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Karina Brauer

Du kannst den Wind nicht aufhalten …

ISBN 978-3-95655-374-5 (E-Book)

 

Die Druckausgabe erschien erschien 2009, in der überarbeiteten Fassung 2014 im Eigenverlag Karina Brauer.

Foto auf der Titelseite: Zach (www.photocase.de)

 

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1. Teil

Es war kalt, sehr kalt und einsam. Die Kälte kroch an diesem Abend durch die Küche des alten Bauernhauses wie ein böses Ungeheuer und war willens, von allem Besitz zu ergreifen, was sich ihm bot. Durchgefroren erhob sich Chris-Tina, um endlich den alten Herd zu beheizen. Sie brauchte Wärme, so unendlich viel Wärme, aber es blieb kalt, sehr kalt und sehr, sehr einsam um sie herum. Nach einer Weile begann der alte Teekessel auf dem Propangasherd durch seinen stotternden Pfeifton anzuzeigen, dass das Wasser für den Tee bereit war. Chris goss es über die getrockneten Pfefferminzblätter und sogleich verteilte sich der Duft in der Küche. Die junge Frau rückte den schweren Stuhl näher an den alten Kohleherd, legte noch ein paar Holzscheite nach und kuschelte sich dann in die Wolldecke ein. Sie trank den Tee, der sie nun etwas aufwärmte.

Ein langer, ein trauriger Tag lag hinter ihr. Jetzt erst konnte sie alles an sich vorüberziehen lassen. Mitten in der Pädagogikvorlesung von Professor Niemann wurde sie, Chris-Tina Baumgarten, ans Telefon gerufen. Dr. Wigand Brothe, Chefarzt des Bezirkskrankenhauses und ein alter Freund ihrer Familie war am Apparat, um ihr mitzuteilen, dass sie so schnell es ihr möglich sei, kommen müsse. „Deine Großmutter hat gesagt, dass es Zeit ist. Es geht mit ihr zu Ende. Komm schnell!“

Seit Wochen war Chris darauf vorbereitet, diese Nachricht zu erhalten und doch gerade jetzt traf sie sie irgendwie unverhofft. Sie atmete einmal tief durch, dann war Chris wieder in die Vorlesung zurück gelaufen. Unter dem strengen Blick des Professors ergriff sie ihre Sachen und wollte schon schnell hinauseilen, als Petra, die Postfrau der Seminargruppe, ihr noch rasch die heutige Post zuschob. Im Wohnheim blätterte Chris im Kursbuch der Deutschen Reichsbahn. Schnell fand sie eine Verbindung in die sechzig Kilometer entfernte Bezirksstadt. Nun hieß es, flink sein, es blieben ihr nur fünfundzwanzig Minuten. Den Zug erreichte sie zwar gerade noch, aber natürlich hatte sie es nicht mehr an den Fahrkartenschalter geschafft. Nun musste sie den vollen Fahrpreis zahlen. Der Schaffner war unerbittlich. Sie hätte eine schöne Ausrede, meinte er und ein hübsches Gesicht, aber er hätte seine Vorschriften. Chris war sauer. Nicht, dass es ihr finanziell wehtat, keine Studentenermäßigung gewährt zu bekommen. Nein, hier ging es ums Prinzip! Da sie aber sowieso fünfzehn Minuten später in den Schnellzug umsteigen musste, verspürte sie keine Lust mit dem anzüglichen, sturen Schaffner zu diskutieren. Der Schnellzug war natürlich nicht pünktlich. Warum auch ausgerechnet heute? Endlich kam er. Na, wenigstens war der Zug fast leer, heute am Dienstag. Ein sehr angenehmer Duft empfing sie, als sie das Abteil betrat. In der Mitte des Raucherabteils machte sie es sich einigermaßen bequem. Der Zug fuhr gerade an, da holte Chris die Post aus ihrer Tasche. Wie sie es vermutet hatte, es war ein Brief von Thorben. Nun würde sich bestimmt aufklären, warum er nicht wie vereinbart am vergangenen Freitag zu ihr ins Wohnheim gekommen war. All ihre Hoffnung legte sie in diesen Brief, und doch gab es da auch so eine Ahnung. Chris konnte sich diese aber selbst nicht erklären. Deshalb zögerte sie noch, zündete sich eine Zigarette an. Den Brief neben sich legend, schloss sie die Augen und sah sich und Thorben. Ach, Thorben, wie schön hatte alles angefangen, seufzte sie leise ...

Chris war damals, vor einem halben Jahr, übers Wochenende mit zu ihrer Freundin Patricia nach Rostock gefahren. Patricia hatte sturmfreie Bude. Ihre Eltern waren – wie so oft - verreist und die Mädels wollten das Wochenende mal so richtig genießen. Mit ihren achtzehneinhalb Jahren konnten und durften sie das schließlich. In der „Pinguin“-Eisbar nahm das Schicksal dann seinen Lauf.

