Impressum

Max Walter Schulz

Triptychon mit sieben Brücken

Roman

ISBN 978-3-95655-270-0 (E-Book)

 

Die Druckausgabe erschien erstmals 1974 im Mitteldeutschen Verlag, Halle und im Damnitz Verlag, München.

Gestaltung des Titelbildes: Ernst Franta

 

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«Und doch habe ich nie einen Menschen getroffen, der wiederum so weise gewesen wäre, dass er nicht trotzdem gern erfahren hätte, wohin diese Geschichte steuert und welche guten Lehren sie darbietet. Nun, sie wird sich nie scheuen, sowohl zu fliehen, wie zu jagen, zu entweichen und zurückzukehren, zu schmähen und zu ehren. Wer mit allen diesen <Chancen> umzugehen versteht, der allein ist ein rechter und kluger Mann. Der versitzt sich nicht und vergeht sich nicht, sondern er erkennt seinen rechten Platz. Die Gesinnung, die sich in der Gemeinschaft falsch ausrichtet, ist reif für das Höllenfeuer und wie ein Hagelschlag für die rechte Würde des Menschen. Ihre Treue hat einen so kurzen Schwanz, dass sie schon den dritten Stich nicht abzuwehren vermag, wenn sie in den einsamen Wald läuft und von Bremsen überfallen wird.»

Aus dem Parzival

 

Prolog in der Morgenstunde

Außer Johna nichts Unerwartetes

Sie ist davon wach geworden. Zwischen Tau und Tag, als es in der Ferne einsetzte und vorerst nur schwach und unbestimmbar zu hören war, ist sie schon davon wach geworden. Für eine Weile hat sie geglaubt, ein Volk von Mühlenderleins Bienen hätte sich in absurder Verspätung zum Schwärmen aufgemacht und hätte sich irgendwo in der Nähe draußen vor den offenen Fenstern der Loggia niedergelassen. Als es aber immer näher kam und als es bestimmbar wurde und als es in immer neuer Woge andrang, wenn die vorherige verebbte, da wusste sie, was dieses Dröhnen in der Luft bedeutete. Da hat sie nach seiner Hand getastet und ihn gerufen. «Rux!» hat sie ihn gerufen. Nicht laut, aber gerade so scharf, als ob er dieses Widersinnige herbeibeschworen hätte. Er und kein anderer. Er ist gleich wach geworden und wäre auch gleich auf den Beinen gewesen, den feuchtkalten Umschlag zu bereiten, der ihr bei solcher Schwüle noch immer am besten hilft gegen das Klemmen und Jagen des Herzens. Sie lässt ihn aber nicht aufstehen. Sie hält ihn unwillig bei der Hand zurück. Ob er’s denn nicht höre! Da hört er’s auch. Erst jetzt hört er es auch. Und begreift sofort, was es ist. Begreift es in der Geschwindigkeit, in der eine Erleuchtung begreifen macht. Und hat die Möglichkeit einer solchen Lösung noch gestern Abend vor ihr bestritten. Sanft nachdrücklich, als spräche er zu einem Kind, hat er es gestern Abend noch vor ihr bestritten. Nun nimmt sich das Unmögliche von gestern Abend dröhnend zurück. In den Lärm schwerer Motoren mischt sich das Rasseln und Scheppern von Raupenketten auf gepflasterter Straße. Das hört man deutlich bis hier herauf nach Siebenhäuser. Die Straße, die unweit des Dorfes, tiefer gelegen, zwischen den Höhen über die Grenze führt, ist eine Pflasterstraße.

Der Morgen ist angebrochen. Der sanften Nachtigall ist alles vergangen. - Nichts hat sie gesagt. Nur keine Worte machen, die sich bilden wie Blasen über unsicherem Grund. Schon «Rux» war da zuviel gesagt. Da gehören Steine darüber geschüttet, eine ganze Last. Das wird sie wohl auch tun müssen. Er schweigt. Er stemmt die Fingerknöchel der geschlossenen Faust in die Kerbe der Nasenwurzel. So denkt er, wenn es ihn anstrengt, zu denken. Ihm geht das Bild vom Gordischen Knoten durch den Kopf. Bilder liegen seinem Denken manchmal doch am nächsten, werfen sich in Worte wie in alte Kleider. Erscheinen, bewegen sich, geben Sinn, geben keinen. Darüber muss der Denkende entscheiden. Wer den Riemenknoten zwischen Deichsel und Joch des Wagens zu lösen vermochte, dem war das Königreich ge- weissagt. Alexander zerhieb den Knoten mit dem Schwert. Alexander der Große... Er lässt das Bild ein altes Bild sein. Er entscheidet sich dagegen. Es ist ihm zu klein. Es deckt sich ihm nicht mit dem Sinn des unerhörten Ereignisses. Nicht doch, denkt er, nur nicht mehr diesen penetranten Einmannsgeruch dieser alten Bilder. Was jetzt zu sagen ist, denkt er, muss aufs Ganze zutreffen. Er sieht seine Frau an. Er sagt zu ihr:

«Es ist das Notwendige, Johna. Ich denke, jetzt können wir wieder aufatmen.»

«Ja», sagt sie, «mir schnürt es die Kehle zu.»

Aber sie haben Zutreffendes miteinander gesprochen. Jeder hat das Seine gesagt. So ist wenigstens Helligkeit aufgebrochen. Zunächst fällt sie als Zwielicht in die Szene. Das leuchtet und blendet gleichermaßen. Doch so geht es zunächst einmal ganz natürlich zu. Zunächst einmal. Auf die Dauer, das ist ihnen bewusst, lässt sich in der bloßen Natürlichkeit des Zwielichts nichts Genaues, Zutreffendes erkennen. Weder im Leben noch in der Liebe, noch in der Wissenschaft, noch nicht einmal in der Kunst. Immerzu blinzeln oder glotzen oder durch die Finger sehen, beschädigt als Gewohnheit bekanntlich die Charaktere. Denn es verursacht das Zwinkern. Was sie und ihn angeht, die beiden Leute, die da früh beizeiten hellwach geworden sind: zugezwinkert haben sie sich nicht.

