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Dunkler Schatten Waterberg


Dunkler Schatten Waterberg

Afrikanische Nachtgespräche
Auflage

von: Jürgen Leskien

8,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: EPUB
Veröffentl.: 31.08.2014
ISBN/EAN: 9783956550379
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 503

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Dunkler Schatten Waterberg – über allen seinen Begegnungen und Gesprächen mit den Namibia-Deutschen, die der Schriftsteller Jürgen Leskien getroffen hat, liegt wie ein Schatten die Niederschlagung des Herero-Aufstandes 1904 am Waterberg, der grausame Rachfeldzug der kaiserlichen deutschen Kolonialsoldaten gegen die von ihnen so genannten Hottentotten.
Am Anfang des dicken Buches steht ein sehr ehrliches Bekenntnis: „Sich der Seelenlage Deutscher in Namibia anzunehmen, den Frauen und Männern unvoreingenommener, geduldiger Zuhörer zu sein, ihnen aufmerksam in die Augen zu schauen war lange noch für mich mit dem Ruch des Ungehörigen behaftet.“
Dennoch gelingt, als der Schriftsteller Jürgen Leskien kurz nach 1989 nach Windhoek gelangt, ein vielschichtiges Porträt der heutigen Namibia-Deutschen, die Nachfahren der einstigen Südwester, das sich aus vielen einzelnen Porträts zusammensetzt
Und wir erfahren zugleich, wie, aus welchen unterschiedlichen Gegenden und aus welchen unterschiedlichen Gründen die Deutschen damals nach Afrika gekommen waren, nach Deutsch Südwest. Deutsche Geschichte aus ungewohnter Perspektive.

LESEPROBE:
Meine Geburt ereignete sich gewissermaßen zufällig, während des Urlaubs meiner Eltern in Swakopmund. Groß geworden bin ich in Otjiwarongo. Wir wohnten zwar ein oder zwei Jahre zwischendurch in Otavi, sind aber dann hierher zurückgekehrt. Damals hatte der Ort so um die fünfzehntausend Einwohner, ich schätze dreitausend davon waren Deutsche. In Otjiwarongo bin ich auch bis zum zwölften Schuljahr zur Schule gegangen. Dann an die Uni nach Stellenbosch/Südafrika zur Lehrerausbildung. Dort habe ich erst einmal mein BSc, den Bachelor of Science, naturwissenschaftliche Richtung, gemacht. Dem folgte 1986 das Lehrerdiplom. Das waren politisch ziemlich turbulente Zeiten. Südafrikanisches Militär stand im Norden Namibias, war praktisch überall im Lande. Wir hatten auch hier in der Stadt eine große Militärbasis. Unter den Studenten an der Uni hatte ich liberale Freunde, die teilweise die SWAPO unterstützten. Ansonsten waren die Universitäten in Südafrika weiß und sehr konservativ. In Namibia gab es damals überhaupt keine Universität. In Otjiwarongo hielten sich die Leute konsequent an die Gewohnheiten der Apartheid. Sie kennen ja sicher das Hotel Hamburger Hof bei uns in Otjiwarongo. Da gab es während der Apartheid zwei Türen. Auf der einen Tür stand: nur Weiße, und auf der anderen Seite stand: nur Schwarze.
Spuren im offenen Terrain
Germans zwischen Wüste und Meer. Konsequenter Fall von Vaterlandsliebe
All right. Sterben werde ich in Namibia. Aber gelebt habe ich in Südwest
Er ist da, der lebendige Gott, auch wenn du ihn nicht sehen kannst
Kumkauvas, Station Elefantenberg
Von Sanja Juu über Neuengamme nach Oshakati
Der lange Weg nach Haus
Mann der Stauchdynastie und Schatzmeister der »Schwarzen Ossis«
Deutsch und auf hohem Niveau
Ein Preuße im südlichen Afrika
Verlässlicher Diener seiner Herren
Zur Klärung eines Sachverhaltes
Feiner Zwirn in allen Zeiten
Die Sonne, die heut scheint, ist grad so heiß wie die von gestern
Angekommen. Leben in der extended african family
Abschied
Jahr und Tag
19.10.1939 in Berlin-Friedrichshain geboren.
Ausbildung und Arbeit als Motorenschlosser. Ab 1959 Offizier, Flugzeugführer/Navigator der Luftstreitkräfte der DDR. Ingenieur für zivile Flugsicherung, 1972 Entlassung aus der Armee.
Ab 1972 Studium der Theaterwissenschaften an der Theaterhochschule Leipzig, Arbeiten über Heinrich von Kleist, 1977 Diplom.
Dramaturg beim Fernsehen der DDR in Berlin. Seit 1978 freiberuflich tätig.
1978/79, 1981, 1982 Arbeit als Kfz-Schlosser im Rahmen der Entwicklungshilfe der DDR in Angola.
1983/84, 1988/89 Arbeit im UNHCR Flüchtlingscamp für namibische Flüchtlinge (Kwanza Sul in Angola) und im „ ANC Entwicklungs- und Ausbildungscamp Dakawa (Tansania) / Mazimbu“.
Die Berührung mit AFRIKA wird prägend für die schriftstellerische und publizistische Arbeit.
März 1990 bis Oktober 1990 Mitglied der Volkskammer der DDR.
Mitarbeit u. a. im "Ausschuss für Entwicklungspolitik". Als Parlamentarier offizieller Namibiabesuch, Rückführung der in der DDR lebenden namibischen Flüchtlingskinder.
1991 Teilnahme an der Afrikanischen Buchmesse in Harare / Simbabwe.
1994 / 1995 Mitinitiator der Spendenaktion ”Fischkutter für Angola”, 1995 als Maschinenassistent an Bord, Überführung eines ”DDR/Treuhand-Fischkutters” von Rostock nach Luanda.
Seit 1990 Arbeit in Namibia, u.a. Mitarbeit am Konversionsprojekt (ehemalige Basis der Südafrikanischen Luftwaffe, Projektleiter vor Ort) des Bremer Afrika Archivs und des Centre of Africa Studies (Universität Bremen) - "Ruacana Education with Production Centre" in Ruacana / Namibia.
Seit 2005 engagiert in der AFRI-LEO Foundation Namibia/Damaraland.
Bis 1992 Berlin-Prenzlauer Berg, seit 1993 Wohnsitz in Kleinbeuthen bei Berlin, wahlweise Namibia - Swakopmund, Damaraland, Farm Karos.

