Details

Der Fluch von Maralinga


Der Fluch von Maralinga

Erzählungen
1. Auflage

von: Walter Kaufmann

7,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: EPUB
Veröffentl.: 14.12.2013
ISBN/EAN: 9783863945626
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 233

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Es sind nicht nur Erzählungen aus Australien, wo der Autor, dem als 15-jährigen jüdischen Jungen mit viel Glück die Flucht aus Nazi-Deutschland geglückt war, 17 Jahre seines Lebens verbracht hatte, sondern auch an seine Kindheit und Jugend in Deutschland vor 1939. Erinnerungen an Hass und wenig Hoffnung, an schreckliche Dinge, aber auch an Zeichen der Solidarität.
In vielen anderen Erzählungen verarbeitet Walter Kaufmann seine Erfahrungen und Erlebnisse in Australien, seine Begegnungen mit Eingeborenen und mit Seeleuten und – mit der Liebe:
„Mir nach!“, rief sie. „Beeil dich!“ Bevor ich sie eingeholt hatte, sah ich sie die Schuhe abwerfen und in den weichen, trügerischen Sumpf waten, wo sie erst bis zu den Knöcheln, dann tiefer einsank. Ich wurde unruhig. „Eva! Komm zurück!“ „Zieh die Stiefel aus, komm her!“ „Nein! Komm zurück!“ Als sie merkte, dass ich nicht daran dachte, ihr zu folgen, kehrte sie schließlich um, die nackten Beine bis zu den Knien hinauf schlammbedeckt, den Rock bis zu den Oberschenkeln geschürzt. „Hättest du versucht, mich zu retten?“, wollte sie wissen.

INHALT:
Unter grausamer Sonne
Begegnung auf der Landstraße
Der Inspektor
Mitternachtsfahrt
Billy McCreas Zukunft
Indonesien ruft
Das Schlachthaus
Die rote Rose
Ruf der Inseln
Nacht in Suva
Mädchen von Neapel
Süßigkeiten
Mai 1933
Die einfachen Dinge
Träumerei
Der Mann im Zug
Eva
Im Kino
Die Patrioten
Der Fluch von Maralinga
Früher Morgen
Der zweite Akt
Miss Arthur
Ein Tag im November
Unter grausamer Sonne
Begegnung auf der Landstraße
Der Inspektor
Mitternachtsfahrt
Billy McCreas Zukunft
Indonesien ruft
Das Schlachthaus
Die rote Rose
Ruf der Inseln
Nacht in Suva
Mädchen von Neapel
Süßigkeiten
Mai 1933
Die einfachen Dinge
Träumerei
Der Mann im Zug
Eva
Im Kino
Die Patrioten
Der Fluch von Maralinga
Früher Morgen
Der zweite Akt
Miss Arthur
Ein Tag im November
Walter Kaufmann (eigentlich Jizchak Schmeidler) wurde 1924 in Berlin als Sohn einer jüdischen Verkäuferin geboren und 1926 von einem jüdischen Anwaltsehepaar adoptiert. Er wuchs in Duisburg auf und besuchte dort das Gymnasium. Seine Adoptiveltern wurden nach der Reichskristallnacht verhaftet, kamen ins KZ Theresienstadt und wurden im KZ Auschwitz ermordet. Ihm gelang 1939 mit einem Kindertransport die Flucht über die Niederlande nach Großbritannien.
Dort wurde er interniert und 1940 mit dem Schiff nach Australien gebracht. Anfangs arbeitete er als Landarbeiter und Obstpflücker und diente als Freiwilliger vier Jahre in der Australischen Armee.
Nach 1945 verdiente er seinen Lebensunterhalt als Straßenfotograf, auf einer Werft, im Schlachthof und als Seemann der Handelsmarine. 1949 begann er seinen ersten Roman, der 1953 in Melbourne erschien.
1957 übersiedelte er in die DDR, behielt jedoch die australische Staatsbürgerschaft. Seit Ende der 1950er Jahre ist Walter Kaufmann freischaffender Schriftsteller. Ab 1955 gehörte er dem Deutschen Schriftstellerverband und ab 1975 der PEN-Zentrum der DDR, dessen Generalsekretär er von 1985 bis 1993 war. Er ist Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland.
Walter Kaufmann war außerdem in mehreren DEFA-Filmen als Darsteller tätig, teilweise unter dem Pseudonym John Mercator.
Auszeichnungen
1959: Mary Gilmore Award
1961, 1964: Theodor-Fontane-Preis des Bezirkes Potsdam
1967: Heinrich-Mann-Preis
1993: Literaturpreis Ruhrgebiet
Bibliografie

Werke in englischer Sprache
Voices in the storm
The curse of Maralinga and other stories
American encounter
Beyond the green world of childhood

