Details

Die Burg im See


Die Burg im See

Märchen aus Pinnow und aus Godern
1. Auflage

von: Hans Stamer, Ines Höfs

6,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 27.11.2014
ISBN/EAN: 9783956551505
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 122

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Wie werden Märchen erfunden? In diesem Falle, bei diesen Märchen aus Pinnow und Godern, wissen wir es sehr genau. Denn der, der sie sich ausgedacht und später auch aufgeschrieben hat, der hat darüber selbst geschrieben:
„In den trüben Jahren nach 1945, als ihr noch Kinder wart, gab es oft kein Licht. Dann saßen wir an den langen, dunklen Winterabenden vor der offenen Ofentür, schauten in das bullernde Feuer, und ich habe euch Märchen und Geschichten erzählt, die ich selber ersonnen hatte draußen im Wald, auf den Feldern und bei der täglichen Arbeit auf dem See, Märchen, aus unserer Landschaft heraus entstanden. Sie machten euch viel Freude.
Ich habe es an Erfindungsgabe nicht fehlen lassen, und wir haben uns alle prächtig dabei unterhalten. Ich habe alte, unveränderliche Märchenmotive und Sagenelemente miteinander verbunden und mit möglichen Details aus Vergangenheit und Gegenwart gemischt. Die Geschichtchen entbehren hin und wieder der Logik. Aber diese spielt weder im Märchen noch in der Sage eine allzu große Rolle.
Einige von den Geschichten habe ich aufgeschrieben.“

Und so sind sie noch heute zu lesen, diese Märchen, die dank ihres Erfinders die Region am Strand von Godern und am Pinnower See in eine geheimnisvolle Märchenlandschaft verwandeln, in der sowohl Zwergenvölker als auch sagenhafte Riesen eine Rolle spielen, aber auch ein reich belohnter Angler, eine nur auf sonderbare Weise wieder in einen Menschen zurückzuverwandelnde Seejungfrau und ein Mann und eine Frau, die hätten glücklich und zufrieden sein können, wenn sie nicht einen geheimen Kummer gehabt hätten, der aber dank einer anderen Frau mehr als nur beseitigt werden kann. Außerdem wird in dem Buch erzählt, „Wie das Petermännchen ins Schweriner Schloss kam“, eine Adventsgeschichte und eine Weihnachtsgeschichte gibt es auch.