Literaturpreise
Erich Weinert Literaturpreis 1978
Literaturpreis der Stadt Berlin (DDR) 1984
FDGB-Literaturpreis 1987
Meine Geburt ereignete sich gewissermaßen zufällig, während des Urlaubs meiner Eltern in Swakopmund. Groß geworden bin ich in Otjiwarongo. Wir wohnten zwar ein oder zwei Jahre zwischendurch in Otavi, sind aber dann hierher zurückgekehrt. Damals hatte der Ort so um die fünfzehntausend Einwohner, ich schätze dreitausend davon waren Deutsche. In Otjiwarongo bin ich auch bis zum zwölften Schuljahr zur Schule gegangen. Dann an die Uni nach Stellenbosch/Südafrika zur Lehrerausbildung. Dort habe ich erst einmal mein BSc, den Bachelor of Science, naturwissenschaftliche Richtung, gemacht. Dem folgte 1986 das Lehrerdiplom. Das waren politisch ziemlich turbulente Zeiten. Südafrikanisches Militär stand im Norden Namibias, war praktisch überall im Lande. Wir hatten auch hier in der Stadt eine große Militärbasis. Unter den Studenten an der Uni hatte ich liberale Freunde, die teilweise die SWAPO unterstützten. Ansonsten waren die Universitäten in Südafrika weiß und sehr konservativ. In Namibia gab es damals überhaupt keine Universität. In Otjiwarongo hielten sich die Leute konsequent an die Gewohnheiten der Apartheid. Sie kennen ja sicher das Hotel Hamburger Hof bei uns in Otjiwarongo. Da gab es während der Apartheid zwei Türen. Auf der einen Tür stand: nur Weiße, und auf der anderen Seite stand: nur Schwarze. Und dann ist man eben auch in zwei Bars gegangen. Die eine Bar war für schwarze Leute und die andere für weiße Leute. Auch in den Geschäften gab es einen Eingang für die schwarzen Menschen und einen Eingang für die weißen Menschen. Am Postamt das Gleiche. Verschiedene Eingänge für Schwarz und Weiß.
Abends, so gegen zehn Uhr, wurde von der Polizei eine Glocke geläutet, danach durften sich die schwarzen Menschen nicht mehr auf den Straßen aufhalten. In meiner Erinnerung gab es die Glocke zwischen meinem zehnten und fünfzehnten Lebensjahr noch. Ich glaube das Läuten wurde 1975 abgeschafft.
In diese Art getrennten Lebens sind wir ohne große Fragen hineingewachsen.
Zu dem Zeitpunkt entwickelte sich auch hier der sogenannte Terroristenkrieg, ich erlebte mit, dass von meinen Mitschülern die Väter oder Onkel auf ihren Farmen erschossen wurden. Da hat man schon eher die Schwarzen als Feind gesehen. Das waren damals einfach die Terroristen, diesen Begriff haben wir ganz klar mit einer Hautfarbe verbunden. Die wollen unser Land übernehmen, aber wo sollen wir hin? Ich kann mich an ein Gespräch mit meinen Eltern erinnern. Ein sehr ernsthaftes Gespräch, in dem die Eltern uns gesagt haben, ich bin die jüngste von drei Töchtern, wenn ihr eure Schule abgeschlossen habt, und das geht so weiter, dann müssen wir euch ins Ausland schicken. Das war für mich ein ganz, ganz schlimmes Gespräch. Weil das Ausland mir zu der Zeit total unbekannt war. Wir hatten Verbindungen nach Deutschland, Onkel, Tanten, aber die waren uns fremd. Da gehörten wir nicht hin.

Nach dem Studium habe ich dann 1987 in Windhoek angefangen, an einer deutschsprachigen Oberschule zu unterrichten. Mathematik und Biologie. Dort wurde bis zum zehnten Schuljahr in Deutsch unterrichtet. Alle Fächer.
Danach, in der elften und zwölften Klasse, wurde der Unterricht in Afrikaans fortgesetzt, denn die Abschlussprüfungen waren nationale Prüfungen und erfolgten in Afrikaans.
In den deutschen Schulen, in den deutschen Zentren, wurde ausdrücklich deutsche Kultur gepflegt. Deutscher Karneval, Weihnachtsfeste oder Schülerbasare. In Windhoek, am Staatstheater, gab es auch mal eine deutsche Operette oder so etwas.

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