Details

Mit Feuer und Schwert


Mit Feuer und Schwert

Erzählung aus der Zeit der Hussitenbewegung
1. Auflage

von: Elke Nagel (Willkomm)

7,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: EPUB
Veröffentl.: 21.07.2013
ISBN/EAN: 9783863942007
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 350

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Böhmen, spätes Mittelalter: Jan fiebert dem Tag entgegen, an dem er endlich die Klosterschule verlassen und seinen Vater suchen kann, der als einer der führenden hussitischen Kämpfer in einem Burgverlies gefangen gehalten wird. Jan will ihn befreien. Zusammen mit seinem Freund Henning flieht er aus dem Kloster und schließt sich dem Heer der Hussiten an, das von Monat zu Monat erstarkt, bis es die Burg zu erstürmen vermag. Jan ist dabei; als einer der Ersten sucht er nach dem versteckten Verlies. Kann er den Vater noch retten?
Eine spannende Geschichte aus den ersten Jahren der Hussitenkriege in Böhmen.
Das Buch erschien erstmals 1973 im Verlag Neues Leben Berlin in der Reihe „Spannend erzählt“ und wurde in der DDR als Ergänzungsliteratur zum Geschichtsunterricht angeboten.

INHALT:
Die Flamme von Konstanz
Reif zum Schnitt
Der Fenstersturz
Der Weinstock und die Ziegenböcke
Als die Posaunen zum dritten Mal riefen
Um Leben und Tod
Das verwunschene Schloss

LESEPROBE:
Hellwach, träumte Henning von dichtem kastanienbraunem Haar, das in der Sonne rötlich schimmerte, von braunen, abwesend blickenden Augen. Ich bin ihr gar nicht so gleichgültig, wie es aussieht, dachte er. Jan hat mir’s doch gesagt. Und ich hab’s selbst schon gemerkt, dass sie mich manchmal ansieht, als wolle sie auftauchen aus ihrem Dämmern. Sie kommt nicht drüber weg, sagt Jan. Ob sie wirklich von einem Geist besessen ist? Oder ob sie einen Racheplan ausdenkt? Er hielt das letzte durchaus für wahrscheinlich, obwohl er wusste, dass die Erwachsenen an einen bösen Geist glaubten, von dem Libusa besessen sei.
Plötzlich schreckte Henning auf aus seinem Wachtraum. Da! Die Tür des Kriz-Hauses hatte sich geöffnet, schwacher Lichtschein fiel heraus, jemand trat auf die Straße. Finsternis dann. Undurchdringliche. Der dort herausgekommen war, ging ohne Laterne, ging allein. Beides, so dachte Henning, beides ist verdächtig. Denn normalerweise wird dem Besucher eines reichen Hauses heimgeleuchtet, von einem Diener.
Man müsste wissen, wer das dort ist, dachte Henning. Schwere Schritte; vergeblich bemüht sich da ein Beleibter, leise aufzutreten. Die Schritte kommen näher ...
Henning hielt den Atem an und starrte in die Dunkelheit. Aber erst als er die Schritte sich nähern hörte, sah er die Umrisse eines Menschen, der tatsächlich recht beleibt war und der ihm bekannt vorkam, schrecklich bekannt!
Die Flamme von Konstanz
Reif zum Schnitt
Der Fenstersturz
Der Weinstock und die Ziegenböcke
Als die Posaunen zum dritten Mal riefen
Um Leben und Tod
Das verwunschene Schloss
Elke Nagel, geborene Ballmann;
geboren 21.07.1938 in Rerik (Mecklenburg);
Studium der Germanistik und Geschichte 1957 – 1962 (Pädagogische Hochschule Potsdam);
Tätigkeit (mit Unterbrechungen) als Lehrerin 1962 – 1975 in Schönberg (Mecklenburg) und Forst (Lausitz);
freischaffend ab 1975;
zwei Kinder (1966, 1967), zwei Enkel (1985, 1987).
Veröffentlichungen unter dem damaligen Namen Elke Willkomm:
Mit Feuer und Schwert (historische Erzählung für Kinder und Jugendliche, Verlag Neues Leben Berlin 1973)
Das Mirakel von Bernsdorf (historischer Roman, Verlag Neues Leben Berlin 1977, neu aufgelegt im BS-Verlag Rostock 2001)
Der fingerkleine Kobold (Kinderbuch, Der Kinderbuchverlag Berlin 1978)
Hexensommer (Roman, Buchverlag Der Morgen Berlin 1984)

Seit 1982 verheiratet mit dem sorbischen Komponisten Jan Paul Nagel (1934 bis 1997)
1991 mit ihm zusammen den ENA-Musikverlag gegründet, Leitung des Verlages von 1991 bis 2005
Seit ca. 1984 Nachdichtungen aus dem Sorbischen, u. a. die sorbischen Texte der Lieder Jan Paul Nagels (veröffentlicht im ENA-Musikverlag) und sorbische Volkslieder
sowie Gedichte der niedersorbischen Lyrikerin Mina Witkojc, veröffentlicht 2001 in der Reihe „Die sorbische Bibliothek“ des Domowina-Verlags Bautzen (Titel: Echo aus dem Spreewald)
Kreuz am Waldrand, Novelle (Lusatia Verlag Bautzen 2007); E-Book bei EDITION digital 2013
Hausteins Marja, Erzählung (BS-Verlag-Rostock 2009), erschienen in sorbischer Sprache, übersetzt von Peter Thiemann, im Domowina-Verlag Bautzen 2010, E-Book bei EDITION digital 2011
Der Froschkönig, Liedtexte zum musikalischen Märchen für Chor, Klavier und Sprecher von Jens-Uwe Günther, UA am 14. April 2011 in Ilmenau (Thür.)
Altweibersommer. Legenden aus dem wilden Osten. Roman. BS-Verlag Rostock 2013