Alle Plätze waren besetzt, ältere Frauen, Soldaten und ihre Bräute. Gerade als die beiden Mädchen wieder erfolglos gehen wollten, bezahlten zwei ältere Damen ihren Kaffee. Patricia und Chris stürmten auf die Plätze zu, als ginge es um ihr Leben. Erst als sie saßen, die schimpfenden Frauen gegangen waren und die Soldaten am Tisch undefinierbare Laute von sich gaben, war den Mädels die Peinlichkeit ihres Auftritts bewusst. Die Röte in ihren Gesichtern machte es zu allem Überfluss auch noch sichtbar. Während Chris sich doch wegen ihres Benehmens schämte, hatte Patricia bereits begonnen, mit den jungen Männern in Uniform zu flirten. Endlich blickte Chris auch einmal hoch und sah in zwei wasserblaue Augen, die ihr etwas schüchtern zuzwinkerten. Nach etwa einer Stunde hatte Patricia gemeinsam mit den anderen Jungen entschieden, dass man doch in die nahe gelegene Diskothek gehen könnte. Chris folgte, weil der Schüchterne, der Thorben hieß, auch überzeugt worden war. Trotz lauten Protestes hatte sie dann in der Disco nur mit Thorben getanzt und natürlich auch nur ihn geküsst. Kurz vor 23 Uhr verschwanden die Soldaten dann gemeinsam, sie mussten zurück in die zwanzig Kilometer entfernte Kaserne.

Von nun an schrieben sich Chris und Thorben täglich. Die Briefe von Thorben waren von einer Tiefe und Ehrlichkeit, so gefühlvoll, so voller Sehnsucht nach Liebe, nach ihrer Liebe, so etwas hatte Chris noch nie bei Jungen erlebt. Nicht einmal Patricia durfte die Post lesen, und das hieß viel, teilten die Mädchen doch ansonsten alle Geheimnisse miteinander.

 

Ende August endlich erlebten Chris und Thorben ihr erstes gemeinsames Wochenende und es war unbeschreiblich schön. Jetzt drei Monate später wusste sie, dass es nicht ohne Folgen geblieben war. Am Freitag der vergangenen Woche war Thorbens anderthalbjährige Armeezeit zu Ende gegangen, nun sollte ihre gemeinsame Zeit beginnen. Sie hatten doch so viele wunderbare Pläne geschmiedet ...

 

Der Zug hielt gerade in Bad Kleinen und eine Schulklasse stürmte durch das Abteil. Einige Kinder hatten sich bereits gesetzt, als durch die Lehrerin das Weitergehen in den Nichtraucherwagen angemahnt wurde. Endlich war wieder Ruhe eingekehrt. Chris ergriff erneut den Brief, nun wirklich bereit, ihn zu öffnen und zu lesen. Wieder nahm sie den angenehmen Duft wahr, der durch den Wagen zog.

Liebe Chris-Tina,

verzeih mir, wenn Du kannst. Ich schäme mich sehr, weil ich so feige bin. Ich konnte es Dir einfach nicht sagen oder schreiben. Ich werde im November heiraten. Ich habe es meiner Familie schwören müssen. Anja, mit der ich im Pfingsturlaub zusammen war, kurz bevor wir uns kennenlernten, ist schwanger. Ich kann nicht anders. Ich darf die Familienehre nicht beschmutzen. Es tut mir alles so leid. Ich liebe nur Dich und werde Dich immer lieben. Bitte entbinde mich von meinem Schwur, den ich Dir in der Kirche gab.

Liebe Chris, bitte versuche nicht, mich zu finden. Es hat alles keinen Zweck.

Dein Dich ewig liebender Thorben

 

Chris liefen die Tränen übers Gesicht. Sie konnte es nicht fassen! Plötzlich war der Duft ganz nahe bei ihr. „Hallo, junge Frau, was ist denn los mit Ihnen?“ Erstaunt blickte sie in das Gesicht des fragenden Mannes, der sich über sie gebeugt hatte. Erst jetzt begriff Chris-Tina, dass sie ohnmächtig gewesen sein musste und nun auf dem Waggonboden lag. Rasch erhob sie sich. Lächelte ein wenig verlegen, klopfte den Staub von der Hose und sagte: „Entschuldigung, es ist alles in Ordnung.“ Und dann, etwas leiser, fügte sie hinzu: „Das Frühstück ist zu lange her.“

Sie spürte sofort, dass der freundliche Mann ihre Lüge durchschaut hatte. Er gab ihr ein sauberes Taschentuch und sagte: „Sie brauchen dort,“ er zeigte an ihre Schläfe, „schnell ein Pflaster“. Chris fasste an die gezeigte Stelle und bemerkte dann das Blut an ihrer Hand. Mit dem Taschentuch wischte sie es ab. Die Durchsage „Schwerin Hauptbahnhof ...“ war für sie wie eine Erlösung. Hastig ergriff Chris Anorak und Tasche und war mit „Dankeschön! Auf Wiedersehen!“ und dem Taschentuch des Fremden verschwunden. Auf dem Bahnsteig winkte ihr der nette Herr noch nach, sie bemerkte es gar nicht.

