Details

Manisch


Manisch

Roman
1. Auflage

von: Erich-Günther Sasse

8,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: EPUB
Veröffentl.: 22.06.2012
ISBN/EAN: 9783863945541
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 456

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Kann ein Künstler ein Volk führen? Manisch, ein Schriftsteller unserer Tage, recherchiert die Todesumstände seines verschollenen Vaters und entdeckt, dass er Erbfolgekönig des im Geheimen lebenden wendischen Volkes ist. Trotz erzwungener Anpassung an christliche Glaubens- und Machtverhältnisse und an die wechselvolle Geschichte der Deutschen konnten die Wenden ihre verborgene Identität bewahren, denn sie hatten das Schwert beiseite gelegt und wurden Bauern.
Krone und Zepter wurden über Jahrhunderte weitervererbt. Nun käme die Reihe an Manisch. Doch reale Macht und Kunst sind nach den Vorstellungen von Manischs Großmutter, der schon zur Legende gewordenen, letzten herrschenden Wendenkönigin, unvereinbar. Mit dem scharfen Blick der Wissenden erkennt sie nicht nur Ehrgeiz und Größe, sondern auch Zweifel, Ratlosigkeit und Ruhmsucht im Wesen ihres Enkels. Lange zögert sie, ehe sie sich entschließt, die Geheimnisse der Macht und die Erbschaft des Thrones einem Unbekannten zu übergeben.
Manisch bleibt verstrickt in der Banalität seines Alltags. Krieg, Macht und Kunst sind Schlüsselprobleme dieses Künstlerromans, der, überraschend und herausfordernd, traditionelle Vorstellungen vom Mythos des Künstlers zerstört.
Erich-Günther Sasse
Geboren 1944 in Wallwitz bei Magdeburg, wohnhaft in Leitzkau bei Magdeburg.
Schule in Leitzkau und Gommern, Landwirtschaftslehre. Fachschule und später Studium der Landwirtschaft, Diplomagraringenieur
Direktstudium am Institut für Literatur in Leipzig.
Seit 1976 freischaffender Schriftsteller, Veröffentlichung von Romanen und Erzählungen.

Bücher:
Amerikaheinrichs Rückkehr. Erzählungen, Hinstorff Verlag, Rostock 1977
Der Brunnen. Roman, Hinstorff Verlag, Rostock 1980
Die Fremden. Erzählungen, Hinstorff Verlag, Rostock 1984
Abgefunden oder Das Siegel. Roman, Hinstorff Verlag, Rostock 1986
Manisch. Roman, Hinstorff Verlag, Rostock 1990
Die Frau kam mit einer Flasche Rotwein und zwei Gläsern, setzte sich ihm gegenüber und fragte: Möchtest du? Ohne seine Antwort abzuwarten, goss sie das Glas voll. Sie hob es und sagte: Auf dein Wohl!
Auf unser Wohl! Sie stießen kurz an, bevor jeder einen kleinen Schluck trank. Als sie das Glas auf den Tisch stellte, fragte die Frau: Wer ist Jaroslaw? Bevor Manisch antworten konnte, klingelte es mehrere Male schrill und heftig.
Wer kommt denn jetzt noch? Die Frau sah zur Uhr. Manisch glaubte, Kinder oder Jugendliche hätten sich einen Spaß erlaubt, und rührte sich nicht. Weil es wieder klingelte, stand er schließlich auf und öffnete die Tür. Als er seine Mutter draußen stehen sah, erschrak er. Sie kam sonst nur, wenn sie sich mindestens eine halbe Woche vorher angemeldet hatte, also musste wirklich Ernstes geschehen sein.
Die Mutter schien außer sich. Sie rang nach Luft. Ihre Haare standen wirr durcheinander. Das Gesicht zuckte. Sie strich mit den Fingerspitzen der rechten Hand über die Wange, die geschwollen aussah.
Sie ist doch nicht etwa gefallen, dachte Manisch verwunden, oder vielleicht hat sie Zahnschmerzen! Ein Gedanke durchfuhr ihn: Als ob jemand sie geschlagen hätte!
Kann ich vielleicht reinkommen, fragte sie mit zitternder Stimme. Natürlich, das weißt du doch! Mutti ist es, rief Manisch und schloss die Tür. Die Frau kam sofort. Was ist denn passiert, fragte sie.
Manisch schob die Mutter in die Stube. Dabei fühlte er, wie mager sie war und dass sie immer noch zitterte. Nie zuvor hatte er sie so durcheinander gesehen.
Ich möchte euch wirklich nicht stören, murmelte sie kaum hörbar und setzte sich.
Du störst uns nicht, sagte Manisch und fügte ungeduldig hinzu: Sag doch schon, was passiert ist!
Die Mutter ließ den Kopf hängen. Wie ein kleines Mädchen, das Schutz bei seinen Eltern sucht, sagte sie: Man hat mich geschlagen!
Geschlagen, das Wort blieb Manisch fast im Hals stecken. Unmöglich, dachte er, wer soll sie geschlagen haben, sie hat doch keinem je was zuleide getan!
Wer hat dich geschlagen, fragte er.

Diese Produkte könnten Sie auch interessieren:

Mein elftes Schuljahr
Mein elftes Schuljahr
von: Heinz Kruschel
EPUB ebook
7,99 €
Klare Verhältnisse
Klare Verhältnisse
von: Jutta Schlott
EPUB ebook
7,99 €
Jeder Abschied ist ein kleines Sterben
Jeder Abschied ist ein kleines Sterben
von: Heinz Kruschel
EPUB ebook
8,99 €