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Eine Chance für Biggers


Eine Chance für Biggers


1. Auflage

von: Heinz-Jürgen Zierke

6,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: EPUB
Veröffentl.: 28.03.2015
ISBN/EAN: 9783956552762
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 286

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

„Ich bin’s“, sagt Martin ganz unbefangen, als der alte Latotzki ihn fragt, ob er denn der Mann sei, der einen ganzen Betrieb auf den Kopf stellen könne. Der Alte hat sich neben ihn gesetzt, obwohl noch genug andere Plätze frei sind. Martin ist der Neuling in dem alten Bus, der über Land durch den Kiefernwald fährt. Er kennt Latotzki nicht und auch nicht das hübsche Mädchen Doris, das seine eigenen Absichten verfolgen wird. Er kennt hier niemanden, jedoch werden sie alle ihn kennenlernen. In seiner Aktentasche steckt mit dem Diplom der in den Umrissen vollendete Plan eines Umbaus: er will das alte, aber fehlerfrei funktionierende Werk automatisieren. Es ist sein Lebensplan. Er kennt das Leben noch nicht, wie es ist und sein soll. In seiner Tasche steckt aber auch noch ein Schnitzmesser, das er immer dann hervorholen wird, wenn er sich nicht zu helfen weiß. Mit dem Bären aus Pappelholz, der dabei entsteht, hat es seine besondere Bewandtnis. Nach Jahr und Tag wird Martin in seiner Kate Besuch bekommen. Der Werkleiter wird den Bären sehen, aber auch schon das Modell eines modernen Betriebes. Er ist nachdenklich geworden wie so mancher in diesem Werk hinter dem Walde.
Geboren 8.7.1926 in Marienthal, Kreis Greifenhagen (Pommern), aufgewachsen und Volksschule in Wildenbruch/Pommern.
Lehrerbildungsanstalt in Neisse und Patschkau (Oberschlesien), Arbeitsdienst, Wehrmacht, Kriegsgefangenschaft in der Sowjetunion.
Vorstudienschule Greifswald, Studium der Germanistik (abgebrochen), Dramaturg an den Theatern Greifswald und Stralsund, Arbeit in verschiedenen Kulturverwaltungen, Chefdramaturg des Staatlichen Folkloreensembles der DDR.
Seit 1967 freischaffender Schriftsteller.
Heinz-Jürgen Zierke lebt seit 1969 in Stralsund.
Bibliografie
Das Gottesurteil, Roman, 1965
Sieben Rebellen, 1957
Sie nannten mich Nettelbeck, Roman, 1969
Eine Chance für Biggers, Roman, 1970
Nowgorodfahrer, Roman, 1973
Von einem, der auszog, Napoleon zu schlagen, 1975
Gänge durch eine alte Stadt, Riga, 1977
Karl XII. ,Roman, 1978
Eine livländische Weihnachtsgeschichte, Erzählungen, 1981
Ich war Ferdinand von Schill, Roman, 1983
Der Dänenschatz, 1988
Wibald der Mönch, Roman, 1987
Odins Schwert, 1990
Pommern grient,1997
Spuk auf Spyker, Erzählungen, 1998
Ana Regina vaziuoja i miesta, Novelle, 1998
Das Mädchen aus Vineta, Erzählung, 2000

Kinderhörspiele (vor 1990)
Hensken
Jana
Der schwarze Stein
Der Rebellenmajor u. a.
An einem freien Vormittag kaufte Martin in der Kreisstadt Werkzeug, Nägel, Gips, Leim, Tapeten und was er sonst für die Ausrüstung des Hauses brauchte. Mit Zement gab es Schwierigkeiten. Er ging zur Kreisverwaltung. Der Sachbearbeiter lachte ihn aus. „Sie als Ingenieur des Betonwerks waten doch in Zement. Sie sind wohl ein Heiliger? - Na, dann lassen Sie sich vom Bürgermeister bescheinigen, dass Sie den Zement für Reparaturzwecke benötigen.“
Am nächsten Tag hatte Martin seinen Zement. Er sägte und hämmerte, setzte Steine ein, verschmierte Fugen, besserte den Herd im Vorraum aus, verglaste die Fenster. Den Ofen und die Wände ließ er sich fürs Wochenende. Wenn seine Schicht begann, war er schon müde. „Irgendwo muss doch der Mensch mal schlafen“, rief der Arbeiter, der den Spannstahl an der Mastenform verkeilte, dem Mann am Dampftunnel zu. Und der Kranfahrer fragte blinzelnd: „Haben Sie den Kasten Bier für das Richtfest schon bestellt?“
Da bat ihn Frau Salscha zu sich, einen Grund nannte sie am Telefon nicht. Also wieder eine Beschwerde, dachte Martin und sagte, er könne jetzt nicht aus der Schicht fort. Dann solle er nach der Schicht kommen, also zu ihr nach Hause, antwortete sie.
Martin lehnte sich müde gegen die Wand, nur für zwei Minuten. Dann ist vielleicht Stefanie zu Hause, Stefanie Salscha, überlegte er und stellte sich das vor: Stefanie klappert in der Küche mit dem Geschirr, er aber sitzt im Sessel und liest die Zeitung. Die Couch steht schräge im Zimmer, davor der Tisch mit dem Schachbrett, zwischen den Fenstern der Gummibaum, gleich wird sie den Tee bringen - wer denn? Seine Mutter, Frau Salscha, Stefanie ..
Erschrocken fuhr er auf, rieb sich die Augen, reckte sich, öffnete das Klappfenster und atmete die kühle Abendluft ein. Er beschloss, am andern Tag eine Stunde länger zu schlafen. Was hatte er da geträumt, er kannte Frau Salschas Wohnung doch gar nicht!
Stefanie traf er nicht an. Auch stand die Couch nicht schräg im Zimmer, sondern glatt vor der Wand, daneben ein Krug mit Rohrkolben, kein Gummibaum. Und Frau Salscha bot ihm Kaffee an.
„Sie haben sich eingelebt?“
„Ja ...“
Er beobachtete, wie sie die Tasse hielt, das Handgelenk ein wenig gebeugt.
„Wenn Sie sich eingerichtet haben, schau ich gelegentlich vorbei. Dass vor Ihnen niemand darauf gekommen ist, sich in der Kate einzurichten! Ich verstehe Sie. Es gefällt mir, wie Sie die Sache anpacken.“
„Haben Sie mich deswegen herbestellt?“
„Im Ernst, ich arbeite nicht gern mit Menschen zusammen, die mir fremd sind. Ich möchte schon wissen, wie meine Kollegen leben, was sie denken, fühlen.“
„Ist es nicht problematisch, sich nach ein paar oberflächlichen Gesprächen und Begegnungen ein Modell von einem Menschen anzufertigen? Für mehr bleibt Ihnen doch keine Zeit. Und Modelle haben auch bestenfalls nur Annäherungscharakter.“

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