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Steffen Mohr

Rätselkrimis für Kinder

ISBN 978-3-95655-408-7 (E-Book)

 

Gestaltung des Titelbildes: Ernst Franta

 

Das Buch erschien erstmals 2002 im Loewe Verlag GmbH, Bindlach.

 

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Katzendiebe

„Wenn wir zu laut sind, beschweren sich die Nachbarn unter uns!“

Toni lachte.

„Wirf mich also leiser auf den Teppich.“

Der lange Benjamin zeigte seinem um einen Kopf kleineren Freund Toni ein paar Griffe, die er gerade im Judotraining gelernt hatte.

In diesem Moment klingelte es an der Wohnungstür.

„Oh-oh“, flüsterte Toni. „Das ist bestimmt unsere dicke Nachbarin.“

Vor der Tür stand aber ein dünnes Mädchen: Nina war Tonis ältere Cousine und schon fast dreizehn.

Sie wischte sich eine Träne aus den Augenwinkeln. „Ich brauche deine Hilfe, Toni“, schluchzte sie.

„Komm rein, Nina. Benjamin kennst du ja. Darf er mithören?“

Die Sache war die, dass Toni schon manchmal geholfen hatte, wenn es um stibitzte oder bloß verlegte Kugelschreiber ging und einmal sogar um ein gestohlenes Fahrrad. So klein Toni war, so groß war doch sein Grips. Er kriegte einfach alles raus. „Toni“, sagten alle, „ist unser bester Schuldetektiv. Und nicht nur deshalb, weil er unser einziger ist.“

Diesmal jedoch ging es um ein wirklich schweres Verbrechen. Atemlos hörten die Jungen Tonis Cousine zu. Seit zwei Tagen bereits war Beppo - ihr Kater mit dem glänzend roten Fell und den weißen Pfötchen - verschwunden.

„Oh, mein armer Beppo“, schluchzte Nina, „er ist bestimmt entführt worden.“

In der Stadt trieben sich nämlich seit einiger Zeit Katzendiebe herum. Die fingen die Tiere, sperrten sie in Käfige und verkauften sie weiter.

Ein guter Detektiv, wie Toni es war, zieht aber nicht nur die am nächsten liegende Möglichkeit in Betracht. Er ermittelt in alle Richtungen. Und genau das tat Toni jetzt.

„Hast du einen Feind?“, wollte er von Nina wissen.

„Ich??“ Nina zog die Schultern hoch und überlegte.

„Es ist nämlich so“, erklärte Toni, „dass es gar nicht die Katzendiebe sein müssen, die dir Beppo entführt haben. Es könnte auch ein Trittbrettfahrer sein ...“

„Ein was?“, fragte Judo-Benjamin dazwischen.

„Wenn jemand eine Riesenwut auf Nina hat, dann könnte er Beppo fortgeschleppt haben, um ihr eins auszuwischen. Und keiner verdächtigt ihn. Denn alle denken, dass es bestimmt die Tierfänger waren.“

„Robert!“, schrie Nina plötzlich, und auf ihrer Stirn erschien eine tiefe Zornesfalte.

Robert, erzählte sie, war der Anführer einer Jungenbande, die gerne Mädchen ärgerte. Da hatte Nina ihm den Spitznamen „Hampelmann“ verpasst. Als ihn die Jungs auch so riefen, hatte er Nina Rache geschworen. Das war vor drei Tagen.

Laut dachte Toni nach: „Robert war also vor drei Tagen in eurer Wohnung? Aber Beppo ist erst seit zwei Tagen verschwunden. Kombiniere: Robert muss deinen Beppo draußen gefangen haben.“

„Beppo jagt jeden Abend im Vorgarten nach Feldmäusen. Dann kommt er aber brav wieder hoch!“

„Weiß Robert das?“

Nina überlegte kurz. „Ganz bestimmt nicht. Er kennt Beppo nur als Stubenkatze.“