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Patenjäger


Patenjäger


1. Auflage

von: Hans-Ulrich Lüdemann

7,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 13.12.2012
ISBN/EAN: 9783863949075
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 264

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Plötzlich ist da eine Textstelle, die aufhorchen lässt oder die zumindest beim ersten Erscheinen dieses Jugendbuches für Aufhorchen (und für Aufsehen) gesorgt haben dürfte. Ein Junge besucht einen alten Mann, um mit ihm zu erzählen. Er hat auch Bücher aus der Stadtbibliothek dabei, aber Großvater Kuddel, so heißt der 78-jährige Mann, will sie nicht lesen.

„Was Neues?"
„Die letzten, die ich noch nicht kenne“, sagt Lute. „Soll ich eins hierlassen?"
Großvater Kuddel schüttelt den Kopf. Seit langem hat er kein Buch gelesen. Schuld daran sind vor allem die Augen. Aber nicht nur. Kurt Assmann fühlt sich nämlich von einigen Schreibern hintergangen. Großvater Kuddel wurde regelrecht zornig beim Lesen. Viel ausgedachtes Zeug war dabei. Niemals im Leben geht alles so glatt seinen Gang, wie es in diesen Büchern steht. Alle Menschen sind im Sozialismus Brüder, war da zwischen den Zeilen zu lesen. Keine Sorgen, keine Tränen, kein Leid. Aber da braucht Großvater Kuddel nur an Lene Wiebke zu denken. Eines Tages geht die Mutter auf und davon. Lässt die Familie im Stich. Wenn das kein Leid ist für die Betroffenen. Oder der Vater eines Jungen, der bei seinem Enkel Knut in die Neunte geht. Stirbt an Fischvergiftung. Hatte die Arbeitsschutzbestimmungen nicht genügend beachtet bei der Fischverarbeitung. Es war ihm vielleicht auch unangenehm, wegen einer kleinen eitrigen Fingerverletzung Doktor Sonntag zu behelligen. Nichts von alledem in den Büchern, die Großvater Kuddel in die Ecke gelegt hat. Weil in ihnen nur die Sonne scheint. Kein Regen, kein Gewitter, wie es normal ist im Leben. Früher wie heute. Einen Unterschied lässt Großvater Kuddel gelten: Heute gerät niemand mehr in Not und Elend, es gibt nicht mehr viele Menschen bei uns, die andere ins Unglück stürzen können. Keiner darf das. Aber es gibt doch Ängste, Leid und Niederlagen für Kinder oder für Erwachsene. Kuddel Assmann möchte in den Büchern was von dem wiederfinden, wofür er gelebt hat. Wofür er einiges hat ausstehen müssen. Und da Lute ihm viel von dem erzählt, was in den Kinderbüchern steht, so will dem Alten scheinen, dass die Kleinen besser dran sind als die Großen mit ihrer Literatur. Es gibt jedoch auch Bücher, die Großvater Kuddel gerne liest. Schriftsteller wie Anna Seghers, Gotsche, Strittmatter, Kant und einige andere schätzt er, denn sie erzählen von dem wahren Leben.