 

Chris-Tina wollte nur noch schnell ins Krankenhaus. Auf der Station kam ihr Dr. Brothe schon entgegen. „Na, da bist du ja endlich! Sie fragt ständig nach dir!“ Es klang vorwurfsvoller, als er es wollte, wusste er doch, alles brauchte seine Zeit. Hier aber wartete eben einer, der hatte gerade jetzt keine Zeit mehr - der Gevatter Tod. Brothe begleitete das Mädchen in das Zimmer, in dem die Großmutter, die Urgroßmutter lag. „Ich lasse euch nun allein, wenn etwas ist, klingle!“

Leise zog Chris-Tina ihre Jacke aus und ging an das Bett der sterbenden Ömi, wie sie sie immer liebevoll nannte. Aus matten Augen blickte die alte Frau ihre Urenkelin an. Chris wusste, es würde ihr kaum Zeit bleiben, um der geliebten Großmutter von ihrem größten Glück und ihrem noch größeren Unglück zu berichten. Gerade als sie beginnen wollte, nahm die Ömi ihre Hand und flüsterte: „Ward allens gaud, min lütte Deern. Büst man een Sünndagskind, da hest denn doch 'n bäten mier Glück! Hei kümmt taurüch. Ick waar von baben von Himmel öffters na di kieken, wenn ick bi de Engels und min Hermann bin. Pass man gaud up juch up!“ Ihre Stimme wurde noch leiser. Chris war ganz dicht am Gesicht ihrer Großmutter, sie gab ihr einen Kuss auf die Stirn und versprach, die Tränen unterdrückend, den Rat der Großmutter zu befolgen. „Grüße alle von mir, Ömi“, bat sie leise, fast zu sich selbst, als ein kurzer kalter Hauch durch das halbdunkle Krankenzimmer zog. Der Gevatter hatte scheinbar lange genug gewartet. Die Großmutter war fort.

Wie lange Chris weinend, den Kopf auf die Hand der toten Großmutter gelegt, am Bett saß, wusste sie später nicht mehr. Dr. Brothe kam, nahm sie in den Arm, drückte sie fest an sich und übergab Chris zunächst der Schwester, die sie in das Zimmer des Arztes begleitete. Die Schwester kümmerte sich nun auch um Chris-Tinas Wunde. Diese war kleiner als sie aussah, aber mit dem Pflaster ... Egal, Chris wollte heute ohnehin keinen Schönheitspreis mehr gewinnen.

Nach einer Weile saßen sich der Arzt und das Mädchen gegenüber. Der Kaffee, den sie nun trank, tat gut. Endlich brach der Arzt das Schweigen: „Nun hat sie es gut, Chris. Sie ist ja immerhin 86 Jahre alt geworden“, er blätterte in seinen Unterlagen und fuhr dann fort: „ach, ich sehe ja, sie ist ja schon 1893 geboren. Mensch, sie war schon 87! Chris, sie hatte einen leichten Tod.“

Ernst blickte Chris-Tina ihn an: „Ja, Wigand, ein leichter Tod. Das hast du auch gesagt, als Mama, Papa und mein Bruder Michael gestorben sind. Damals, erinnerst du dich! Denkst du, es hilft mir, zu wissen, dass sie alle einen leichten Tod hatten? Ich bin jetzt allein. Verstehst du das?“ Chris war laut geworden, das bemerkte sie nun erschrocken selbst. „Verzeihe mir, ich wollte ...“ Sie weinte und er ließ sie.

Wigand Brothe fühlte sich sehr unwohl, zumal er es jetzt selbst ungeheuerlich empfand, dass er sie in dieser schweren Stunde auch noch an den harten Schicksalsschlag von vor 8 Jahren erinnern musste.

Dr. Brothe kannte die Familie Baumgarten seit Jahrzehnten. Gemeinsam mit Jochen Baumgarten, Chris-Tinas Vater, war er aufgewachsen, sie waren wie Brüder, Blutsbrüder. Was hatten sie nicht alles gemeinsam erlebt? Unzertrennbar waren sie. Nur einmal gab es Streit. Ingrid Papke, die Tochter des Tischlermeisters aus Schwerin, gefiel ihnen beiden. Fast wäre ihre Freundschaft daran zerbrochen, aber eben nur fast. Brothe war dann sogar ihr Trauzeuge gewesen, später wurde er der Patenonkel von Michael und Chris-Tina. Der Tod des Freundes hatte ihn damals genauso hart getroffen wie Chris. Wie selbstverständlich hatte er sich um alles gekümmert.