Hellwach, träumte Henning von dichtem kastanienbraunem Haar, das in der Sonne rötlich schimmerte, von braunen, abwesend blickenden Augen. Ich bin ihr gar nicht so gleichgültig, wie es aussieht, dachte er. Jan hat mir’s doch gesagt. Und ich hab’s selbst schon gemerkt, dass sie mich manchmal ansieht, als wolle sie auftauchen aus ihrem Dämmern. Sie kommt nicht drüber weg, sagt Jan. Ob sie wirklich von einem Geist besessen ist? Oder ob sie einen Racheplan ausdenkt? Er hielt das letzte durchaus für wahrscheinlich, obwohl er wusste, dass die Erwachsenen an einen bösen Geist glaubten, von dem Libusa besessen sei.
Plötzlich schreckte Henning auf aus seinem Wachtraum. Da! Die Tür des Kriz-Hauses hatte sich geöffnet, schwacher Lichtschein fiel heraus, jemand trat auf die Straße. Finsternis dann. Undurchdringliche. Der dort herausgekommen war, ging ohne Laterne, ging allein. Beides, so dachte Henning, beides ist verdächtig. Denn normalerweise wird dem Besucher eines reichen Hauses heimgeleuchtet, von einem Diener.
Man müsste wissen, wer das dort ist, dachte Henning. Schwere Schritte; vergeblich bemüht sich da ein Beleibter, leise aufzutreten. Die Schritte kommen näher ...
Henning hielt den Atem an und starrte in die Dunkelheit. Aber erst als er die Schritte sich nähern hörte, sah er die Umrisse eines Menschen, der tatsächlich recht beleibt war und der ihm bekannt vorkam, schrecklich bekannt! Obwohl Henning genau wusste, dass man ihn auf keinen Fall sehen konnte, wenn er sich ruhig verhielt, machte er eine ausweichende Bewegung, versuchte, sich noch dichter an die Mauerwand zu pressen. Da er aber hockte und der Boden vom Vormittagsregen noch glitschig war, rutschte er mit den Füßen weg, saß mit dem Hintern auf der Erde. Sein Kopf schlug leicht gegen die Steine. Das hatte kurz hintereinander zwei Geräusche gegeben, und augenblicklich blieb der späte Besucher des Kaufmanns Kriz stehen, machte eine Wendung zur Kapelle, riss dabei sein Schwert aus der Scheide. „Komm vor, wer von mir etwas will!“, fauchte er halblaut.
Henning war vor Schreck wie gelähmt. Den dort kannte er. Wenn er dem nicht augenblicklich seine Ungefährlichkeit, seine Harmlosigkeit bewies, würde der ihn ohne Weiteres ins Jenseits befördern.
Denn der dort war weniger mutig, als es den Anschein hatte. Es war der deutsche Patrizier Gotthold Petersohn, Hennings Vater.
Die Gedanken des Jungen jagten wild durcheinander. Der Verrat liegt offen vor mir, dachte er; denn zu nächtlicher Stunde hat ein deutscher Patrizier mit einem tschechischen Kaufmann verhandelt, der ein hussitisches Ratsmitglied ist. Der Vater muss mich erkennen und für ganz harmlos halten. Allerdings heißt das eingefangen sein. Aber es geht nicht anders, und ich werde schon wieder entwischen können. Und wenn ich die Ohren weit aufsperre - vielleicht krieg ich wichtige Dinge zu erfahren. Er sah sich in Gedanken schon stolz vor Zizka, Ambroz und Mikulas stehen, die verräterischen Pläne der Prager Bürgerschaft enthüllend. Währenddessen hatte er begonnen, den schnell gefassten Entschluss in die Tat umzusetzen: Er schluchzte herzzerreißend, kindlich.
Angesichts des weinenden Kindes hatte Gotthold Petersohn sein Schwert zwar eingesteckt, war aber doch misstrauisch näher getreten, weil ihm die kauernde Gestalt zu groß zu sein schien für ein Kind. Er erkannte seinen Sohn nicht sofort. Erst als Henning, in seinem Schauspiel fortfahrend, den Kopf hob, die ängstlich-verstockte, furchtsam-aufsässige Miene zeigte, ohne die sein Vater ihn selten gesehen hatte, blieb dem vor Erstaunen der Mund offen stehen. Denn seinen Sohn Henning, den missratenen, von dem seit zwei Jahren jede Spur fehlte, hatte er längst aufgegeben - verschollen, vergessen, verdorben, gestorben? Gestorben also nicht. Willig ließ der Junge sich mitnehmen, erzählte von einer gefährlichen Flucht aus dem Heerlager der Ketzer. Wie war er dort eigentlich hingeraten? Wo hatte er die beiden letzten Jahre gesteckt? Natürlich musste man das klären.

Diese Produkte könnten Sie auch interessieren:

Jeder Abschied ist ein kleines Sterben
Jeder Abschied ist ein kleines Sterben
von: Heinz Kruschel
EPUB ebook
8,99 €
Spiel gegen sich selbst
Spiel gegen sich selbst
von: Jürgen Borchert
EPUB ebook
7,99 €
Klare Verhältnisse
Klare Verhältnisse
von: Jutta Schlott
EPUB ebook
7,99 €