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Dietmar Beetz

Tintenfisch dressiert

Gedichte für jung und alt

ISBN 978-3-95655-191-8 (E-Book)

 

Die Druckausgabe erschien erstmals 1985 im Mitteldeutschen Verlag Halle - Leipzig.

Gestaltung des Titelbildes: Ernst Franta

 

© 2014 EDITION digital®
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Zur Nutzung des Buches

Wenn der Vater grollt und wettert,

Söhnchens Fieberkurve klettert,

wenn die Mutter müde ist,

die Tochter Sittsamkeit vergisst –

 

oder wenn der Star zurückkehrt

und der Lenz den Winter abwehrt,

wenn im Herbst die Luft noch flirrt

und der Himmel gläsern wird –

 

dann und auch bei anderm Anlass

lies auf diesen Seiten nach, was

Doktor Beetz erzählt und rät.

Er schreibt, dass jedermann 's versteht.

1. Teil

HAUSAPOTHEKE

Hier sind die Fläschchen, Schachteln, Binden,

die sich in jedem Haushalt finden:

die Tropfen gegen Magenpein,

der Balsam wider's Zipperlein,

Saft gegen Vaters Raucherhusten,

für Mutter Pillen, die bewussten ...

 

Das und dergleichen vielerlei

enthält das Schränkchen an Arznei.

Wo aber steckt die Medizin,

die hilft, wenn Glück und Liebe fliehn?

Und wo sind in der Überfülle

Humor-Saft und Verständnis-Pille?

KÖNIGS KINDER

Der kleine König "Nimmer-Gut"

litt einst an Grimm und schlimmer Wut:

Er schlug sein Lieblingspferd entzwei

und machte Mordsgeschrei dabei.

 

Die kleine Königin "Nie-Böse"

vernahm voll Ingrimm das Getöse

und gab dann - siehst du, hast du gleich –

dem König einen Backenstreich.

 

Da war der König wieder gut:

bis zu der nächsten schlimmen Wut. –

Ein Backenstreich bei wildem Sinn

heilt notfalls auch - die Königin.

EINER SCHLAMPIGEN TOCHTER

Lass deine Schuhe ungeputzt,

tritt, gehst du aus, in Mutters Schuh!

Benutz ihr Rouge, mein Festpräsent;

doch waschen, abschminken - wozu?

 

Die Wäsche wird von selber weiß.

Wenn nicht, gibt's Lumpensack und Läden.

Und Schmutz, nur dick genug, platzt ab.

Wozu - das Gras vom Nacken jäten?

GEWITTER-KRACH

Der Kirchturm ist ein Finger,

zum Wolkenbauch gereckt.

Die Kaufhausfenster-Zähne

sind kämpferisch gebleckt.

 

Da schlitzt ein Blitz den Himmel

bis an den Rand entzwei.

Für drei Sekunden Stille ...

Dann dröhnt der Donnerschrei.

 

Nun scheppert's, kracht's und scherbelt's

wie bei Familienzwist.

Wir ducken uns und bibbern,

bis endlich Frieden ist.

FAMILIEN - THEATER

Mal sind wir nur Statisten,

mal Stars in diesem Spiel.

Mal läuft es flott, mal panisch,

mal preußisch, mal zivil.

 

Auch der Tyrann und Vater

lässt sich ein Wort soufflieren,

und selbst der Kleinstdarsteller

möcht ab und an pausieren.

 

Und kurz und gut: Letztendlich

gibt's ärgeres Theater.

Auch bess'res. Das bestreitet

nicht mal der Helden-Vater.

KRAKENJAGD

Ich habe ein Aquarium

in meinem Wandregal.

Mach ich die Augen schmal,

werd ich zum Tiefseejäger.

 

Da wird ein Schleierschwänzchen

zum Haifischflossenschwanz;

ich tauche mit Harpune

in Perlmutt-Perlenglanz,

 

erspähe Tintenfische,

erspäh die "Nautilus"

vom ollen Käptn Nemo;

ich lege an zum Schuss,

 

krieg auch so eine Krake

ganz gut in mein Visier ...

Da spuckt das Tintentier,

und ich - tauch erst mal auf.

HABEN OSTERHASEN FREI,

wenn die Osterzeit vorbei –

nach den langen Überstunden?

 

Und wer, meint ihr, macht den Fleck

vom Ostereier-Maltisch weg?

rial",sans-serif'>KLOTZT DER WEIHNACHTSMANN

ganz alleine ran?

Macht alleine die Bescherungsschau?

Hat nicht wenigstens

eine Weihnachtsfrau?

SCHLEPPST WIE EIN ESELCHEN,

Mutter, still und genau

so schwer. - Ist deshalb

dein Gesicht so grau?

BABA

Baba Jaga in der Küche

zaubert tausend Wohlgerüche:

Bratenduft und Duft von Nudel-

suppe, Duft von Apfelstrudel ...

Duft von duftem Allerlei

zaubert Baba eins-zwei-drei.

 

Ja, drei Stunden Zauberzeit

dauert's; dann erst stehn bereit:

Braten, knusperbraun, und Nudel-

suppe und der Apfelstrudel ...

Und nun schmausen wir; eins-zwei

ist der Zauberschmaus vorbei.

 

Baba räumt die Teller fort.

Baba wartet auf ein Wort,

auf ein Wort als Zauberlohn. –

Sagt ihr dieses Wörtchen schon!

Baba zaubert in der Küche

dann noch lieber Wohlgerüche.

2. Teil

TINTENFISCH DRESSIERT

Der Tintenfisch in meiner Tasche

ist brav und gut dressiert.

Er hat nur einen Arm; ein

Griff, und er funktioniert.

 

Gibt Tinte ab wie'n Füller.

Doch manchmal scheint er verhext

(auch das wie'n Federhalter):

Dann spuckt er nur und kleckst.