Nun blickte er Chris voller Mitleid an. Nach einer Weile reichte er ihr ein Taschentuch, stand auf und blickte aus dem Fenster. „Chris, ich weiß, dass es dir nicht viel hilft. Aber sie hat nur noch für dich gelebt und nun war die Kraft am Ende. Gestern hat sie sogar fürchterlich geweint, weil sie dich jetzt doch alleine lassen muss. Ich habe ihr gesagt, dass du es schon schaffst. Da hat sie dann wieder ihr schelmisches Lächeln gehabt und gemeint: Na, ist ja auch meine Enkeltochter!“ Er machte eine kurze Pause. „Chris, wenn du Hilfe brauchst, ich bin für dich da, immer.“

„Ja, ich weiß. Ich werde jetzt gehen. Oder kann, muss ich noch etwas tun?“

„Nein, Mädchen, ich kümmere mich um alles Weitere, so wie wir es mit deiner Großmutter und dir an deinem 18. Geburtstag im letzten Jahr abgesprochen haben.“ Chris nickte und wollte schon hinausgehen, als er ihr noch einen Krankenschein in die Hand drückte. „Ich denke, die Beerdigung wird bereits am Freitag sein. Wenn du dann noch zu Hause bleiben willst, schreibe ich dich weiter krank. Tschüss, ich muss mich nun auch mal wieder um die anderen Patienten kümmern.“ Damit schob er sie sanft zur Tür heraus.

Brothe ging zurück an seinen Schreibtisch, unter den Patientenakten lag eine angebrochene Schachtel Zigaretten. Hastig entnahm er eine Zigarette und zündete sie an. Du solltest mit dem Rauchen aufhören, dachte er kurz. Der Gedanke an Chris, die ihrer Mutter Ingrid immer ähnlicher geworden war, beschäftigte ihn allerdings viel mehr. Mehr als es gut war für ihn. Brothe schalt sich einen Narren. Er hatte Ingrid nicht bekommen und auch Chris ...

Auf dem Flur sah Chris-Tina in der Fensterscheibe ihr Spiegelbild. Sie erschrak. Schnell lief sie zur nächsten Toilette und ließ kaltes Wasser über das verweinte Gesicht laufen. Als sie dann nach einer Weile aus dem Krankenhaus ging, schaffte sie gerade noch den Bus, der sie in das wenige Kilometer entfernte Dorf brachte, in dem sie seit Jahren wohnte.

 

Die Wärme des Herdfeuers und der Tee hatten Chris gut getan. Aus der „guten Stube“, wie die Großmutter das Wohnzimmer stets genannt hatte, ertönte der Gong der alten Pendeluhr. Es war bereits nach Mitternacht. Das Mädchen erhob sich und legte die Wolldecke zusammen. Als sie den schweren Holzstuhl auch noch an seinen Platz zurückgestellt hatte, fiel ihr plötzlich Thorbens Brief ein. Ja, den werde ich noch einmal lesen, vielleicht ... Sie konnte den Gedanken gar nicht zu Ende denken. Hastig hatte Chris alles aus ihrer Tasche herausgerissen, Taschentücher, Kleingeld, Feuerzeuge, Geldbörse, Kugelschreiber lagen auf dem Tisch. Sie rannte auf den Flur. Nein, auch in der Jacke war er nicht! Er war ganz einfach verschwunden. Weg! War nicht alles schon schlimm genug?!

Chris stieg traurig die Treppe zu ihrem Dachstübchen hinauf, kuschelte sich in das Federbett ein und weinte sich in den Schlaf.

 

„Hi, Chris, du hast Post.“ Petra, die nette Seminargruppen-Postfrau, hielt einen großen Briefumschlag in der Hand. „Wenn du jetzt wenigstens einmal lachst, Chrissi, dann kannst du ihn noch vor der Vorlesung haben.“ „Ach, Petra, wenn das dein sehnlichster Wunsch ist, dann will ich ihn dir erfüllen.“ Chris gab sich nun wirklich Mühe, das Lächeln nicht krampfhaft aussehen zu lassen. Petra wollte ja wirklich nur nett zu ihr sein. Ja, Chris wusste, dass sie allen leid tat, aber genau das wollte sie eben nicht.

Am Sonntagabend gleich nach ihrer Ankunft kamen fast alle Mädchen der Seminargruppe zu ihr ins Zimmer und wollten sie trösten. Es war so belastend. Nach einer halben Stunde hatte Chris-Tina alle hinausgeworfen und gesagt, dass sie kein Mitleid brauche. Es tat ihr ja auch gleich leid, aber es war eben leider gesagt. Im ersten Seminar am darauf folgenden Morgen hatte sie sich vor die Klasse gestellt, sich entschuldigt und gleichzeitig alle gebeten, sich ihr gegenüber doch bitte ganz normal zu verhalten. Sie wäre ja schließlich nicht krank und ihr Kummer würde nicht kleiner, die Großmutter dadurch auch nicht wieder lebendig werden, wenn alle sie bemitleiden würden. Damit war die Sache dann auch ausgestanden.

