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Hochwasser im Dorf


Hochwasser im Dorf


1. Auflage

von: Joachim Nowotny

5,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 24.06.2013
ISBN/EAN: 9783863941499
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 116

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Heino, der lange Bartel, Brocken-Theo und der kleine Belo langweilen sich in den Winterferien, weil nichts passiert. den alten Hubein lachen sie aus, weil er vor einem Hochwasser warnt. Der träge dahinfließende Bach überschwemmt zwar die Wiesen, aber die Häuser im Dorf sind nicht betroffen. Doch diesen Winter ist alles anders.
Voller Eifer unterstützen die Jungen die Erwachsenen bei der Bekämpfung des Hochwassers. Als das Eis sich staunt und das Sprengkommando keine Zeit hat, hat der lange Bartel eine großartige Idee. Die Erwachsenen finden diese aber gar nicht so gut und verordnen den Jungen Stubenarrest, gerade jetzt, wo das Hochwasser schon das Dorf umschließt. Wird man ihnen die Sache mit dem Karbid nicht endlich verzeihen und ist ihre tatkräftige Hilfe deshalb ganz vergessen?

LESEPROBE:
Da stehen wir schon auf dem Eisblock und stemmen uns aus Leibeskräften gegen die äußeren Schollen. Aber es ist alles umsonst. Das Eis lässt sich keinen Millimeter bewegen.
Wütend knallt Brocken-Theo den Feuerhaken nach unten. „Zwecklos“, sagt er.
Der kleine Belo zeigt in Richtung Wehr. Von dort schwimmen neue Eisschollen eilig heran. Gleich werden sie auf unseren Berg stoßen. Ehe es so weit ist, fällt plötzlich ein Schatten aufs Wasser. Ist da jemand? Wir blicken hoch.
Der lange Bartel steht auf dem Damm und grinst. Er hat die Schildmütze von seinem Vater auf und die Hände in den Taschen. Ich überlege gerade, dass es bequem ist, wenn zwei im Hause die gleiche Kopfgröße haben. Man kann nie in Verlegenheit kommen.
Da sagt der lange Bartel: „So wird das nichts.“
Das sagt er genauso, als wäre zwischen ihm und uns nie etwas gewesen.
Er kann lange reden. Wir hören gar nicht hin. Weil er doch erledigt ist für uns.
„Ich wüsste schon was“, sagt der lange Bartel.
Was wird er schon wissen? Hier ist nichts zu machen. Die Eisschollen werden so lange liegen bleiben, bis sie weggetaut sind. Und bis dahin ist das Unterdorf jämmerlich ersoffen. Da kann kein Mensch helfen, und wenn er noch so schlau ist.
„Allein kann ich das natürlich nicht machen“, sagt der lange Bartel.
Also weiß er doch etwas. Will er das Eis vielleicht weghexen? Langsam werde ich neugierig. Und ich beschließe, es so zu machen, wie gestern der Pistrosch mit dem alten Bartel. Vorübergehend werde ich Frieden schließen, bis dem Dorf aus der Not geholfen ist. Danach ist auch noch Zeit, um auf die alte Geschichte zurückzukommen.
Ich springe mit einem mächtigen Satz vom Eisberg auf den Damm.
Joachim Nowotny entstammt einer Arbeiterfamilie. Er absolvierte eine Lehre als Zimmermann und arbeitete in diesem Beruf. 1954 legte er an einer Arbeiter-und-Bauern-Fakultät die Reifeprüfung ab und studierte anschließend bis 1958 Germanistik an der Universität Leipzig. Nach Abschluss des Studiums arbeitete er als Verlagslektor. Seit 1962 lebt er als freier Schriftsteller in Leipzig. Von 1967 bis 1982 wirkte er als Dozent am dortigen Literaturinstitut Johannes R. Becher.
Joachim Nowotny ist Verfasser von Erzählungen, Romanen, Hör- und Fernsehspielen. Den Schwerpunkt seines Werkes bilden Kinder- und Jugendbücher; thematisch ist er eng mit seiner Heimatregion, der Lausitz, verbunden. Nowotny behandelte als einer der ersten DDR-Autoren am Beispiel des Lausitzer Braunkohle-Tagebaus Themen wie Landschafts- und Umweltzerstörung.
Joachim Nowotny ist seit 1990 Mitglied des Verbands Deutscher Schriftsteller.
Auszeichnungen:
1971 Alex-Wedding-Preis,
1977 Heinrich-Mann-Preis
1979 Nationalpreis der DDR (II. Klasse für Kunst und Literatur)
1986 Kunstpreis des FDGB.
Bibliografie (Auswahl)
Hochwasser im Dorf, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1963
Jagd in Kaupitz, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1964
Hexenfeuer, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1965
Jakob läßt mich sitzen, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1965
Labyrinth ohne Schrecken, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1967
Der Riese im Paradies, Der Kinderbuchverlag, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1969
Sonntag unter Leuten, Mitteldeutscher Verlag, Halle (S.) 1971
Ein gewisser Robel, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1976
Die Gudrunsage, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1976
Ein seltener Fall von Liebe, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1978
Abschiedsdisco, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1981
Letzter Auftritt der Komparsen, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1981
Die Äpfel der Jugend, Aufbau Verlag, Berlin 1983
Ein Lächeln für Zacharias, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1983
Der erfundene Traum und andere Geschichten, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1984
Schäfers Stunde, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1985
Der Popanz, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1986
Wo der Wassermann wohnt, Domowina Verlag, Bautzen 1988 (zusammen mit Gerald Große)
Adebar und Kunigunde, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1990
Als ich Gundas Löwe war, Faber & Faber, Leipzig 2001