Der Autor dieser märchenhaften Texte war übrigens kein unbekannter und wie oft bei Märchen namenloser Autor, sondern er hieß Hans Stamer, war von 1930 bis 1965 Lehrer in Godern und Pinnow, wo er seit 1951 auch wohnte. Und als Stamer in den Wirren der Nachkriegszeit vorübergehend seine Stellung verlor und seinen Lebensunterhalt für die Familie mit der Arbeit bei den Goderner Bauern und bei Fischer Kühl, der die Seen der Umgebung befischte, verdiente, erfand er diese Märchen aus Pinnow und aus Godern, in die er auch seine Liebe zu dieser Gegend eingepackt hat. Und es ist ein großes Glück, dass Hans Stamer diese Märchen nicht nur erfunden, sondern auch aufgeschrieben hat.
Der Hilligen See
Der Angler am Hilligen See
Der Zwerg und die Fischer
Der Zwerg auf Borgwerder
Die Riesenburg
Die Jungfrau im See
Die Schlüsselblumen-Insel
Die Quellfrau von der Tremünz
Wie das Petermännchen in das Schweriner Schloss kam
Der Erste Advent
Eine Adventsgeschichte
Zum 3. Advent
Eine Weihnachtsgeschichte, Teil I
Eine Weihnachtsgeschichte Teil II
Hans Stamer war von 1930 bis 1965 Lehrer in Godern und Pinnow, wo er seit 1951 auch seinen Wohnsitz hatte. Er interessierte sich sehr für die Vor- und Frühgeschichte der Gegend und sammelte neben archäologischen Artefakten auch die Sagen rings um den Pinnower See. In den Wirren der Nachkriegszeit verlor er vorübergehend seine Stellung und verdiente den Lebensunterhalt für die Familie mit der Arbeit bei den Goderner Bauern und bei Fischer Kühl, der die Seen der Umgebung befischte. In dieser Zeit entstanden die hier vorliegenden Geschichten, basierend auf dem Sagengut der Gegend.
Einmal im Winter, es war sehr kalt gewesen und auf dem spiegelblank zugefrorenen See tummelte sich die Dorfjugend, fasste Jürgen sich wieder ein Herz und fragte, ob er nicht einen ganz, ganz kleinen Augenblick auf den See dürfe. „Du hast wohl nicht genug zu tun?“, sagte die Alte. „Aber wenn du unbedingt aufs Eis willst“, fuhr sie boshaft fort, „dann pflücke mir auf dem Borgwerder einen Korb voll Äpfel! Komm aber ja nicht nach Hause, bevor der Korb voll ist!“ Damit stieß sie ihn zur Tür hinaus.
Auf der Südseite des Hügels auf dem Borgwerder wuchsen tatsächlich wilde Obstbäume, Apfel-, Birnen- und Kirschbäume, die in manchen Jahren eine Menge Früchte trugen. Im Sommer und Herbst pflegte Jürgen dort regelmäßig zu ernten, manchmal sogar mit der Alten zusammen. Aber jetzt, im Winter? Weinend machte der Junge sich auf den Weg. Er schämte sich vor den anderen Kindern, mit dem Korb übers Eis zu gehen. Und so schlich er durch den Wald bis zu der Stelle, wo die Insel nahe an das Ufer reicht. Dort lief er schnell hinüber, ohne dass er entdeckt wurde. Verzagt schlich er um den Hügel. Er fror jämmerlich, denn natürlich besaß er keine warme Winterkleidung, sondern trug Sommers wie Winters das gleiche dünne, inzwischen schon viel zu kleine Jäckchen.
Da sah er zwischen den Bäumen Rauch aufsteigen. ‚Oh, ein Feuer!’, dachte er. ‚Dort kann ich mich bestimmt wärmen.’ Eilig lief er in die Richtung und sah zu seiner Verwunderung, dass der Rauch aus dem Berg kam. Dicht darunter waren in dem Hang eine kleine Tür und ein Fenster. ‚Wer hat sich denn da ein Haus in den Berg gebaut?’, dachte Jürgen. Er zögerte ein bisschen. Doch dann klopfte er an die Tür.
„Herein!“, rief eine freundliche Stimme. Jürgen trat ein und stand in einem kleinen blitzsauberen, mollig warmen Zimmer. Am Fenster stand ein kleiner Tisch mit ebenso kleinen Stühlen. In der einen Ecke gab es einen Schrank, in der anderen einen Ofen mit einem herrlich bullernden Feuer und an der gegenüberliegenden Wand war eine Tür, die wohl in einen Nebenraum führte. Am Ofen war eine Bank und darauf saß ein Männlein nicht größer als Jürgen. Es schaute den Jungen mitleidig an.
„Was willst du denn hier, mitten im Winter, mit einem Korb und in so einer dünnen Jacke?“, fragte es. Noch ganz zitterig vor Kälte erzählte der Junge seine Geschichte. „Ich glaube, ich kann dir helfen“, sagte der Kleine. „Aber vorher musst du mir einen Gefallen tun.“
„Das will ich gerne“, antwortete Jürgen eifrig.
„Ist gut. Dann komm erst mal her und wärme dich auf.“ Der Kleine rückte zur Seite und Jürgen musste sich zu ihm auf die Bank setzen, mit dem Rücken ganz dicht an den Ofen. Das Zwerglein erzählte ihm, dass es eigentlich im Petersberg wohne, zusammen mit den anderen Unterirdischen. Doch er könne dort nicht wieder hinein, da eine diebische Elster ihm den goldenen Schlüssel für die Tür zu dem Berg gestohlen habe. „Und ohne den Schlüssel kommt dort niemand hinein.“
Jürgen hatte schon gehört, dass die Leute im Dorf sich erzählten, dass auf dem Borgwerder ein kleiner Unterirdischer vom nahen Petersberg wohne. Einige wollten ihn dort sogar gesehen haben. Er selbst hatte es nicht so recht geglaubt. Doch nun sah er, dass das tatsächlich stimmte.
„Den Schlüssel hat die Elster in ihr Nest getragen“, fuhr der Kleine fort. „Das ist in einer hohen Tanne, oben auf dem Hügel. Ich kann da nicht rauf. Ob du dich wohl traust?“
„Na klar!“ Jürgen war begeistert. Klettern konnte er wie ein Eichhörnchen.

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