„So, nun gib schon her, es ist Post von meinem Verehrer!“, sagte Chris. Darauf erwiderte Petra nur schnippisch, als sie endlich den absenderlosen Brief übergab: „Dann ist das jetzt aber eine neuer, die Schrift ist anders.“ „Aha, du bist ja gut im Bilde.“

Die Pädagogikvorlesung begann und Chris legte den Brief beiseite. Wer immer ihr heute geschrieben hatte, er musste warten. Nach einer halben Stunde konnte Chris-Tina sich nicht mehr beherrschen. Sie musste wissen, wer ihr heute geschrieben hatte, außer von Thorben hatte sie niemals Post erhalten. Leise versuchte sie den Brief zu öffnen, aber natürlich gelang gerade dies nicht.

Der Professor hatte die Störung bemerkt. Nun legte er sogar seine Unterlagen fort und sah in den Vorlesungssaal, scheinbar unbeabsichtigt blieb sein Blick auf Chris-Tina gerichtet. „Meine Damen,“ verkündete er mit seiner tiefen Stimme, „wenn Sie glauben, Pädagogik ist für zukünftige Lehrerinnen nicht so wichtig, dann sollten Sie lieber gehen. Im Übrigen sollte von Ihnen, meine Damen, die eine oder andere glauben, ich würde nicht bemerken, dass Sie bei mir ihre Liebesbriefe lesen, dann irren Sie sich gewaltig. Wenn ich Ihnen Praxisbeispiele liefere und Ihr Blick ist verklärt, was glauben Sie wohl, was ich mir dabei denke? Ich war, auch wenn Sie es sich vielleicht nicht vorstellen können, ja auch mal jung, wie Sie. Ich bitte Sie also nun alle um Ihre geschätzte Aufmerksamkeit!“ Damit drehte er sich um, ging ans Pult zurück und fuhr mit der Vorlesung fort.

Chris spürte die Röte in ihrem Gesicht. Dabei ahnte sie jedoch nicht, dass sie nicht die einzige Studentin war, die sich angesprochen fühlte. Der Professor hatte die Vorlesung gerade beendet, da flitzte Chris durch den Hinterausgang des Saales hinaus ins Wohnheim. Patricia konnte ihr kaum folgen. „Mann, der war ja heute scharf drauf“, brachte Patricia schwer atmend heraus. Nach einer kurzen Pause hatte sie sich jedoch wieder erholt und wollte nun neugierig wissen, von wem denn Chris nun Post hätte. „Nun warte es doch ab, ich bin ja noch nicht zum Lesen gekommen. Koche du uns Kaffee. Ich sage es dir dann.“

Guten Tag, liebes Fräulein Baumgarten,

vielleicht erinnern Sie sich meiner noch? Wir begegneten uns am vergangenen Dienstag im D-Zug, den Sie in Schwerin verließen ...

„Was ist los mit dir?“, fragte Patricia, „Du siehst aus, als wäre es Post aus einer anderen Welt.“ „Ehrlich, Patricia, ist sie auch.“ Während Patricia die Freundin neugierig anstarrte, las Chris unbeeindruckt davon ihren Brief schweigend weiter, trank ihren Kaffee und rauchte.

... Leider haben Sie auf mein Winken nicht reagiert, ...

Na, das wäre ja noch schöner, wenn ich auf jedes Winken reagieren würde, dachte Chris nun ein wenig amüsiert.

... dann hätte ich Ihnen den Brief Ihres Freundes, Ihres ehemaligen Freundes gleich zurückgeben können.

Nun, da Sie – bedingt durch Ihre Ohnmacht - Umschlag und Brief haben fallen lassen, blieb beides auch nach Ihrem stürmischen Ausstieg unter der Bank liegen. Ich erlaube, mir Ihnen dieses Schreiben zurückzugeben. Ich habe die Hoffnung, dass Sie baldigst einen Mann finden werden, der Ihrer wert ist.

Mit freundlichen Grüßen

Carl Klammt

 

„Na, was ist?“, Patricia platzte jetzt fast vor Neugierde. „Mann, nun mach es nicht so spannend. „ Ach“, erwiderte Chris, während sie Thorbens Brief aus dem Umschlag fingerte, „der Mann aus dem Zug hat das hier“, und als wenn sie etwas ganz Furchtbares in der Hand hielt, zeigte sie auf Thorbens letzte Nachricht, „geschickt. Na ja, da werde ich ihm dann heute Abend wohl antworten und mich bedanken müssen. Ist ja nett, das er sich die Mühe gemacht hat.“ Damit stand sie auf und beide gingen, ohne weiter darüber zu reden zum nächsten Seminar. Chris ließ dieser Brief aber gar keine Ruhe.