Aber Lute, sein junger Besucher, hat eigentlich ein anderes wichtiges Anliegen: Er möchte ihn zum Pioniernachmittag einladen.
Hans-Ulrich Lüdemann (Pseudonym John U. Brownman mit Co-Autor Hans Bräunlich) wurde am 4. Oktober 1943 in Greifswald geboren. Nach dem Abitur folgte ein Studium der Sportwissenschaften, Psychologie, Pädagogik und Germanistik an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität im vorpommerschen Greifswald.
Von 1966 bis 1969 arbeitete er beim Verlag Junge Welt Berlin. Danach war er freischaffend tätig als Journalist, TV-Kameramann und Schriftsteller.
1977 erlitt Hans-Ulrich Lüdemann einen Unfall als Reservist während seiner NVA-Wehrpflicht, der ihn zeitlebens in den Rollstuhl zwingt.
Er ist Autor von 20 Hörspielen für Kinder und Erwachsene, desgleichen sind 26 Buchtitel von ihm erschienen. Als wichtigstes Werk gilt sein autobiographisch geprägter Roman Der weiße Stuhl. Hans-Ulrich Lüdemann hat sich auch als Szenarist von TV-Filmen ausgewiesen. Schreiben ist für ihn Therapie. Seiner physischen und psychischen Stärkung dienten seit 1992 über zwei Dutzend Aufenthalte in Dänemark, Reisen nach San Francisco, Zypern, Toronto, Guernsey, Kapstadt, Florida, Dubai, Sydney und Singapur ...
Glückliche Rollstuhl-Tage in Kalifornien fanden ihren Niederschlag in San Francisco and so on Happy Rolliday I. Ein Reise-Essay zu Südafrika trägt den Titel Kapstadt und so weiter Happy Rolliday II. Das dritte Buch über eine Reise im Oktober 2002 mit dem Titel Florida and so on Happy Rolliday III erschien Januar 2005. Ein viertes Reise-Essay Dubai-Sydney-Singapur und so weiter Happy Rolliday IV schloss 2005 die Reihe Happy Rolliday ab.
Die Gesamtauflage seiner Bücher beträgt nahezu eine Million Exemplare.
Mitgliedschaften: SV der DDR 1974, VS 1990; IG Medien 1990.
1973 Hörspielpreis des DDR-Rundfunks, 1977 Kunstpreis des DTSB, 1982 Preis für Kinder- und Jugendliteratur des Kulturministeriums der DDR.
Als Egbert die Vorhalle betritt, sieht er Lute auf sich zukommen. Mit ihm einige Jungen. Lute streckt die Hand aus, als er vor Egbert steht.
„Gib die Dinger her. Ist besser so."
Für Sekunden ist Egbert verdutzt. Die Schachtel hatte er vergessen. Seine Hand fährt in die Hosentasche. Dann sieht er Lene und Martin neben sich.
„Hast wohl Angst, dass das Kino in die Luft fliegt!"
Egbert spricht laut. So laut, dass Martin und Lene stehenbleiben. Neugierig. Wie die anderen, die wissen, worum es sich dreht. Und was dann folgt, geschieht blitzschnell. Ehe Lute begreift, hat Egs die Schachtel in der Hand, reibt einen Blitzknaller an der Zündfläche. Es zischt und sprüht.
Martin Hagedorn blickt mit großen Augen auf dieses kleine Feuerwerk, dem ein größeres folgen soll. Einzugreifen, der Gedanke kommt Martin nicht. Auch Lene Wiebke macht keinen Versuch. In ihren Augen glitzert es. Oder ist das der Widerschein der sprühenden Funken? Als einziger reagiert Ludwig Bredow. Er schlägt Egbert den gezündeten Blitzknaller aus der Hand. Verfolgt mit den Augen den Flug, während er auch die Schachtel an sich bringt. Seitlich von ihnen prallt das glimmende Röhrchen auf den Fußboden. Mit einem Satz ist Lute zur Stelle. Als er den Fuß heben will, um den Zünder auszutreten, knallt es.
Die Halle dröhnt wider von dieser Detonation. Einige Kinobesucher schreien auf. Panik gibt es nicht. Aber der Schreck ist vielen anzusehen. Lute will Egbert anschreien, fühlt sich aber plötzlich im Genick gepackt. Ein harter Griff. Der Kragen schnürt ihm den Hals ab. Lute kann nicht nach hinten blicken. Jemand zerrt ihn in den Zuschauerraum zurück. Die Tür wird verschlossen. Diesen Augenblick nutzt Lute, um Atem zu schöpfen. Sich umzudrehen, wer mit ihm so umgesprungen ist. Er spürt Herrn Tamms Augen auf sich. Kälte ausstrahlend, obwohl dem Lehrer Schweiß auf der Stirn steht. Auch er streckt fordernd die Hand aus. Wie Lute vorhin bei Egs. Aber Lute gibt die Schachtel bereitwillig ab.
„Diese Provokation wird dir teuer zu stehen kommen!", zischt Herr Tamm. Seine Lippen bewegen sich, zucken weiter, obwohl der Lehrer den Satz beendet hat. „Das Andenken dieser Menschen in den Schmutz treten! Bist du denn ganz und gar von Gott verlassen!!" Den letzten Satz brüllt Herr Tamm.

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