Und was sie gesagt haben, ist auch nicht der Überraschung geschuldet. Sie hat außer Johna von ihm nichts anderes erwartet. Und er trotz dieses Wortes, das ihnen beiden mehr als bloße Zärtlichkeit bedeutet, auch nichts anderes von ihr. Für den Augenblick ist von ihr nichts anderes zu erwarten gewesen. Damit wird auch ausgetan, dass sie beide dem unerhörten Ereignis des Tages nicht völlig unvorbereitet gegenüberstehen. In den letzten Wochen, als sich entgegen den Erwartungen der voraufgegangenen gemeinsamen Erklärungen die Lage in Prag immer mehr verwirrte, als sich in- und ausländische Liquidatoren mit behördlicher Genehmigung schon stabsmäßig in der Stadt einrichteten, da hat er, da hat auch sie begonnen, mit der Möglichkeit, die nun Tatsache geworden ist, als mit der Ultima Ratio zu spielen. Er vertrat in diesem Gedankenspiel die Theorie und das Prinzip, sie ihre Weltempfindung. Zurzeit ist sie sehr weltempfindlich. Miteinander darüber gesprochen haben sie aber nicht. Er fürchtete ihre erregte Fantasie, sie fürchtete die zu erwartende, ihrem Empfinden hart zuwiderlaufende Konsequenz. Und wenn sie stattdessen seine sanft täuschende Nachsichtigkeit in Kauf nahm, so geriet sie nichtsdestoweniger dabei mit ihm und mit sich selbst ins Arge. Die Unfairness der Nachsichtigkeit geht zu ihren Lasten. Denn sie hat sie geduldet. Dabei hätte sie ihm helfen können, ihrem Theoretiker, ganz praktisch durch ihren Widerspruch. Er weiß doch, dass ihr Widerspruch zu jenem Ganzen strebt, zu dem er auch unterwegs ist. Wenn er das nicht wüsste! Und sie, hat sie denn nicht bemerkt, dass er im letzten Monat mit der Arbeit am aktuellen Teil seines Forschungsthemas nicht mehr weitergekommen, dass er noch einmal zurückgegangen ist auf die historischen Traditionen? Er schreibt in einem Kollektiv über Macht und Geist der herrschenden Arbeiterklasse. Die Mitarbeit bedeutet eine Auszeichnung für ihn, bedeutet auch für zwei Jahre keine regelmäßigen Lehrverpflichtungen, bedeutet zum anderen, dass er zu Hause arbeiten, sich um die täglichen Dinge kümmern und für sie da sein konnte während ihrer sicherlich langwierigen Genesung. Hatte sie ihm denn nicht versprochen, seine Arbeit aufmerksam zu verfolgen, die Kapitel mit ihm zu diskutieren, zu entwerfen, ihm zu helfen nach ihren Kräften? Es geht ihr nicht gut.

Es geht ihr aber schon wieder besser. Besser, als nach dem Grad der Ermattung der Herzkranzgefäße zu erwarten gewesen wäre. Sie spürt tatsächlich, dass es ihr besser geht, als zu erwarten gewesen wäre. Und trotzdem ist eine nachhaltige Unsicherheit über sie gekommen, wo stabile Hoffnung das Folgerichtige gewesen wäre. Füßlers unerwarteter Tod in der vorigen Woche hat das Seine noch dazu beigetragen. Die Ursache sitzt tiefer. Wie von ungefähr - oder weil es ihr tatsächlich besser geht als erwartet - fiel es ihr bei, an den Motiven ihrer zweijährigen Beurlaubung vom Schuldienst zu zweifeln. Ein halbes Jahr wäre die übliche Rekonvaleszenz gewesen. Ihr hat man zwei Jahre empfohlen, eingeredet nachgerade! «Spann mal ordentlich aus. Nimm dir Zeit, viel Zeit. Komm doch mal zu dem, wozu du nie gekommen bist: Fertigst paar gute Übersetzungen an! Neue sowjetische Lyrik: poetisch, kämpferisch, klar in der optimistischen Aussage. Eine Schulausgabe. Die könnten wir wieder mal gebrauchen. Aber ein halbes Jahr wird gar nichts gemacht, nur ausgeruht. Und dann vorsichtig den Riemen auf die Orgel. Und wenn er nicht ’runterspringt, was wir ja alle hoffen, dann fängst du mit kleinen Tagesprogrammen an. Der Musenkuss soll ja ’ne Momentsache sein. Und wenn du wiederkommst - Ergebnis unterm Arm -, singt der Chor an der Pforte ...»

So hat Redlich zu ihr gesprochen. Redlich, seit siebzehn Jahren unentwegt Direktor an verschiedenen Schulen nacheinander. Und er, ihr Mann, hat ihm beigepflichtet. Und Josef Sagan hat’s wahrscheinlich eingerührt. «Ums Geld braucht ihr euch doch keine Sorgen zu machen. Dein Mann verdient nicht schlecht. Und du hast deine VdN-Rente immer noch nebenbei ...» Nur Hladek schrieb damals vor einem Jahr: «Mir scheint’s zu lange, gleich zwei Jahre. Je länger du aussteigst, um so schwerer wird es dir fallen, wieder einzusteigen. Wenn es sein muss, dann steige lieber ganz aus und erobere dir was Neues, wenn du dich wieder so wohlfühlst. Flieg nicht auf die Art von Eitelkeit herein, du wärst unersetzbar. Da tätest du mit dem abenteuern, was wir schon fest und gewiss haben: Arbeit und Nachwuchs. Aber du musst dich selber entscheiden. Entscheidung kann dir überhaupt keiner abnehmen. Das weißt du doch, Töchterchen ...» Aber da hat es noch ein anderes Gespräch mit Redlich gegeben, ein Vierteljahr zuvor etwa. Es fand nach jener Zensurenkonferenz statt, in der sie durchsetzen wollte, dass der Beate Schellhammer ins Abgangszeugnis geschrieben würde, sie habe eine Neigung zu intellektualistischem und asozialem Verhalten bisher nicht entschieden genug bekämpft. Damit hatte sie im Kollegium eine scharf geteilte Meinung hervorgerufen. Redlich war gar nicht damit einverstanden gewesen. Er hatte mit dem Vertrauen in unsere jungen Menschen argumentiert und immer wieder mit dem Vertrauen und besonders in unsere Arbeiter- und Bauernkinder und hatte sie, seine Kollegin, sogar gerügt, dass sie nach jugendlichen Flapsigkeiten zu schießen gedenke wie mit der Kanone nach Sperlingen. Danach stand sie mit ihrer Meinung allein da. Redlich war es nicht geheuer, dass sie mit ihrer Meinung plötzlich allein dastand und darauf beharrte. Er bat sie anschließend in sein Zimmer:

