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Die Lüge


Die Lüge

Roman über Verbrechen im 2. Weltkrieg
1. Auflage

von: Herbert Otto

8,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: EPUB
Veröffentl.: 08.03.2015
ISBN/EAN: 9783956553158
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 478

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Jetzt ist der junge Soldat Alfred Haferkorn ein Gefangener der Russen und ihnen mit seiner schrecklichen Angst vor Entdeckung ausgeliefert. Er will die Bilder zurückdrängen, denn er hat gar nicht auf die Partisanen geschossen, aber das junge Mädchen, die beiden Männer, sie erscheinen immer wieder vor seinem inneren Auge. In höchster Not lügt er, nennt ein falsches Regiment.
Eines Tages taucht Major Krebs im Lager auf, unter anderem Namen. Er hat den Erschießungsbefehl erteilt, und Haferkorn will nicht zulassen, dass Krebs ungeschoren davonkommt.
Herbert Otto wendet sich in seinem ebenso spannenden wie wahrhaftigen Buch der Realität des Gefangenenalltags deutscher Soldaten in sowjetischen Lagern zu. Hunger, Typhus, Korruption, Selbstmord und verzweifelte Fluchtversuche sind der Alltag, aus dem heraus allmählich die Ahnung einer künftigen sinnvollen Existenz wächst.
Erste Begegnung
Zweite Begegnung
Major Wolfram Krebs
Das verbotene Papier
Der Putzer
Der Fremde
Versuch eines Verhörs
Nachts am Feldweg
Major Sacharow
Die Erschießung
Die Russen kommen
Tod eines Kraftfahrers
Die kleine Lüge
Die Überfahrt
Die Lüge
Auftrag wider Willen
Eine Scheibe Brot
Schubert
Umgang mit Toten
Barfuß
Noch eine Lüge
Die grausame Fröhlichkeit
Lager Wislowka
Der Dieb
Im Karzer
Die Frau vom Bahnhof
Eine Landkarte
Maria
Papier zum Zeichnen
Auf Kartoffelsäcken
Fünfundzwanzig Wörter
Morgen nach Hause?
Das ist der Zeichner
Erste Nachricht
Die Verwandlung
Die Flucht
Der Mann in der Mitte
Zur Freiheit verurteilt
Die Hand des Armgruber
„Bring’s unter die Leute“
Ein Geständnis
Verbotene Liebe
Der Waldkoch
Beauftragt
Der Mann, der sich Wacholder nennt
Entdeckung
Das Gesicht
Ein Verhör
Die Mitte ihrer Seligkeiten
Der Mann heißt nicht Wacholder!
Wölfe
Das Ende der Lüge
Schlussbericht
15. März 1925 in Breslau geboren. Bis 1943 Lehre als Bankkaufmann, Soldat von 1943 bis 1944, sowjetische Kriegsgefangenschaft.
1948 - 1949 Studium der Ästhetik und Philosophie in Moskau, danach Dramaturg und Verlagslektor, seit 1956 freischaffender Autor.
Wahl ins P.E.N.-Zentrum 1987.
Theodor-Fontane-Preis 1956 und 1961, Heinrich-Mann-Preis der Akademie der Künste 1971, Vaterländischer Verdienstorden 1977, Nationalpreis der DDR 1978, Kunstpreis der Gewerkschaften 1975 und 1985.
Am 24. August 2003 in Ahrenshoop verstorben.

