Impressum

Steffen Mohr

Ein Tag voll Musik

Beschäftigungsbuch für kleine Kinder

ISBN 978-3-95655-406-3 (E-Book)

 

Gestaltung des Titelbildes: Ernst Franta

 

Das Buch erschien erstmals 1976 im VEB Deutscher Verlag für Musik Leipzig.

 

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Kleines Vorwort an die Großen

Die Mädchen und Jungen, für die unser Buch gedacht ist, sind drei bis sechs, höchstens sieben Jahre alt. Sie können noch nicht lesen. Tragen wir ihnen etwas vor, dann sitzen sie nicht lange still. Immer wollen sie beschäftigt sein.

Deshalb enthält unser Buch nicht nur die lustige Geschichte zum Vorlesen. Viele Beschäftigungen sind darin, die wir mit den kleinen Zuhörern gemeinsam spielen können. Nahtlos fügen sich diese Spiele, Lieder und Szenen in unsere Vorlesegeschichte ein, und sie beginnen genau dann, wenn Jürgen und Kathrin, Uwe oder Britta zapplig werden und von sich aus spielen und sich beschäftigen wollen. Aufgepasst — nun setzt unsere Kunst ein! Jetzt zeigt sich, ob wir gute Spielleiter sind, mit Fantasie und Witz. Und außerdem sollen unsere kleinen Freunde nicht merken, dass wir sie „erziehen“ oder ihnen „etwas beibringen“ wollen! Wie stellen wir das an?

Dafür gibt es eigentlich kein Rezept. Vielleicht nur ein Tipp für die Eltern und Erzieher, die bisher noch nicht mit einem solchen Beschäftigungsbuch umgegangen sind: Schauen Sie sich’s vorher in Ruhe an. Die Beschäftigungsteile unseres Buches bestehen nämlich bloß aus kurzen Ratschlägen für den Spielleiter. Diese einfach vorlesen — das geht nicht. Sie müssen die kleinen Aufgaben schon in Ihre Sprache übersetzen, in die Sprache also, die Sie auch sonst mit Ihren Kindern sprechen.

Wählen Sie unter der Vielzahl der Beschäftigungen getrost diejenigen aus, die Sie für Ihre Kinder am brauchbarsten halten.

Sie wollen ja keinen strengen „Spielunterricht“ halten, der würde Ihren Zuhörern den Spaß an unserem Buch sicher verderben.

Dieses Buch hat etwas mit Musik zu tun. Musik beginnt beim Hören. Können Ihre Kinder schon (oder noch) richtig hören? Oder müssen Sie Ihren Kindern das richtige Hören erst wieder beibringen? Dieses Buch will Ihnen dabei helfen.

In unserer lärmerfüllten Zeit, in der eine Krachmaschine lauter dröhnt als die andere und der Tonregler des Fernsehers voll aufgedreht werden muss, um die Straßengeräusche zu überbieten, hat ein feines und genaues Zuhören scheinbar keinen Sinn mehr. Nur: Verlieren wir mit dem Verzicht auf ein genaues Hören, mit dieser Einstellung auf die bloß lauten und starken Hörreize nicht auch ein Stück Welt? Ein Stück Welt, das schön und erregend, wertvoll und bildend ist?

Schenken wir unseren Kindern diesen Reichtum wieder. Erziehen wir sie zum Zuhören, zum bewussten Hinhören, zur Freude an stillen und leisen Tönen und zum Vergnügen an der Stille selbst.

Ein kleines Beispiel zeigt vielleicht, wie wichtig unser Vorhaben ist.

Wenn der fünfjährige Andreas nur die Farben Rot und Blau unterscheiden könnte und beim Anblick eines grünen Baumes ausriefe: „Der Baum ist blau!“ — oder wenn er einen gelben Ball als roten bezeichnen würde, dann bekämen Sie es sicher mit der Angst zu tun. Alles würden Sie versuchen, um Ihrem Andreas die feineren Zwischentöne der Farbskala zu erklären. Machen Sie sich diese Mühe auch, wenn es um die vielfältige, überaus reiche Skala der Töne und Geräusche geht? Oder weiß Ihr Andreas gerade noch, was laut und leise klingt, und bestenfalls, welcher Ton tief und welcher hoch ist? Sehen Sie, da liegt der Sinn unseres Buches.

Und nun wünschen wir Ihnen noch eines: Viel Spaß beim Lesen und beim fantasievollen Spiel!

Von Matti

Gestern ist Matti mit der Straßenbahn zu Opa und Oma gefahren. Opa und Oma wohnen in einem Haus, das hat zwei Hälften. Die eine Hälfte gehört zur Stadt. Die andere Hälfte gehört zum Land. So ein Haus ist das:

Schaust du vorn zum Fenster hinaus, dann hörst du die vielen Autos brummen. Die Straßenbahn quietscht um die Kurve. „Krach!“ — setzt der Kran auf der Baustelle gerade eine Kiste ab. Machst du hinten ein Fenster auf, dann läuft schnatternd eine Schar Gänse auf dich zu. Der alte braune Jagdhund Bello knurrt dich an aus seiner Hütte. Und in den Bäumen hinterm Haus singen die Vögel. Ein lustiges Haus, nicht wahr? Und außerdem ist es ganz grün gestrichen.

Ja, und seit gestern wohnt Matti darin. Du kennst Matti schon? Nein?

Ach, ich bin auch einer, erzähle und erzähle, und du weißt noch gar nicht, wer Matti ist. Also hör zu!

Matti ist ein kleiner Junge. So groß wie du ist er, na ja, vielleicht auch ein Stückchen größer oder kleiner. Blonde Haare hat der Matti, eine Stupsnase hat er mit einer Menge Sommersprossen darauf. Er lacht oft und läuft gern mit Bello um die Wette. So schnell kann Matti laufen, dass der alte Bello Mühe hat, Schritt zu halten.

Viel Spielzeug gehört dem Matti: ein Teddy und ein Schwimmschiff und eine Menge kleiner Autos. Aber am liebsten spielt er mit der roten Feuerwehr.

Da sitzt der Matti in dem grünen Haus. Die Oma ist gerade zur Tür hinaus und hat ihm ein Bonbon in den Mund gesteckt. Auf dem Fußboden sitzt Matti, und das Bonbon schmeckt ihm, und er schiebt seine rote Feuerwehr aus der Garage. Drüben an der Zimmerwand steht ein Dorf. Und in dem Dorf, in einem Haus mit einem grünen Dach ist Feuer ausgebrochen.

„Es brennt! Es brennt!“, ruft Matti. Er zieht seine Feuerwehr aus der Garage.

„Feuer! Feuer!“, ruft er laut. Und lässt alle Feuerwehrleute in ihren blauen Uniformen auf die Autobank springen. Schon fährt die Feuerwehr auch an.

„Tatü-tata!“, ruft Matti immer wieder. Da hält die Feuerwehr mit einem Ruck vorm Haus, in dem es brennt.