 

Endlich Wochenende.

Chris war seit einigen Stunden damit beschäftigt, die Wäsche ihrer Großmutter in Säcke zu verstauen. Auf der Beerdigung, am Freitag vor einer Woche, hatte sie mit der Frau des Pfarrers auch über die Sachen der Ömi gesprochen. Frau Rehmer machte ihr dabei den Vorschlag, dass die Pfarrei diese nehmen und an Bedürftige weitergeben würde. Das gefiel Chris, denn zum Wegschmeißen war das alles zu schade und die Großmutter hätte es ganz sicher auch gewollt. Ja, die Ömi! Diese kleine Frau, die ihr ganzes Leben nur für andere da war, die wäre jetzt sicher sehr zufrieden mit ihrer Urenkeltochter. „Geben ist seliger als Nehmen“, hatte sie stets gesagt und so hatte sie auch immer gelebt. Was spielte es schon für eine Rolle, dass das Leben mit ihr nicht zimperlich umgegangen war.

Chris war gerade in die Küche gegangen, um den Eintopf, den sie sich zum Abendessen kochte, umzurühren, als das Telefon klingelte. „Guten Abend“, meldete sie sich und war sehr überrascht, als am anderen Ende der Leitung eine angenehme Männerstimme antwortete: „Ja, gleichfalls einen guten Abend, Fräulein Baumgarten.“ Nach einer kurzen Pause fuhr der Mann fort: „Ich hoffe, ich störe Sie nicht. Hier ist Carl Klammt, Ihr Briefefinder.“ Nun war Chris wirklich überrascht. „Hallo, Fräulein Baumgarten, sind Sie noch dran?“ „Ja, ja, Herr Klammt. Ich bin nur ein wenig erstaunt, dass Sie mich anrufen. Ich meine, dass Sie überhaupt meine Nummer haben.“ „Also, Fräulein Baumgarten, das ist nun wirklich eine ganz leichte Aufgabe gewesen. Ich habe Ihren Brief erhalten. Vielen Dank dafür. Das Taschentuch können Sie auch behalten, es ist nicht mein einziges“, er lachte kurz auf. „Also, wenn Sie mir einen Brief mit Ihrer Adresse senden, da kann ich doch im Telefonbuch nachschauen. Ich hatte einfach Glück, dass Sie einen Telefonanschluss besitzen. Sehen Sie, es ist nicht einmal ein Zauberkunststück! Aber wie geht es Ihnen?“ „Danke, es geht mir gut.“ „Schwindeln Sie mich jetzt wieder an?“ „Nein, aber, ...“, Chris machte eine kurze Pause, dann fuhr sie fort: „Es ist hier soweit alles in Ordnung. Und wenn Sie auf die Sache mit meinem Freund, ähm, Exfreund anspielen, das ist längst vorbei.“ „Na gut, ich wollte ja auch nicht indiskret sein. Entschuldigen Sie bitte! Was machen Sie denn gerade?“ „Ich koche Eintopf, Wrukeneintopf.“ „Oh, das hört sich ja gut an. Eintopf ist mein Lieblingsessen, ehrlich!“ „Tja, leider kann ich Ihnen keinen Teller durch das Telefon reichen, sonst wären Sie mein Gast.“

Es klingelte an der Haustür. „Herr Klammt, ich muss jetzt leider unsere Plauderei beenden. Ich werde nachher auch einen Teller Eintopf für Sie mitessen. Tschüss.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, legte Sie den Hörer auf und ging zur Tür. Da stand Frau Rehmer, die Frau des Pfarrers mit ihrem Sohn Guido und zwei anderen jungen Männern vor der Tür. Nach einer kurzen Begrüßung luden sie die Sachen in den alten Barcas. Zum Abschied sagte der vier Jahre ältere Guido: „Hey, Chris, wir wollen heute noch übers Land fahren, irgendwo wird schon Tanz sein. Hast du nicht Lust?“ Sie sah die Hoffnung in seinen Augen und wusste um die Enttäuschung, die ihre Antwort für ihn bedeuten würde: „Nee, lass mal, ich bin nicht in der Stimmung dafür. Vielleicht ein anderes Mal.“ Wie gut sie ihn kannte! „Kann ich deinen Wagen trotzdem noch ein paar Tage nutzen? Ich bring ihn auch zur Durchsicht. Schlüssel und Papiere lege ich wie gehabt in unser Versteck!“ Chris nickte, während Guido traurig zu den anderen in den Transporter stieg. Sie winkte noch einmal und dann kehrte sie schnell ins Haus zurück.

