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Hoffnungen


Hoffnungen

Drei Erzählungen
1. Auflage

von: Jürgen Ritschel

6,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: EPUB
Veröffentl.: 09.07.2015
ISBN/EAN: 9783956554179
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 197

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Jürgen Ritschel erzählt von Jugendlichen der DDR, ihren Lebensauffassungen, Erwartungen und Hoffnungen. An der Schwelle vom Kindes- zum Erwachsenenalter stehen sie vor Entscheidungen, die für ihr weiteres Leben wichtig sind. Ein jeder wird gebraucht, jeder muss seinen Platz finden. Jeder hat seine Chance, aber auch seine Pflichten, und immer werden Lehrer, Eltern oder Vorgesetzte gefordert.
Der Autor rückt in den vorliegenden drei Erzählungen Haltungen wie Ehrlichkeit zu sich selbst und zu anderen, Bewähren oder Versagen in schwierigen Situationen in den Mittelpunkt seiner Erkundungen.
In «Jagdflieger sein» hat es sich ein Vierzehnjähriger in den Kopf gesetzt, Jagdflieger zu werden. Gesundheitliche Schäden nach einer Rettungstat werfen all seine Pläne zunächst über den Haufen ...
Mit welchem Maß an Strenge und Feingefühl kann ein Ausbilder im GST-Lager der Studenten seine Aufgabe lösen? Dieser Frage geht Jürgen Ritschel in der Erzählung «Jochen Winter» nach.
In «Cross auf Lanz Bulldog» wendet sich der Autor Konflikten zu, die sich in einer achten Klasse ergeben. Auch hier erweist sich der Autor als gut beobachtender Zeitgenosse.

LESEPROBE:
Thomas bemerkte nicht, dass sein Großvater in die Scheune gekommen war und seinem Tun eine Weile zusah.
„Hast das Motorrad gefunden?“
Der Junge wandte sich schreckhaft seinem Opa zu, ließ die Hände sinken, stand hilflos, verlegen, fühlte sich ertappt.
„Eine gute Maschine“, sagte der Opa und kam näher.“Neunzehnfünfundsiebzig bin ich das letzte Mal darauf gefahren. Die hat mitgemacht bei Wind und Wetter. Schläuche müssten noch da sein. Nagelneu. Talkumiert.“ Er stieß mit dem Schuh gegen den platten Mantel des Hinterrades. „Pumpe aber am besten erst einmal Luft auf. Vielleicht halten die Schläuche noch.“
Thomas lockerte seine Stellung. Kein Vorwurf. Das klang, als dürfte er mit dem Motorrad fahren.
„Deinem Vater erzähl’s lieber nicht“, sagte der Opa. Er sparte aus, warum. Thomas verstand trotzdem. Sein Vater benölte die Fliege an der Wand, seit er aus der zentralbeheizten Wohnung aufs Land gezogen war. Sie hätten sich von der totalen Freiheit der Stadt in die Zwänge des Landlebens begeben, sagte er oft. Thomas dagegen entdeckte täglich mehr Freiheiten, und für ihn war es die größere Freiheit, den Ofen selbst zu heizen, als ihn geheizt zu bekommen.
„Bist du damit auch über die Äcker gefahren. Opa?“
„Über die abgeernteten Felder, aber sicher.“ Großvaters Augen waren plötzlich von freundlichen Fältchen umkränzt.