«Nun will ich dir mal was sagen: Die Weisheit des Kollektivs ist immer noch größer als die Klugheit des einzelnen. Ich bin der letzte, der dir deine Klugheit und deine pädagogischen Leistungen abstreitet. Du bist zweimal ausgezeichnet worden. Da habe ich auch eine Aktie dran. Aber als Genossin müsstest du wissen, dass man sich einem Mehrheitsbeschluss nicht hartnäckig widersetzt. Und zweitens, und nimm mir die persönliche Bemerkung nicht übel: Man hat dir in deinem Leben Zeit gestohlen. Aber du hast auch Zeit vertan, verschludert. Nun hast du das Gefühl - und das achte ich - du müsstest verlorene Lebenszeit irgendwie zurückholen, reintensivieren oder so ähnlich. Nur: Bring mir damit nicht den ganzen Laden durcheinander! Sonst greife ich dich trotz deiner Verdienste - oder gerade deshalb - wegen Subjektivismus an. Du hast zum Beispiel mal zu deinem Mann gesagt, ich als Leiter der Schule würde bestimmte Erscheinungen übersehen - oder aus Gründen des guten Gesamtabschneidens der Schule sogar übersehen wollen die ideologische Laschheit und Unaufrichtigkeit unter einem Teil der Schüler begünstigen. Ich würde zusehen und schweigen, wenn einzelne Lehrkräfte sich mit Lippenbekenntnissen zufriedengeben, obwohl die Betreffenden genau wüssten, was Lippenbekenntnisse sind und was echt ist. Das war vor deiner Aufnahme in die Partei. Ich gebe zu, es war mein Fehler, dass ich dich bei der Aufnahme nicht danach gefragt habe. Ich habe dich aber nicht danach gefragt, weil ich Angst vor der Frage hatte, sondern weil ich weiß, dass du unrecht hattest. Dir saß damals noch ein bürgerlicher Rigorismus in den Knochen, der mit Wachsamkeit - unserer - nichts gemein hat. Ich will hoffen, er saß, Genossin Hagedorn ... Wenn du so willst, wir hatten auch eine Sturm- und Drangperiode, als Neulehrer hatten wir die. Bei dir kommt durch die Umstände alles ein bisschen später. Aber inzwischen hat sich ja nun unser ganzes Schulwesen wissenschaftlich durchsystematisiert bis in die letzte Schulstunde vor den großen Ferien. Mit Schule, Jugendverband und Elternhaus, mit diesem Dreieck geht’s über ins erweiterte gesellschaftliche System. Das sind Errungenschaften, da lassen wir nicht mehr dranherum revolutionieren. Neuerervorschläge - das ist etwas ganz anderes. Wie zum Beispiel stellst du dir ein technisch perfektes Sprachkabinett vor? Wo gibt es Erfahrungen? Wo gibt es Vergleiche? Mach deine eignen Vorschläge! Und wenn du Sorgen hast mit der Erziehung, dann delegiere deine Sorgen wissenschaftlich formuliert an das Kollektiv. Lass dich nicht auf Eindrücke ein! Das ist doch letzten Endes Metaphysik. Hab Vertrauen in unsere Jugend. Unsre Jugend ist gesund, weil sie klassenmäßig gesund denkt. Dafür stehe ich zu meinem Teil an meiner Schule gerade. Und wenn dir mal so ein Gör eine dumme Frage stellt: Herrgott ja! Alles kann man nicht auf einmal kapieren. Halte dich als Lehrer an den Grundsatz: Es gibt keine dummen Fragen. Es gibt nur dumme Antworten. Sei gescheit! Bei uns wird mit einer Zunge geredet: mit der des Aktivisten ...»

Es geht ihr also nicht gut.

Wenn es ihr ganz und gar besser ginge, als erwartet, würden diese Erinnerungen nicht solchen Zweifel absondern: den Zweifel an der Aufrichtigkeit der Nachsichtigen. Aber wenn sie dieses Zweifelsding in sich verkehrt, dann heißt es: Ich zweifle an der Nachsichtigkeit der Aufrichtigen. Dann hat sie nur das Heu im Regen gewendet. Da ärgert sie sich über die Mäßigkeit des dialektischen Spielchens. Das weißt du doch, mein Töchterchen: Wenn du einen Zweifel hast, dann hast du erst einen, wenn du bestimmen kannst, was du wirklich für einen hast. Und wenn du wirklich einen bestimmten Zweifel hast, dann hast du schon wieder, na ja, nicht wahr, eine echte Frage, ein Problem, eine Aufgabe.

Es geht ihr nicht gut. Sie weiß ihre Aufgabe nicht zu bestimmen. Ihr Mann küsst sie gern auf die Stirn und auf die Augen. Da hat sie ihn neulich gefragt: «Sag mal, Rudi, wenn du so an meiner Fassade herumschnupperst, riechst du da was von bürgerlichem Rigorismus dahinter?» Er begreift ja rasend schnell. Hat gleich gewusst, dass sie Redlichs Stachel gezogen haben wollte. Er hat gelacht, geraderaus hat er gelacht. Und hat gesagt, sie wäre wohl ein bisschen nicht ganz gescheit. Das wäre nun bei Gott nicht mehr ihr Problem. Das hätte sie wohl hinter sich gelassen wie die Fußspur im Sand. Na klar: Proletarisch könnte sich keiner im Nachhinein taufen lassen, der nicht unter proletarischen Verhältnissen aufgewachsen wäre. Aber das Sozialistische, das schlüge jeder Herkunft ins Blut, vorausgesetzt, man wollte dafür sein und dabei sein, und zwar bedingungslos. «Unser Problem, Johna», hat er gesagt, «liegt im Bedingungslosen.» Das war neulich. Da war «Johna» das Beste, was er hätte sagen können. Da hat sie es erwartet, sehnsüchtig sogar. Aber dieses Neulich ist unendlich lange her. Vielleicht acht Wochen. Noch ehe der Hahn dreimal gekräht (so denkt sie), hat er Johna widerrufen. Johna und das Bedingungslose. Sie war nämlich daran gegangen, ein Buch aus der sowjetischen Literatur zu übersetzen. Ohne Auftrag, ohne Honorar, in der reinen Absicht, es gut und richtig zu übersetzen, es für uns bekannt zu machen und damit auch leidenschaftlich zu verteidigen. Gewählt hatte sie Baklanows Roman «Das Jahr 41». Da ist er gekommen am dritten Tag nach neulich, nachdem das zweite Kapitel bei ihr zu Papier stand. Da ist er in ihr Zimmer gekommen und hat sich auf dem blauen Teppich ergangen und ist auf den blauen und grünen Fischen herumgetreten und hat gesagt: «Ich weiß nicht, Lea», hat er gesagt, «ich weiß nicht.» Dann hat er gar nichts mehr gesagt, dann ist er eine ganze Weile hin und her gelaufen. Und dann hat er gesagt, es wäre schon ein gutes Buch. Und ihre Übersetzung wäre prachtvoll, soweit er’s beurteilen könnte. Aber es wäre kein Schullesestoff für uns. Und hat ziemlich hilflos ausgesehen dabei.

Seit diesem Tag geht es ihnen beiden nicht gut. Seit diesem Tag neulich vor acht Wochen ist das Spiel gestört. Ihrer beider schönes, großes, wahrhaftes Zusammenspiel, das so besonders sein kann, wie es doch allgemein ist unter uns. Dieses Findespiel der richtigen Zutrefflichkeiten gegen das Zwielicht. Dieses Steigspiel gegen die träge Erdenschwere des bloßen Natürlichen. Dieses Stehspiel gegen die Gewöhnlichkeit der Überforderung. Dieses Bleibspiel gegen das Vergängliche. Dieses Frage- und Springpunktspiel unserer Aufgaben. Dieses Spiel, das sowieso ständig im Gange ist, ob wir dazu lustig sind oder nicht. Wenn wir es nicht beherrschen, beherrscht es uns. Wenn wir nicht aufpassen, spielt es uns auf Hinz und Kunz hinaus oder auch auf Weltnabeleinbildungen. Wir müssen aufpassen. Wir müssen den zutreffenden Fragen gewachsen sein, mit denen die uns betreffenden Aufgaben alle naslang neu anfangen. Das sind im Wesentlichen die untrennbar zusammenhängenden Fragen: Was weißt du? - Was tust du? - Wer bist du?