Du hattest einmal deine Chance, Guido, du hast es damals verpatzt!, dachte sie, bevor sie ins Schlafzimmer der Großmutter ging. Sie schloss die Schranktüren und setzte sich auf das uralte Bett. Wie sich das anhört „dein Wagen“ dachte das Mädchen so bei sich. ‚Jetzt gehört mir alles, aber was soll ich damit?‘ Langsam wurde sie wieder von einer Art Verzweiflung erfasst. Knapp neunzehnjährig saß sie hier im Haus ihrer Vorfahren, allein und einsam.

 

Das Läuten an der Haustür holte sie aus ihren traurigen Gedanken. Sie betrat den Flur, der Blick auf die Uhr zeigte ihr an, dass es bereits nach 19 Uhr war. Wer könnte das jetzt sein? Ob Guido es noch einmal versuchen wollte?

Chris-Tina öffnete die Tür und war sprachlos. Da stand der sympathische Mann aus dem Schnellzug vor ihr mit einer Flasche Wein und einer Schachtel Pralinen. „Ich dachte, ich komme zum Eintopfessen doch persönlich vorbei. Ich möchte doch nicht, dass Sie für mich mitessen und mir dann Vorwürfe machen, wenn Sie Ihre Figur ...“

Weiter kam er nicht, Chris zog ihn am Ärmel ins Haus hinein. „Können Sie beim Reden auch Luft holen?“, fragte sie nun. Statt darauf zu antworten, sagte er: „Nun, ich hoffe, ich störe nicht. Ich hatte nichts weiter vor, da dachte ich ...“ „Das ist gut!“ Jetzt war Carl Klammt es, der etwas verwirrt dreinschaute: „Was“, fragte er, „was ist gut?“ Lachend antwortete sie: „Na, dass Sie denken. Ich mag denkende Männer.“

Sie gab ihm nun ein Zeichen, ihr in die Küche zu folgen. Chris-Tina holte ein zweites Gedeck aus dem Schrank. Dann aßen sie schweigend die Teller leer. Der Duft, der ihr damals auch im Zug aufgefallen war, kroch angenehm in Chris-Tinas Nase. Chris versuchte ihr Gegenüber so unauffällig wie möglich zu beobachten. Es gelang ihr anscheinend nicht, denn des Öfteren trafen sich ihre Blicke.

Wenn Patricia wüsste, dass ich mit so einem gut aussehenden Mann ausgerechnet Eintopf esse, die würde wahrscheinlich sofort einen Kochkurs besuchen, um das auch zu schaffen, dachte Chris bei sich.

„Sind Sie satt?“ Carl nickte. „Wie hieß das Essen noch mal“, fragte er sie nun. Während Chris das Geschirr abräumte, antwortete sie ihm, jedes Wort besonders betonend: „Das war doch Ihr Lieblingsessen, Wruken-, also Steckrübeneintopf.“ Ein wenig verschwörerisch blickte sie dann zu ihm herüber, als sie dann zu ihm sagte: „Ich habe es übrigens gleich gemerkt, dass Sie das nicht kennen. Das kocht Ihre Frau wohl nicht?“ „Nein!“, war seine kurze Antwort. Nun herrschte plötzlich eine unangenehme Stille. „Entschuldigung, da war ich eben wohl etwas vorlaut.“

Chris-Tina blieb an der Spüle stehen und wusch das Geschirr ab. Sie konnte sich jetzt nicht einfach wieder an den Tisch setzen. Irgendetwas war geschehen, sie konnte es sich nicht erklären, oder besser, sie wollte es nicht, nicht jetzt. Plötzlich war er neben ihr und begann abzutrocknen. Wieder nahm Chris diesen wunderbaren Duft wahr. Ja, sie musste sich eingestehen, dass dieser Carl ihr gefiel, sehr sogar. Er war so groß, so schlank und dann die dunklen Haare. Am meisten gefielen Chris jedoch seine freundlichen braunen Augen. „Ich kann es gar nicht glauben, dass eine Frau so lange schweigen kann“, sagte Carl in die Stille hinein und beide lachten nun laut und herzlich. Der Bann war wieder gebrochen.

„Na ja, so lange war es ja nun auch nicht. Wollen Sie Kaffee trinken?“, fragte Chris, als sie sich wieder beruhigt hatte. „Wenn das heißt, dass ich noch etwas bleiben darf, dann gerne.“ „Sie dürfen.“ „Wo haben Sie eigentlich Ihr Auto abgestellt“, fragte Chris. „Die Leute hier sind nämlich sehr neugierig, wissen Sie.“ „An der Kaufhalle. Ist das weit genug weg“, antwortete er ein wenig schelmisch. „Ach, so meine ich das doch nicht. Ich denke, Sie sollten hier auf dem Hof parken, dann passiert dem Wagen auch nichts.“ Er stand auf, griff die auf dem Tisch liegenden Autoschlüssel und ging mit dem Worten: „Und mir?“ hinaus. Chris tat, als hätte sie dies nicht gehört, war sie doch ohnehin vielmehr mit der Frage beschäftigt, ob er ihr Herzklopfen hören konnte. Nachdem Carl seinen dunkelblauen Wartburg auf dem Hof geparkt hatte, schloss Chris-Tina das Tor ab. „Es wäre schön, wenn wir ins Haus gehen könnten. Ich friere“, sagte sie, als Carl sich noch auf dem schwach beleuchteten Grundstück umsah.