Werke in deutscher Sprache
Wohin der Mensch gehört
Der Fluch von Maralinga
Ruf der Inseln
Feuer am Suvastrand
Kreuzwege
Die Erschaffung des Richard Hamilton
Begegnung mit Amerika heute
Unter australischer Sonne
Hoffnung unter Glas
Stefan – Mosaik einer Kindheit
Unter dem wechselnden Mond
Gerücht vom Ende der Welt
Unterwegs zu Angela
Das verschwundene Hotel
Am Kai der Hoffnung
Entführung in Manhattan
Patrick
Stimmen im Sturm
Wir lachen, weil wir weinen
Irische Reise
Drei Reisen ins gelobte Land
Kauf mir doch ein Krokodil
Flucht
Jenseits der Kindheit
Manhattan-Sinfonie
Tod in Fremantle
Die Zeit berühren
Ein jegliches hat seine Zeit
Im Schloss zu Mecklenburg und anderswo
Über eine Liebe in Deutschland
Gelebtes Leben
Amerika
Die Welt des Markus Epstein
Im Fluss der Zeit
Schade, dass du Jude bist
Einmal saß mir im Eisenbahnzug nach Wonthaggi ein Fremder gegenüber. Ich musterte ihn in der gleichgültigen Art, wie wir es manchmal tun, wenn nichts anderes unsere Aufmerksamkeit erregt. Aber allmählich erwuchs daraus ein gegenseitiges Erkennen, das nichts mit dem zu tun hatte, wer oder was der andere war, sondern damit, dass es ihn überhaupt gab.
Da lächelten wir uns zu, und das war, als ob wir uns die Hände reichten.
Hier saß mir also ein Australier gegenüber, ein abgehärteter, magerer Arbeiter. Und ich, der Jude aus Deutschland, bedrückt von der Vergangenheit, die immer noch über mir hing, fühlte mich plötzlich zum ersten Mal befreit, es schien, als ob neue Kraft und ruhiges Glücksgefühl über mich kämen.
„Schon von Wonthaggi gehört, nehm ich an?“, fragte der Mann.
„Ja“, antwortete ich. „dort wird Kohle gefördert.“
„Stimmt, ich bin selbst Bergmann.“
„Ich vermutete das“, sagte ich.
„So?“, sagte er und setzte sich in seinem Sitz zurück. Er schien erkannt zu haben, dass Wonthaggi für mich nur ein Name und die Tätigkeit des Bergmanns nur eine verschwommene Vorstellung von harter, schmutziger Arbeit war.
„Neu in diesem Land?“, fragte er, aber es klang wie eine Feststellung von etwas bereits Bekanntem, eine Feststellung, die mit viel Wohlwollen verbunden war. Man hatte mir diese Frage schon oft gestellt, jedoch stets mit unangebrachter Neugier oder mit Misstrauen.
„Ja“, sagte ich, „ich bin noch nicht lange hier.“
Er nickte mir zu. Sein Gesicht drückte offenes Interesse aus. Es war nicht jenes höfliche Interesse, das der Neugier des Augenblicks entspringt, sondern das der Sorge des Arbeiters um den anderen.
Er stocherte nicht in meiner Vergangenheit herum, und ich war ihm dankbar dafür, fühlte ich doch, dass ihn nur meine Zukunft interessierte. Danach unterhielten wir uns ungezwungen, und am Ende forderte der Bergmann mich auf, ihn doch einmal zu besuchen. Er drückte sich so aus: „Kannst an irgendeinem Abend zum Tee kommen. Meine Frau und ich, wir würden uns freuen, dich zu sehen.“ Darauf kramte er einen Bleistiftstummel hervor und schrieb seine Adresse sehr langsam auf, wobei der rumpelnde Zug seine Hand schüttelte.
Einen Augenblick lang glaubte ich, die Einladung sei eine Art Wohltätigkeit von ihm; aber dann wurde mir klar, dass dies nicht so war. Ich dankte ihm und sagte, dass ich mich auf diesen Besuch freue.
Ich versuchte mir nun vorzustellen, wie es in seinem Haus aussehen würde. Dabei erinnerte ich mich an Wilhelms Haus in Deutschland - ein kleines, rußiges Ziegelhaus in der Nähe der Stahlwerke, ein Haus in einer schmalen, von Rauch erfüllten Straße, das einer Steinmauer gegenüberstand, auf der stets in großen, ungleichmäßigen Buchstaben Losungen standen: „Proletarier aller Länder, vereinigt euch“ - „Hitler bedeutet Krieg“ - „Freiheit für Ernst Thälmann.“ Die Nazis übermalten die Losungen immer und setzten riesige Hakenkreuze an ihre Stelle, von denen kalkweiße Streifen die Mauer herunterliefen. In Wilhelms Haus aber hatte es kein Übermalen gegeben, kein Schwanken und kein Ducken. Dort hatte man die Losungen nicht aufgegeben.
Ich blickte auf und dachte nicht mehr an Deutschland. Der Wonthaggi-Bergmann, mein neuer Freund, rollte sich eine Zigarette. Ich sah zu, wie er den Tabak zwischen den Handballen rieb. Dann dachte ich: Bist wie Wilhelm, siehst zwar nicht so aus, aber handelst und sprichst wie er.
„Du bist uns stets willkommen, jederzeit“, hatte Wilhelm gesagt, sogar nachdem ihn ein Naziboss davor gewarnt hatte, einen Juden einzuladen. „Meine Frau und ich, wir werden uns immer freuen, dich zu sehen ...“
Auch hier gab es also Männer, die keine Angst hatten, ohne weitere Umstände mit einem anderen bekannt zu werden und ihm zu trauen, und die, nachdem sie ihm einmal ihr Vertrauen geschenkt haben, auch zu ihm stehen und ihm dadurch Mut machen. Ich freute mich.
Am Bahnhof trennten wir uns.

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