Die Sache hat Tradition. Josef Sagan zum Beispiel erzog damit seinen Sohn Vincens. Und Vincens ist wohl immer noch sein, Hagedorns, bester Freund, auch wenn die beiden nur noch selten zusammenkommen. Und auch angesichts der Tatsache, dass sich Hilde, Hagedorns erste Frau, unter dem Einfluss dieses seines besten Freundes von ihrem Mann abwendete. Sie hat später einen anderen geheiratet und ist mit dem anderen in den diplomatischen Außendienst gegangen. «Was weißt du von deinem Mann?», sprach Vincens seinerzeit zu Hilde.

Womit vorab nur gesagt sein soll, dass man aufpassen muss, dass auch dieses Spiel der Tücke nicht entbehrt, die bei jedem ernst zu nehmenden Spiel zwischen Mitmachen und Meistern lauert. Vincens ist gleich nach dem Studium nach Berlin berufen worden. Dort lebt und arbeitet er heute noch. Heute im Bereich des Ministeriums des Innern, ziemlich höher oben. Da kann es zeitweise weit sein nach Berlin. Mit Vincens’ Vater, mit Josef Sagan, treffen sich die Hagedorns öfter. Er im Bezirkstag, wo er als Abgeordneter eine Kommission leitet, sie in gemeinsamer alter Freundschaft zu Hladek. Mag sie den Jaroslaw Hladek aus Prag auch intimer kennen, Josef Sagan kennt ihn jedenfalls länger, auch was das Spiel angeht. In der Nazizeit lebte Sagan der Ältere kreuzgefährlich, da musste er schon wissen, wie der Hase läuft. Wenn wir sagen, er war die ganze Zeit Verbindungsmann und niemals isoliert, dann weiß jeder, wie gefährlich Josef Sagan in der Nazizeit lebte. Und noch einen Sohn großzog, den er in die Nazischule schicken musste und der dann doch im entscheidenden Augenblick wusste, was er zu tun hatte.

Aber auch ein Josef Sagan ist nicht als Verbindungsmann auf die Welt gekommen. Und außerdem traf ihn das Unglück gleich doppelt. Erst starb ihm die junge Frau an Krebs, dann geriet er mit der rechten Hand in der Lokomotivschlosserei in die Fräse. Weiß der Teufel, was er hätte anfangen sollen, wenn da nicht der Zoltan Kerzlfinger wäre gekommen und hätte gesagt: «Nu, was würd’ste machen, Josef, wenn ich dir sag’, kenntest kommen zu mir ins Geschäft, kenntest handeln mit Nippes, schöne alte, neie, kenntest ehrlich Zaster machen mit der linken Hand?» Die Lehrzeit bei Zoltan Kerzlfinger war so knapp bemessen, wie dessen Lebenszeit schon knapp bemessen war: auf drei Monate noch und einen halben. Da kann einer viel lernen, aber nicht genug. Josef bekam den konfiszierten Trödelladen mit der Auflage, Ordnung und Sauberkeit da hineinzubringen. Er nahm ihn auf Kredit, ehe ihm ein andrer zuvorkam. Und leben musste man auch. Und dem Zoltan, wenn der noch ein Wort hätte mitreden können, wäre es mit der Nachfolgeschaft von Josef noch immer am liebsten gewesen: Bis eines Tages der Vater Josefs erschien, der auch Josef hieß, und meinte: «Was würdest du sagen, mein Junge, wenn wir deine Budike ins Netz spannen? Ein Geschäftsmann muss doch öfter über Land, mal hierhin, mal dorthin. In Berlin gibt’s schöne alte Klamotten, in Dresden, in Prag, vielleicht sogar in Brüssel. Man muss nur den richtigen Riecher haben ...»

So kam es, dass Josef Sagan sich sehr bilden musste in seiner Branche. Jede Gelegenheit war ihm recht dazu. Fragte auch einmal den im besetzten Prag vorläufig sicher untergetauchten Hladek: «Was tätest du, wenn du an meiner Stelle wärst und irgend so ein gebildeter Gestapo-Heinrich fragt dich zwecks Überprüfung der Seriosität zum Beispiel nach dem Kunstwert dieses Tabaktopfes?» Hladek besaß ein handliches zylindrisches Keramikgefäß mit antiken Bildmotiven, von dem er sich nicht trennte, nicht ums Leben. Es besaß keinen hohen Kunstwert, aber für ihn vertrat es Lebenswert. Weil es mit der Erinnerung an Cora zusammenhing, das letzte Stück war, das er von ihr besaß. Er nannte es den schönen Topf. Cora hatte ihre «Sächelchen» darin aufbewahrt: das Kinderfoto von ihr, das ins Medaillon gefasste, ihre ersten Ohrringe, ein Bündelchen schwarzes Zopfhaar, mit gelbem Band gebunden, den Trauring ihrer Mutter, die nie verheiratet war, einen Milchzahn, eine schwarze Klaviertaste, die Senkel der Schuhe, in denen Hladek sie das erste Mai besuchte, die sie ihm aufgebunden hatte. Von all diesen und noch anderen Dingen konnte Hladek nicht reden, das versteht sich. Er belegte den Kunstwert des schönen Topfes mit Histörchen, die er schlechtweg erfand. Das heißt, er brachte den Topf nachträglich in den Besitz historischer Berühmtheiten und mischte der landläufigen höheren Schulbildung angemessene Kenntnisse mit schwer überprüfbaren, Eindruck erweckenden Zusätzen trivialer und sentimentaler Natur, mit Lutschbonbons also. Hladek brachte Napoleon ins Spiel. «Napoleon weinte, als er dieses Gefäß, das ihm als Schminktopf gedient und das er wohl Josephinen zu verdanken hatte, nach der verlorenen Völkerschlacht bei Leipzig, am Spätabend des 18. Oktober des Jahres 1813, dem Herzog von Bassano vermachte. Man hatte dem Kaiser einen hölzernen Schemel gebracht, auf dem er bald danach, erschöpft von den Anstrengungen der letzten Tage, in Schlummer sank. Seine Hände ruhten, nachlässig gefaltet, im Schoß. Er glich in diesem Augenblick jedem anderen unter der Bürde des Missgeschicks erliegenden Menschenkinde ... Doch wüssten wir nichts von alledem, wenn jener Herzog von Bassano den Edelmut seines Kaisers nicht umgehend zu Geld gemacht hätte. Eine seiner Ordonnanzen brachte den Topf noch an dem folgenden Tage an den Mann. Und zwar an den Leipziger Maroquinfabrikanten - ah, das zergeht auf der Zunge, ja, nicht wahr? also an den Maroquinfabrikanten namens Dietrich. In dessen Küche hatte tags zuvor eine Granate aus französischem Geschütz eingeschlagen. Sie war aber glücklicherweise nicht explodiert. Jener Dietrich nun ließ es sich angelegen sein, dem kostbaren Gefäß eine Hülle aus feinstem Ziegenleder anzupassen und der Hülle des Kaisers Adler aufzuprägen. An die hundert Jahre trug das Gefäß diese Konservierung. Und das, mein Herr, erklärt auch die Untadeligkeit seines Zustandes ...» Darauf verabfolgte Hladek noch die Quintessenz: «Der Kunde, den du fürchtest, Josef, dieser gebildete Typ, den brauchst du nicht zu fürchten, wenn du ihn kennst. Kratze ihn, und der Kleinbürger kommt zum Vorschein! Wonach verlangt’s ihn denn, diesen Typ, wenn er auf Kennerschaft aus ist? Es verlangt ihn nach den Intimitäten der Noblesse, nach dem, was ihm eine Träne in die Hosen treibt: nach der Feinheit der Gewalttätigen, ja, nicht wahr?»

