen Mann, und der Dorfschulze pflegte oft zu sagen: „In dem Kleinen steckt mehr als in zwei Großen.“