Da stehen wir schon auf dem Eisblock und stemmen uns aus Leibeskräften gegen die äußeren Schollen. Aber es ist alles umsonst. Das Eis lässt sich keinen Millimeter bewegen.
Wütend knallt Brocken-Theo den Feuerhaken nach unten. „Zwecklos“, sagt er.
Der kleine Belo zeigt in Richtung Wehr. Von dort schwimmen neue Eisschollen eilig heran. Gleich werden sie auf unseren Berg stoßen. Ehe es so weit ist, fällt plötzlich ein Schatten aufs Wasser. Ist da jemand? Wir blicken hoch.
Der lange Bartel steht auf dem Damm und grinst. Er hat die Schildmütze von seinem Vater auf und die Hände in den Taschen. Ich überlege gerade, dass es bequem ist, wenn zwei im Hause die gleiche Kopfgröße haben. Man kann nie in Verlegenheit kommen.
Da sagt der lange Bartel: „So wird das nichts.“
Das sagt er genauso, als wäre zwischen ihm und uns nie etwas gewesen.
Er kann lange reden. Wir hören gar nicht hin. Weil er doch erledigt ist für uns.
„Ich wüsste schon was“, sagt der lange Bartel.
Was wird er schon wissen? Hier ist nichts zu machen. Die Eisschollen werden so lange liegen bleiben, bis sie weggetaut sind. Und bis dahin ist das Unterdorf jämmerlich ersoffen. Da kann kein Mensch helfen, und wenn er noch so schlau ist.
„Allein kann ich das natürlich nicht machen“, sagt der lange Bartel.
Also weiß er doch etwas. Will er das Eis vielleicht weghexen? Langsam werde ich neugierig. Und ich beschließe, es so zu machen, wie gestern der Pistrosch mit dem alten Bartel. Vorübergehend werde ich Frieden schließen, bis dem Dorf aus der Not geholfen ist. Danach ist auch noch Zeit, um auf die alte Geschichte zurückzukommen.
Ich springe mit einem mächtigen Satz vom Eisberg auf den Damm.
„Also“, sag ich zum Langen, „was weißt du? Wir könnten dir unter Umständen helfen.“
Der Lange mustert mich misstrauisch. Kann man dem trauen? fragen seine Augen. Schließlich gibt er sich zufrieden.
„Aber ich mach die Sache nur, wenn ich wieder euer Kapitän bin.“
Das könnte ihm so passen. Den Posten gebe ich nicht wieder her. Und wenn er sich auf den Kopf stellt.
Brocken-Theo ist schon wieder wütend. Seine Schuhspitze knallt gegen einen Eisbrocken, sodass der in tausend Stücke zerspringt. Dann hustet er in die hohle Hand.
„Ihr steht hier und streitet euch um den Posten, und derweil bricht vielleicht der Querdamm. Eine Zucht ist das!“
Sieh mal einer an, wie sich der Theo mausert. Sonst kriegt er kaum den Mund auf. Und auf einmal will er mich kritisieren. Aber nicht genug! Auch der kleine Belo zupft mich am Ärmel. „Sag doch ja“, bettelt er.
Von so einem Feigling lass ich mir überhaupt nichts sagen.
Der lange Bartel zuckt mit den Schultern. Weil er die Hände immer noch in den Taschen hat, zucken sogar die Hosen mit.
„Ich kann die Sache natürlich auch mit Tusche-Lothar und dem dicken Lukas machen. Nur, mit euch wär mir’s vielleicht lieber.“
Was sagt er da? Andere sollen ihm bei der Rettung des Dorfes helfen? Kommt gar nicht infrage!
„Also“, presse ich heraus, „da übergeb ich dir also das Kommando.“
Der Lange schiebt die Mütze ins Gesicht. Breitbeinig steht er plötzlich auf dem Damm.
„Das wird eine tolle Sache, Leute“, erklärt er. „Aber nun nichts wie fort! Wir müssen uns beeilen.“

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