Dem Josef Sagan hat diese Steh-Spiel-Lektion über die Psychologie der Halbbildung machtgespickter Kleinbürger später in Polen unter anderen Umständen tatsächlich einmal das Leben gerettet. Heute ist er staatlicher Leiter in der Stellung, die, wenn er mit einer Abordnung wohin kommt und es findet eine Begrüßung statt, bereits zu der protokollarischen Wendung «An der Spitze mit ...» veranlasst. Mithin gehörte er auch dem Einsatzstab der Bezirksleitung der Partei an, darüber hinaus der Volkskammer. Josef Sagan verträgt die Macht mit Persönlichkeit. Aber auch er wird nicht auslernen, sich mit den Gesetzmäßigkeiten der Macht zu vertragen. Und da er das weiß, darf man ihn unter Anwendung der äußeren literarischen Freiheit einen der alten Meister des großen, ernsthaften Stehspiels nennen. Gleicherweise auch den Jaroslaw Hladek, obwohl dieser altershalber bereits aus dem unmittelbar aktiven Spiel ausgeschieden ist und seit Monaten den Hagedorns gegenüber schweigt. Die Frau, die gerade eben Johna genannt wurde, besitzt heute jenen schönen Topf, von dem sich Hladek nicht ums Leben zu trennen gedachte. Das besagt doch einiges. Und da nimmt es auch nicht wunder, dass diese Frau über Hladeks Schweigen, verbunden mit dem postalischen Vermerk aus Prag «Unbekannt verzogen», nachgerade verzweifelt ist. Noch hinzu kommt ihr Verdacht, dass Josef Sagan mehr über Hladeks Schweigen und Verschwinden weiß, als er preisgibt. Sie können mich doch nicht, meint sie, weil ich mich in der Sache etwas aufgerieben habe, einfach aus dem Spiel nehmen wie einen schlechten Stein. Man ist doch nicht Figur, man bewegt sich doch, man wählt doch seine Felder. Und wenn einem der Körper einen Streich spielt, dass man pausieren muss, dann verlangt‘s einen, kaum dass man wieder bei Besinnung ist, erst recht nach Bewegung und Entscheidung. Das Leben reitet schnell, viel schneller als die Toten. Aber die Toten überreiten bald, was das Zeichen «krank» auf seinen Stirnen sichtbar werden lässt.

O diese lebhaften Gesunden, die glauben, sie täten Gutes, wenn sie ihre Aufgeriebenen vorübergehend in die Idylle schicken! Und er! Er, der Doktor der Philosophie Rudolf Hagedorn (Rudi, wie man ihn auf vertrautem Fuße nennt), er hat bei Josef Sagan einen Stein im Brett. Was heißen soll, dass Josef Sagan die Theorie des großen Spiels zu schätzen weiß. Erstens die gesellschaftswissenschaftliche, zweitens die naturwissenschaftliche, drittens die schöngeistige. Am höchsten jene, die erstens, zweitens, drittens in einem praktischen Kopf vereint. Nach solchen allseitigen Köpfen begehrt freilich alles bei so viel Arbeitsteiligkeit in unserer Welt. Bei Hagedorn verhält sich’s so, dass er, als für ihn und seinesgleichen das menschliche Zeitalter anbrach, zugleich und sofort auch das schöngeistige wollte anbrechen lassen, wenigstens im pädagogischen Bereich des neuen Lebens. Er zahlte dabei einiges Lehrgeld und warf sich späterhin in der Erkenntnis, dass es unnötig wehtut, wenn man wegen der Flöhe im Ohr unausgesetzt geflöht wird, zusätzlich auf die Gesellschaftswissenschaften. Zu den Naturwissenschaften ist er nicht mehr gekommen. Des Menschen Wollen ist bemessen. Ein kluger Mann wie er weiß auch wie: wie es die Befreiung der Produktivkräfte vorschreibt und erlaubt. Was wieder heißt: wer das nicht anerkennt - und zwar richtig -, schmeißt sich selber aus dem großen Spiel. Nun immerhin: dieser Hagedorn zählt bereits zu den Vielseitigen. Aber nicht deshalb hat er bei Josef Sagan einen Stein im Brett. Wenn Josef Sagan einen Mann für seine Mannschaft sucht, dann fragt er nicht wie weiland Napoleon Bonaparte bei Anstellung von Generälen: «Hat der Mann Glück?» Solche kaderpolitische Metaphysik erlaubt sich ein Josef Sagan nicht. Er geht von dem Satz aus: «Die Gesamtauffassung der Pflicht ist wesentlicher als die Vielfalt der Neigungen.» Doch, doch: auch er hat gelernt, sich am Schlips zu reißen, wie man sagt. Denn als er anfing zu regieren liebte er noch die Bravourmethoden. Wie kam man am Anfang aber auch zu Elektroden oder Frischgemüse für die Arbeiter, wenn nicht mit Bravour. Wenn am Anfang der kollektive Leitungsstil in die Binsen ging, profitierte in der Regel immer noch die neue Ordnung. Aber wir leben schon lange nicht mehr von der Hand in den Mund. Heute heißt es: Was tust du, Josef Sagan, du an der Spitze, da du weißt, unsere Energiebasis, die Braunkohle, ist in absehbarer Zeit erschöpft? Was tust du, da du weißt, die Substrukturen aller Städte im Bezirk sind veraltet, die Leitungssysteme fassen den Mehrbedarf nicht mehr, die Straßen nicht mehr den Verkehr, die Häuser nicht mehr die Menschen, obwohl gebaggert und gebaut wird Tag und Nacht? Was tust du, da du weißt, der Mensch lebt nicht vom Brot allein? Du musst von der Gesamtauffassung der Pflicht ausgehen und dein Kollektiv danach bilden. Und musst trotzdem wachsam sein, höllisch aufpassen musst du sogar, dass die Pflicht der Neigung, der Liebe und allem Bedürfnis nach dem Schönen nicht über den Kopf wächst ... Da hätten wir ein paar Spielsätze nachgesprochen, die den Josef Sagan betreffen. Teils von ihm selbst aufgestellt, teils von dem Theoretiker Hagedorn und teils von ihr, die eben Johna genannt wurde. Für sie ist kennzeichnend, dass sie den zuletzt aufgestellten Satz ins Spiel bringt: «Und musst trotzdem wachsam sein, höllisch aufpassen ...» Und so weiter. Das heißt nicht, dass die beiden andern diesen letzten Satz nicht auch ins Spiel brächten. Sie bringen ihn durchaus, nur in anderer Betonung. Hagedorn zumal in einer vornehmlich wissenschaftlichen Betonung. Wohl weil er denkt, es gäbe falsche Akzente, wenn er so einen Satz leidenschaftlich betonte. Da könnten unsre Leute, die immer scharf hinhören, wenn es um die Regeln geht, doch denken, wir müssten uns einen solchen Satz ganz besonders zu Herzen nehmen, weil wir nachlässig damit umgingen. Seiner Meinung nach gehen wir überhaupt nicht nachlässig damit um. Seiner Meinung nach könnte das unsere Kulturwissenschaft anhand unserer Kulturpolitik eindeutig widerlegen. Im Prinzip hat er damit auch recht. Und sie weiß auch, dass er im Prinzip damit recht hat. Und beharrt dennoch auf Leidenschaftlichkeit der Betonung gerade dieses Satzes. Auch muss gesagt werden, dass sie der gängigsten Spielformel «Im Prinzip recht haben» nur argwöhnisch vertraut, ob es ihr nun zum Vor- oder zum Nachteil gereicht. Einmal ist sie bei kaltem Wetter in einem Kurheim gewesen und hat in ihrem Zimmer gefroren. Auf ihre Bitte um Abänderung der kalten Zimmertemperaturen hin erschien der Kurheimleiter und wies ihre Bitte wie ein Ansinnen mit den unnachahmlich freundlichen Worten «Im Prinzip ist geheizt!» zurück. Denn wenn man die Heizung längere Zeit anfasste und kein böswilliger Mensch sein wollte, musste man zugeben, dass tatsächlich etwas geheizt war. Und im vorigen Jahr und im Zusammenhang mit dem, wie er sagt, «Notwendigen» auf der Pflasterstraße boten ihr Hagedorn wie Sagan hinreichend Gelegenheit, ihr argwöhnisches Vertrauen ins prinzipielle Rechthaben voll auszuspielen. Da konnte sie auftrumpfen: «Da könnt ihr mal sehen, ihr Helden, wie ihr prinzipiell auf die Nase fallen könnt, wenn ...» Es geschah in einer Sitzungspause auf dem Korridor. Josef Sagan erwischt den Rudi Hagedorn beim Rockzipfel und hält ihm empört ein Zeitungsblatt unter die Nase, eine Prager Zeitung, eine literarische. Übersetzt ihm mit Widerwillen vor den Worten, die er übersetzt, was er sich rot angestrichen hat. Der Artikel, von Literaten verfasst, tut sich linker als links und gipfelt salopp in der Forderung, den amtierenden Präsidenten der Republik zum Rücktritt zu veranlassen. Sagan ergänzt durch zornigen Kommentar: «Da kommen sie wieder mal an, diese Artikulierer! Rote Schärpen um den Bauch, Revisionismus aus der Flüstertüte und Konterrevolution im Hinterkopf! Schreien Demokratie und meinen die Liquidierung der führenden Rolle der Partei! Die Taktik des Trojanischen Pferdes! Wie gehabt!» Und flucht Unwiederholbares, sagt, was Hagedorn das erste Mal hört, dass er, Sagan, illegale Kontakte zu ihm, dem heutigen Präsidenten, dem damaligen Sekretär der Prager Bezirksleitung, hatte, den letzten kurz vor dessen Verschleppung ins KZ Mauthausen. «Und wenn er mich als Präsident auch nicht zum Kaffee eingeladen hat! Und wenn er Fehler gemacht hat! Ihre Tintenfinger sollen sich diese Artikulierer an sich selber abwischen! Unsre Fehler sind unsre Fehler! Und die werden von unsren Parteien korrigiert und nicht von der Boulevardpresse!» Josef Sagan hatte sich aufs Äußerste erregt. Er lief Hagedorn ein paar Schritte davon, als wollte er ihn stehen lassen, als ärgere es ihn jetzt zu allem Ärger noch, dass er dem jüngeren Genossen überhaupt davon berichtet hatte. Kam aber zurück. Hatte sich zur Ruhe gezwungen. Konnte schon wieder das Zeitungsblatt einhändig falten und in die Tasche schieben wie ein beliebiges. Brachte seine Schlussfolgerung, dagegen müsse man um des Prinzips willen auftreten, auch hier bei uns, schon ganz beherrscht vor. Wurde erneut heftig, aber auf andere Art, als ärgere er sich über eigene Kinder. Fand es «dünne», dass sie Genossen von der Agitation und Propaganda empfohlen hatten, die Sache nicht hochzuziehen, nicht öffentlich in der Presse und vorläufig auch noch nicht parteiintern. - Und konnte sogar wieder ein Spiel aufmachen:

«Also was tust du da, Rudi, falls es dir auch ums Prinzip geht?» Es geschah in der Sitzungspause auf dem Korridor, dass sich der Josef Sagan und der Doktor Hagedorn um des Prinzips willen verschworen: «Zwei sind viel, wenn es gegen eine Empfehlung geht. Aber zwei sind noch keine Plattform. Jeder von uns zweien wird in der nächsten Versammlung seiner Grundorganisation - gleichgültig, welches Thema im Referat behandelt wird - zu dieser revisionistischen Machenschaft Stellung nehmen. Namen und Einzelheiten werden nicht genannt. Es wird prinzipiell gesprochen. Wenn wir richtig läuten, hören es die Genossen auch zusammenschlagen. Und Hand drauf!»

Und schief ging’s. Weil die Wahrheit konkret ist und demzufolge auch das Prinzipielle. Nicht dass die zwei mit ihren, wie hinterher eingeschätzt wurde, «subjektiven» Diskussionsbeiträgen eingebrochen wären. Aber immerhin. Mit solcher Einschätzung zollt man höchstens Künstlern Lob, Politikern niemals. Es ging nicht schief, es ging zu glatt. Denn es verdrießt, zu fragen, oder man denkt, es schickt sich nicht, zu fragen, wozu konkret ein geachteter Genosse gesprochen hat, wenn er im Prinzip richtig gesprochen hat. «Himmel, hast du keine Flöte! Das haben wir doch auch schon vorher gewusst ...»

«Da könnt ihr mal sehen, ihr Helden, wie ihr auf die Nase fallen könnt, wenn ihr das Prinzip, das ein brandhelles Ding wie eine Fackel ist - ja, wie eine Fackel! -, wenn ihr das nehmt wie das Messer, das eiskalte Wasser schneidet bis auf den Grund. Da könnt ihr mal sehen ...»

«Nun sehen wir’s doch aber auch erst recht!»

O ihr lebhaften Gesunden! Ihr fühlt euch noch immer wohl und eins mit euch selbst, wenn ihr eure Patzer erkennt.

Nein, außer Johna nichts Unerwartetes. Johna ist sein ganzes, unbedingtes, unteilbares Eins-Sein mit ihr. Das ist, dass er sich an sie hingegeben weiß und fühlt und ihre Erwiderung vorausnimmt. Ihrer beider Ehe geht ins zwölfte Jahr. Ungeschehen und undenkbar bis jetzt, dass sie Johna hätte jemals nicht mit Johna erwidern können. Da ist sie eine Schlagfertige. Da bringt sie es fertig, ihm drei Johna-Steine für einen hinzugeben. Aber er hat ihr auch schon drei für einen hingegeben. Seltener als sie ihm. Noch oft genug, dass keine Dankbarkeit, von keinem keine, die Schalen ungleich gemacht hätte. Johna duldet nicht, dass Dankbarkeit geschuldet bleibt. Wer ist denn dann der Schuldner?