Chris hatte die Haustür beinahe erreicht, als er sie einholte, fast wären sie gemeinsam ins Haus gefallen. Er hielt sie fest und für einen Atemzug lang schloss sie die Augen. Zu schnell fand sie, hatte er sie wieder losgelassen. Zu schnell, um es richtig zu genießen.

Chris öffnete die Tür zur guten Stube, stellte Kerzen und zwei Gläser auf den Tisch, während er die Flasche Wein öffnete. Schon beim ersten Glas waren sie zum ‚Du’ übergegangen. Dann sprachen sie über Gott und die Welt und natürlich auch über sich. Chris erzählte, dass ihre verstorbene Großmutter eigentlich schon ihre Urgroßmutter gewesen sei, dass sie seit dem Tod der Eltern hier bei der alten Frau ein Zuhause gefunden hatte und ihr damit die zwangsläufige Einweisung ins Kinderheim erspart geblieben war. Carl wollte mehr wissen, aber Chris bat ihn zu warten. „Vielleicht ergibt es sich, dann erzähle ich dir später einmal alles.“

Er streichelte ihre Hand und sie war froh, dass er sie nicht drängte. Auch er gab nicht viel von sich preis, aber es reichte Chris zu wissen, dass es keine Frau gab, die auf ihn wartete. Lange unterhielten sie sich, die Flasche war längst leer, die Kerzen fast heruntergebrannt, als Chris aufstand und sagte: „Ich mache dir hier unten im Schlafzimmer von Oma das Bett zurecht.“ „Und du?“, fragte Carl. „Ich schlafe oben in meiner Kammer. Wie immer!“, antwortete sie hastig. „Ich hole das Bettzeug herunter. Mach du doch in der Küche schon das Licht aus. Das Schlafzimmer ist auf dem Flur hinten rechts.“ Als sie die Treppe zu ihrem Reich fast erstiegen hatte, spürte sie, dass Carl dicht hinter ihr war. „Darf ich mir das Kämmerlein denn wenigstens ansehen“, hauchte er ihr flüsternd ins Ohr. Sie spürte seine Erregung. Langsam drehte sie sich um, er stand zwei Stufen tiefer. Sie sahen sich in die Augen, er nahm sie in die Arme, küsste zärtlich ihren Mund. Nun trug er Chris die letzten Stufen hinauf. Sie öffnete mit der freien Hand die Tür, löschte das Flurlicht. Der Raum war nur durch das Mondlicht erhellt, das durch das kleine Dachfenster fiel.

Irgendwann waren sie dann erschöpft und sehr glücklich eng aneinander gekuschelt eingeschlafen. Als Carl jedoch in der Nacht wach wurde, erschrak er. „Chris-Tina, weinst du? Mädchen, was ist?“, fragte er, während er mit der linken Hand nach dem Schalter der Nachttischlampe tastete. Endlich war der winzige Raum erleuchtet. Carl beugte sich über die weinende junge Frau. „Es tut mir leid, wenn ich ...“, seine Stimme zitterte. Endlich drehte Chris sich zu ihm, Tränen liefen ihr über das Gesicht und schluchzend versuchte sie, ihm zu erklären, warum sie weinte: „Es ist nicht deinetwegen, ich ...“ Es dauerte, bis sie sich beruhigte, sanft streichelte er die Tränen fort. „Ich, ich kann nicht. Ich habe dich belogen, es gibt keinen Grund für dich zu bleiben. Es ist besser, du gehst!“, sprudelte es nun plötzlich und sehr heftig aus ihr heraus. Sie sprang aus dem Bett, zog sich ihre Jeans und den Pulli an, schnappte sich die Wollsocken. Schon war sie an der Tür und stürmte die Treppe hinunter.

Carl, zunächst von der Wucht ihrer Worte und ihrer plötzlichen Flucht überrascht, sprang aus dem Bett und folgte ihr. In der Küche erst konnte er sie einholen. „Liebes, was ist los? Ich dachte, du hast es auch gewollt. Ich …“, weiter kam er nicht. Chris riss sich los und lief ins Badezimmer, das sie hinter sich verriegelte. Er hörte, dass sie sich übergeben musste. Die gesamte Situation war für Carl nun doch ein wenig verwirrend, so etwas war ihm noch nie geschehen. Da stand er nun in einer fremden, kalten Küche, wartend und frierend. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er noch nackt war. Er lief zurück in die Kammer, zog sich an. Dann machte er sich daran, den Herd zu beheizen und Tee zu kochen.