Jochen Winter
Cross auf Lanz Bulldog
Jagdflieger sein
Geboren 1943 in Roßlau/Elbe. Erweiterte Oberschule in Roßlau. Abitur. Armeezeit als Soldat.
Studium an der TU Dresden, Fachrichtung Feinwerktechnik-Regelungstechnik. Arbeit in mehreren Betrieben als Konstrukteur und Wissenschaftlicher Mitarbeiter, längste Zeit im Zentrum Forschung und Technik Robotron Dresden.
Erste Schreibversuche während des Studiums. Sechs Jahre neben dem Beruf Autor in einem Berliner Arbeitskreis Dramatik, der betreut wurde von Dramaturgen und Regisseuren aus Theatern, Rundfunk und Film. Teilnahme des Arbeitskreises an Poetenseminaren in Schwerin. Der Arbeitskreis war eine wichtige Etappe auf dem Weg zum Schriftsteller.
Seit 1978 freiberuflicher Schriftsteller. Leiter des Zirkels schreibender Arbeiter im Stahl- und Walzwerk Riesa. 1982 Umzug von Dresden in die Sächsische Schweiz. Mitglied im Schriftstellerverband der DDR.
Nach der Wende Mitglied im Verband Deutscher Schriftsteller (VS) der BRD und im Förderverein für Literatur e.V. in Dresden. Sozialhilfe, Übernahme in die Arbeitlosigkeit.
Ab 1994 freiberufliche Tätigkeit als Textbüro und Schriftsteller. 1999 Austritt aus VS und Förderverein. Durchführung von Literaturwerkstätten in Kleingießhübel.
1995 Leiter der Literaturwerkstatt des Kulturraumes Elbtal mit den Stadtbibliotheken Riesa und Meißen und der Karl-Preusker-Bibliothek Großenhain. Gefördert vom Kulturkonvent dieses Kulturraumes. Nach Erweiterung des Kulturraumes: Literaturwerkstatt des Kulturraumes Meißen-Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Ausübung bis heute. Entwicklung neuer Autoren bis zur Veröffentlichungsreife.
Verlagsgründung 2003. Seit 2005 Leiter der Schreibwerkstatt des Nationalparkzentrums Bad Schandau. Gründer und Schirmherr der Autorengruppe Elbtal, die sich in der Gründungsphase befindet.
Bibliografie
Barackencarlos. Roman, Mitteldeutscher Verlag, Halle – Leipzig 1981
Hoffnungen. Erzählungen, Militärverlag der DDR, Berlin 1987
Harte Jahre. Roman, Brandenburgisches Verlagshaus 1990
Klara Leopoldina Morgengold. Kurze Erzählungen, Verlag Jürgen Ritschel, 2004
Anne hat heut Nacht geträumt... Kinderbuch, Verlag Jürgen Ritschel, 2006
Ein Wort der Kunst. Essays, Verlag Jürgen Ritschel, 2008
Leben in Elbgebieten. Anthologie (Kunst, Natur, Gesellschaft), Verlag Jürgen Ritschel, Heft 1 im Jahr 2003, Heft 2 im Jahr 2004
Thomas bemerkte nicht, dass sein Großvater in die Scheune gekommen war und seinem Tun eine Weile zusah.
„Hast das Motorrad gefunden?“
Der Junge wandte sich schreckhaft seinem Opa zu, ließ die Hände sinken, stand hilflos, verlegen, fühlte sich ertappt.
„Eine gute Maschine“, sagte der Opa und kam näher.“Neunzehnfünfundsiebzig bin ich das letzte Mal darauf gefahren. Die hat mitgemacht bei Wind und Wetter. Schläuche müssten noch da sein. Nagelneu. Talkumiert.“ Er stieß mit dem Schuh gegen den platten Mantel des Hinterrades. „Pumpe aber am besten erst einmal Luft auf. Vielleicht halten die Schläuche noch.“
Thomas lockerte seine Stellung. Kein Vorwurf. Das klang, als dürfte er mit dem Motorrad fahren.
„Deinem Vater erzähl’s lieber nicht“, sagte der Opa. Er sparte aus, warum. Thomas verstand trotzdem. Sein Vater benölte die Fliege an der Wand, seit er aus der zentralbeheizten Wohnung aufs Land gezogen war. Sie hätten sich von der totalen Freiheit der Stadt in die Zwänge des Landlebens begeben, sagte er oft. Thomas dagegen entdeckte täglich mehr Freiheiten, und für ihn war es die größere Freiheit, den Ofen selbst zu heizen, als ihn geheizt zu bekommen.
„Bist du damit auch über die Äcker gefahren. Opa?“
„Über die abgeernteten Felder, aber sicher.“ Großvaters Augen waren plötzlich von freundlichen Fältchen umkränzt.
„Fest genug musste der Boden natürlich sein, aber manchen Sandweg hat sie genommen.“
„Bist du auch Cross gefahren?“
„Nein, Cross nicht. Zur Arbeit und während der Arbeit von Feld zu Feld. Dieser Hebel ist die Fußbremse. Und der hier drüben der Ganghebel.“
„Weiß ich doch, Opa“, versicherte Thomas schnell. „Kupplungshebel, Gasgriff. Kupplung ziehen, Gang rein, Kupplung langsam kommen lassen, dabei Gas geben, und los geht’s!“
„Wenn du alles schon weißt, wird's Zeit, dass die Maschine in Ordnung kommt.“
Ein vielversprechender Satz für Thomas. Er wurde mit einem Mal quicklebendig. „Und du hast die ganze Zeit während der Arbeit im Sattel verbracht?“
„Als Feldbaubrigadier so manche Stunde, aber nicht die ganze Zeit.“
Thomas sah ihn schwärmerisch an. „Ich möchte einen Beruf haben, der nur mit dem Motorrad ausgeführt werden kann.“
Der Großvater dachte nach. „Einen solchen Beruf wirst du wohl kaum finden. Als ich noch ein bisschen jünger war als du, wollte ich ‚Hans im Glück‘ werden. Das schien mir der rechte Beruf zu sein. Und was bin ich geworden? Bauer. Kühe hatte ich, auch Schweine, einen Klumpen Gold allerdings nicht. Es war ein schöner Beruf. Ich habe nie geklagt. Bei den Soldaten gab’s das früher, Kradmelder.“
Thomas merkte auf. „Und heute in der Armee?“
„Was weiß ich“, sagte der Großvater. „Morgen nach der Schule, noch bevor dein Vater von der Arbeit kommt, ziehen wir erst einmal die Schläuche auf.“

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