Was tust du, wenn der große Stein zurückrollt?

Solange Johna da ist, rollt der große Stein nicht zurück.

Mit Johna kommt ins Spiel, was profan Lebensgefühl genannt wird, das Wissen unseres Wissens. Mit der entsprechenden heiligen Nüchternheit gesagt: unser Glaube, der Glaube an uns selbst. Und glauben kann man nur an eine große, unbesiegbare Kraft. «Ich weiß, Lea, dass du solchen Worten wie Glauben, wie Kraft, wie Unbesiegbarkeit seit neulich nur noch argwöhnisch vertraust. Wenn ich aber Johna zu dir sage, und du weißt doch, Lea, dass das nur die Lautformel ist, meine Lautformel für mein Lebensgefühl, für meinen Glauben an uns selbst, und du nimmst es an, das Johna, dann nimmst du doch dich selber an - und mich - und uns - und alles das. Und du bist bei den lebhaften Gesunden, wie du uns nennst, bei dir, mitten unter uns ...»

Solche Einsatzworte hatte er vor drei Tagen gebraucht, als sie von Füßlers Begräbnis zurückgekehrt waren, als er ihre tiefe Angst spürte, dass sie der tote gute, alte Mann bald überreiten wird. Die Toten treiben auch ihr Spiel. Nicht unter sich, mit uns treiben sie’s. «Die Tradition aller toten Geschlechter lastet wie ein Alb auf dem Gehirne der Lebenden.» Diesen Satz hätte er ihr auch zitieren können. Er wollte aber das Wort «tot» nicht in den Mund nehmen. Er war aufmerksam. Johna ist auch seine Aufmerksamkeit. Sie wird es jedermann bestätigen: In diesem letzten Jahr seit ihrer Herzgeschichte war er aufopfernd aufmerksam zu ihr. Ihm selbst aber wird sie es nicht bestätigen.

Ihm wird sie etwas anderes sagen. Zu unerwartet dieses Johna jetzt. Oder zu lang erwartet, zur Unzeit gebraucht.

Als sie nach seiner Hand tastete, hat sie ihn «Rux» gerufen. Vor sehr langer Zeit, vor zwölf Jahren und länger, hat sie einmal mit diesem Wort zu spielen versucht. Rux war ihr nichtsnamiger Spielstein. Rux heißt niemand, irgendein Rudi X. Vor sehr langer Zeit hat sie ihn nur mit nichtsnamigen Wörtern gerufen und nach seiner Hand getastet. Wenn sie ans Fenster ginge, dann könnte sie noch genau die Stelle sehen, wo es gewesen ist zum Beispiel: da unten in dem Schulgarten unter den Holzbirnen. Da ist er davongelaufen: entsetzt, verwirrt, trotzig, kläglich, kurz entschlossen, mit sich Schluss zu machen, wenn er schon mal niemand ist. Unterm Baum der Eule in der großen Kurve hat es ihn aber wieder ermannt. Da hat er sich zum Schlafen ins Gras gelegt. Und zu sich selber hat er wohl dort gesagt oder hätte es fertiggebracht, zu sich selber zu sagen: Bleib mal lieber schön gesund, mein Junge! Wer ist so einer? Wer ist der schlafende Hagedorn? Wie hat sie ihn gerufen? Wach endlich auf, du Niemand? Das geht doch gar nicht mehr. Dieser alte nichtsnamige Stein ist doch längst unter den Estrich getreten, ist doch längst zerbröckelt und zerfallen. Also wie denn? Wie das Mädchen ihren Surabaja-Johnny ruft: ... warum bist du so roh? Nimm doch die Pfeife aus dem Maul, du Hund! Denn ich liebe dich so? Der Stein wäre noch nicht unterm Estrich zerbröckelt. Der hat nur seine Spielbedeutung etwas gewandelt: nicht mehr so sehr «Geld machen wollen und dabei roh werden» als vielmehr herzloses Verhalten bei Geltungsdrang. Mit dem Stein hätte sie gegen Hagedorn ins Leere gezogen. Zu entscheidenden Zügen braucht man Steine mit genauer Zutrefflichkeit. Nein, sie hat überhaupt keinen Stein gezogen. Sie hat nur gesagt, dass es ihr ja die Kehle zuschnürt, dass sie nichts Zutreffendes anzubieten hat, nichts. Und er hat es schon gehört, als sie nach seiner Hand tastete und ihn «Rux» gerufen hat. Und hat sich nicht mehr entsetzt und ist nicht mehr davongelaufen, ist weise geworden unter der Hand, hat Johna zu ihr gesagt, hat den Johnastein gezogen, der bedeutet: Wo nimmst du, wenn es Sommer ist, die Eisblumen her? Vor zwölf Jahren, als sie endlich nach ihrer toten Zeit herüberkam in dieses Land mit dem Köfferchen, in dem Geld war und ihr schöner Topf, und sie trotzdem wieder auf «Rux» zurückfiel, da hat er ihr den nichtsnamigen Stein noch mit einem anderen nichtsnamigen Stein und genauso bösartigen schlagen wollen: mit dem Stein Abacchai. Das ist der Stein, der eine bezeichnet, die nicht mehr lieben kann. Den Stein nahm sie aber nicht an, den nicht. Es dauerte auch noch eine Weile, bis sie glücklicherweise fanden, was auf sie beide noch zutraf: Ihre Talismane, an schönen Kettchen um den Hals getragen, gläubig bis in diese Zeit schon später Jugend, äußerlich nicht miteinander zu vergleichen, entdeckten sich ihnen auf einmal als ein und derselbe Plunder: Aufrichtigkeit in Eigenliebe gefasst. Danach erst stand ihnen Johna offen.

Es kam ganz natürlich dann mit Johna. Sie ging als Sprachlehrerin an die Schule. Aus unerfindlichen Gründen - das hing mit Jeanne d’Arc zusammen - nannten die Schüler sie bald Johanna. Den Namen hatte sie weg, aber darin lag kein Spott. Darin lag Achtung, die sich wehrte, nicht gerührt zu sein. Übers Jahr wurde ihnen das erste Kind geboren. Sie nannten das Mädchen Jane. Als er seine Frau nach der Geburt das erste Mal sehen durfte und auch nicht gerührt sein wollte und ihn Johanna und Jane in glücklichste Verwirrung setzten, da sagte er Johna zu ihr. Sternstunden, wirkliche, hinterlassen zunehmende Helligkeit.

Ach ja doch! Jede Liebe ist und bleibt erstens ein Widerspruch. Die Sache ist nur, was wissen doch die Liebenden, wenn sie es schon wissen, wirklich damit anzufangen?

«Was wirst du antworten, wenn dich die Kinder fragen?»

«Dass wir Hilfe bringen, auch für Onkel Hladek.»

Da entzieht ihm Lea ihre Hand. Davon will sie nichts annehmen für Johna. «Weißt du, worin unser Problem liegt?», sagt sie. «Unser Problem liegt in der Ökonomie des Vertrauens.»