Hauptwerke:
Die Lüge. Roman, (übersetzt ins Bulgarische, Ukrainische, Ungarische, Chinesische), Verlag Kultur und Fortschritt, Berlin1956
Stundenholz und Minarett, Verlag Volk und Welt, Berlin 1958
Minarett und Mangobaum, Verlag Volk und Welt, Berlin 1960
Septemberliebe. Filmszenarium, Henschel Verlag, Berlin 1960
Republik der Leidenschaft. Erlebnisse auf Kuba, Verlag Volk und Welt, Berlin 1961)
Griechische Hochzeit (Novelle, als Oper bearbeitet von Robert Hanall), Aufbauverlag, Berlin 1964
Zeit der Störche (Erzählung, verfilmt 1970; übersetzt in 14 Sprachen), Aufbauverlag, Berlin 1966
Zum Beispiel Josef (Roman, verfilmt 1974), Aufbauverlag, Berlin 1970
Die Sache mit Maria (Roman, Verfilmungsarbeit 1980 abgebrochen), Aufbauverlag, Berlin 1976
Der Traum vom Elch (Roman, verfilmt 1986), Aufbauverlag, Berlin 1983
Das Hundeohr, Faber und Faber, Leipzig 1997
Ein Offizier stand breitbeinig auf der Schwelle, ein Major. Alfred erhob sich schnell und machte Meldung. Er starrte dieses Gesicht an. Er erkannte das Gesicht! Er hatte es neben der Bank gesehen, neben dem Mädchen, das nackt auf die Bank geschnallt war ... auf dem Flugblatt war es abgebildet, dasselbe Gesicht ... Es sah aus, als habe der Mann keinen Mund, nur eine Narbe statt dessen.
„Wo ist dieser Weiß?“, fragte der Major.
„Der Schütze Weiß?“, fragte Haferkorn verblüfft. Das Ganze war peinlich unerwartet gekommen, zumal für eine Ausrede.
„Antwort!“
Es erleichterte Alfred, dass er innerlich etwas gegen den Mann aufzubieten hatte.
„Ich weiß nicht, Herr Major!“, sagte er überraschend laut.
Der Major blickte angewidert an ihm vorbei, über die Strohsäcke am Boden und an den Wänden hin zur Decke hinauf. „Wo schläft dieser Weiß?“
„Hier, Herr Major!“
Auf dem Strohsack lagen Gepäckstücke verstreut, der geöffnete Wäschebeutel, ein Schreibblock.
„Wann haben Sie den Mann zuletzt gesehen?“
„Gestern Abend, Herr Major!“
„Sie! Grüner!“, schrie der Major in den Gang.
Ein Feldwebel stand stramm. Sein rosiges Gesicht erinnerte an einen Himbeerpudding. „Den Fähnrich ins Auto schaffen!“, befahl der Major im Tonfall eines Menschen, der endlich einer Sache überdrüssig ist. „Und Sie kommen mit!“, sagte er zu Haferkorn. „Gewehr und Stahlhelm! Aber bisschen flott!“
Er zupfte seine Handschuhe zurecht und ging.
Alfred war entschlossen, alles abzuleugnen. Wer wollte ihm etwas nachweisen und was? Das Flugblatt samt den Briefen, zwischen denen es steckte, schob er hastig unter seinen Strohsack.
Draußen am Auto war man damit beschäftigt, einen Mann, der offenbar verunglückt und ohne Bewusstsein war, in das Wageninnere zu befördern. Der Major stieg ein und knallte die Wagentür zu.
Alfred musste auf das Trittbrett steigen, ebenso wie der Feldwebel an der anderen Seite, und es ging in rasender Fahrt die Dorfstraße hinunter. Die Sonne, knapp über dem Horizont, bot ein sinnverwirrendes Schauspiel: sie schien hinter Bäumen und Gehöften hinzurollen, im Wettlauf mit dem Fahrzeug, schien zu hüpfen und Freudensprünge aufzuführen ...
An der ehemaligen Polizeistation hielt der Wagen. Eine Gruppe Soldaten stand ungeordnet im Garten vor dem Haus, alle mit Gewehr und Stahlhelm, alle in der gleichen erwartungslosen Neugier dem Auto zugekehrt.
Jemand hatte sie dort aufgestellt. Mit menschlichen Wesen schienen sie nichts gemein zu haben. Sie erweckten in Haferkorn den Eindruck fabrikmäßig hergestellter Gegenstände, die sich voneinander nicht unterscheiden durften, es sei denn durch abweichendes Körpermaß. Dieser Eindruck wurde noch vertieft, als das „Achtung!“ des Feldwebels sie in äußerste Erstarrung versetzt hatte.
Der Feldwebel ließ antreten, und wenn Alfred es auch nicht wahrhaben wollte, dass er dazugehörte, stand er doch in einer Reihe mit ihnen, und wenn er sich innerlich dagegen wehrte, seinen Willen aufzugeben, den der Mann vor der Front ihm gleichsam abverlangte, sichtbar wurde davon nichts.
„Die Augen - links!“
Dort wippte der Major auf den Zehenspitzen. Er nahm die Meldung hin, stand wieder spreizbeinig, die Hände hinter dem Rücken, und ließ auf sich warten.
Alfred hörte das Auto vor dem Hause abfahren. Wenn er links am Kopf des Majors vorbeiblickte, sah er das vergitterte Fensterviereck am Seitenflügel und einen Posten vor der Tür, der auf etwas zu warten schien.
„Sie haben sich bereit erklärt, eine vaterländische Pflicht besonderer Art zu erfüllen!“, begann mit feierlich gehobener Stimme der Major, den Blick über die Stahlhelme der Soldaten hinweg ins Leere gerichtet. „Sie können stolz darauf sein! Das Vaterland braucht uns heute mehr denn je!“ Der Major wurde nach jedem Satz grimmiger. „Unsere Feinde bedrängen uns von allen Seiten! Sie haben sogar versucht“ - sein lippenloser Mund verengte sich jetzt zu einer winzig krausen Öffnung -, „... das Leben des Führers anzutasten!“ Er sprach von Lebensrechten, die man streitig zu machen versuche, vom Osten wie vom Westen her. Da ihm noch treffendere Worte nicht einfallen wollten, ließ er eine Pause einfließen und schloss dann: „Wir sind unerbittlich gegen den Feind! - Grüner! Übernehmen Sie das Kommando!“
Die Gewehre wurden geladen und gesichert. Major Krebs ging gemessenen Schrittes, nachdenklich vor sich hin sehend, auf und ab. Da fiel Alfreds Blick auf die drei Gefangenen, die aus dem niedrigen Bau heraustraten. Er erschrak und begriff zugleich. Alles, was vorgegangen war, erhielt plötzlich auf abscheulich eindeutige Weise seinen Sinn. Er versuchte herauszubekommen, was ihn gewaltsam in der Reihe festhalte, weshalb er sich eigentlich hindern lasse, einfach wegzutreten. Man fesselte die Gefangenen. Hinter ihnen, dicht über dem Horizont, stand die Sonne und heftete feine Silberstreifen um die Konturen ihrer Körper. Der Kopf des Mädchens, ihr Haar, schien aufgeflammt, wie in der Nacht, im Lichtkreis der Taschenlampe. Der Posten schnürte ihr die Hände auf dem Rücken aneinander, stemmte mit einem Knie und zerrte an dem Strick, sodass ihr Körper sich, verhalten und widerwillig zwar, doch sichtbar aufbäumte und ihren Schmerz für Augenblicke zu erkennen gab.

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