1. Kapitel

Am Ochsenweg der sagenhafte unberühmte Baum

Dieser Baum der Eule ist eine doppelstämmige Buche. Er steht auf dem Kranz der Außenböschung des großen Horns, ziemlich genau in dessen Scheitelpunkt. Dicht unter dem Böschungskranz durchbricht ein Teil seiner Wurzeln das steinige Erdreich. Die Wurzeln laden aus, krümmen sich krakig und krallig, stemmen sich wieder in den Boden, drücken den Doppelstamm und die eine mächtige Krone gegen den Sturz.

Dieser Baum wirft viel Schatten. Es ist ein heißer Tag geworden, schon am Vormittag ein heißer Tag. Trotzdem gehen nicht viele von den Leuten, die hier warten müssen, in den Baumschatten. Die meisten stellen oder setzen sich lieber dorthin, wo sie etwas von dem sehen können, was da unten auf der Pflasterstraße vor sich geht. Viel Leute sind es nicht. Was kommt schon von Siebenhäuser an einem Vormittag mit Fahrzeugen herunter und will auf die Pflasterstraße. Er hat gesagt, man werde schon durchkommen mit dem Auto. Die Sache verliefe verkehrsgeregelt. Er hat entschieden: Wir fahren heute Vormittag, wie vorgehabt, nach Hause. Die Kinder hätten es lieber ausgenutzt und wären gleich noch ein paar Tage länger geblieben. Nun sammelt sich’s hier an. Hier ist die Absperrung. Es könnte Stunden dauern, es könnte auch schnell einen Durchlass geben, sagt der Abschnittsbevollmächtigte, der hier absperrt.

Unter dem Baum stehen nur Hagedorn, seine Frau, die beiden Kinder und ein Urlauber. «Wenn man bedenkt, was so eine Kiste wiegt», sagt der Urlauber zu ihm, «legen die ein ganz schönes Tempo vor.» Hagedorn nickt. Ihr kommt es vor, als habe er mit Leib und Seele genickt. Nun ja, der Gürtel hält’s zusammen. Noch fest im Fleisch, der Hagedorn, und sauber überm Nierenstück. Nicht viel Bauch, nur etwas im Ansatz. Aber das streckt sich in die Länge, das vertreibt sich in die Schulterbreiten. Das ist massiv zu nennen. Und so verhält sich’s auch zum Kopf. Der lädt im Schädel aus, rundköpfig lädt der Schädel aus und bucklig, zweibucklicht, weisheitsgehörnt die Stirn. Sogar die Oberlippe ist gewölbt. Da springt die Nase, an sich kräftig, nicht sehr vor. Und kurz gepacktes Haar auf dem Schädel, zur Unauskämmbarkeit bestimmt, nicht zur Unverfärbbarkeit. Ist vom Dunkelbraunen schon ins Graugussgrau geraten, ins jugendliche Verdienstmedaillengrau, nach Josef Sagan zitiert. Aber der Mund verhütet, dass der Kopf konsequent ins Bauernschädlige gelingt. Der Mund biegt sich zu fein in die Derbheit. Eine Dame des gebildeten Publikums fühlt sich von diesem Mund immer aufs neue verführt, so stark, dass sie nicht einen auslässt von seinen Vorträgen in der Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse. Seiner schönen Augen wegen ginge sie da nicht hin. Zuviel Grün im Blau. Solche Augenbildung hält den guten Ton nicht durch, begeistert und befremdet sich, wie’s ihr gerade einfällt.

Der Urlauber sagt ein übriges. «Wenn man bedenkt», sagt der Urlauber, «dass sie voll aufmunitioniert haben.» Kein Nicken diesmal. Darauf sagt Hagedorn zum zweiten Mal an diesem Tag: «Ich denke, wir können wieder aufatmen.» Sagt es unbedacht unter diesem sagenhaften, unberühmten Baum der Eule. Begeht ein Sakrileg gegen Johna. Sie hat es mitgehört. Der Baumschatten wird kalkig. Die Zeichen verlöschen. Sie fühlt sich auf einmal wie absterbend. Aufatmen können, weil Johna ist. Aufatmen können, weil voll aufmunitioniert ist. Mein hoher Herr! Das kann ich nicht verkraften. Er gewahrt aber gar nicht, dass sie sich für den Augenblick wie absterbend fühlt. Er geht mit dem Urlauber die Lage besichtigen. Geht mit dem Mann über die Straße ans Auto, holt das Fernglas heraus. Dann klimmen die Männer über Kraut und Stein die Innenböschung hoch wie Indianer.

Auf dem Böschungsrand sitzen schon Leute. Von da kann man’s im Sitzen sehen. Sogar die Katlene hat sich da ’raufgesetzt, die junge Katlene. Sonst nutzt Katlene jede Gelegenheit zu den Gesprächen von Frau zu Frau. Glaubt sie, der Reinhard würde jetzt auch auf den Straßen sein? Katlene lacht. Wie leicht verraten sie alle Johna.

Der Abschnittsbevollmächtigte sagt, mit dem Motorrad käme man schon durch. Aber der Motorradfahrer, der die Auskunft erhalten hat, setzt den Sturzhelm ab und bockt die Maschine auf. Das ist doch der Baubrigadier. Dass der wieder Motorrad fährt! Dem müsste es doch ein für alle Mal gereicht haben ...

Und der da oben: wie er auf einmal dasteht: breitbeinig, das Glas an den Augen, der lederne Tragriemen hängt wie eine Trense. Und wie die Griffe sitzen: Augenabstand, Dioptrien, Schärfe. Er hat es im Moment geschafft. Kein bisschen Umständlichkeit wie sonst auf unseren Ausflügen. Von der Mechanik wird mir übel. Was ist mit mir los? Sehe ich Eulen in der Sonne flattern?

Sag mir doch, wer du jetzt bist, Hagedorn!

Niemand von den Leuten, die hier warten, hört etwas von ihrem Schrei. Er schon. Er kommt in einer Eile zurück, als wäre ihr etwas zugestoßen. Und als er wieder vor ihr steht, klopft er sich wie ein Junge, der sich den guten Anzug beschmutzt hat, die Hosen sauber. Aber wie die Kinder auf einmal an ihr hängen ...

 

Die Buche wurzelt im Scheitelpunkt des Großen Horns. Das Große Horn ist eine von den zwei scharfen Kehren des uralten Sträßchens von Siebenhäuser hinunter nach Henndorf. Von den Einheimischen wird das uralte Sträßchen der Ochsenweg genannt. Amtlich heißt es Siebenhäuser Straße. Der andere Name kommt aus längst Vergangenem. Denn mit Pferden, selbst vierspännig, haben die Fuhrleute, wenn sie früher mit schwerer Ladung unter der Plane von der Leipziger Messe oder von den Salinen im Hallischen hier ankamen und mussten noch über den Kamm ins Böhmische hinein, den steilen Stich nicht bezwungen. Da mussten Ochsen als Vorspann her, die stämmigen, schrittbeständigen Henndorfer Zugochsen, die den Berg über den Berg zerrten, wenn es sein musste, den zackigen Wegegeist, den Knöterich, das spindeldürre Männchen, das sich schwer machen kann wie der Berg.