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Der Brillenindianer


Der Brillenindianer


1. Auflage

von: Hildegard Schumacher, Siegfried Schumacher

6,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: EPUB
Veröffentl.: 02.01.2015
ISBN/EAN: 9783956552199
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 187

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Kann man sich einen Indianer mit Brille vorstellen? Eigentlich nicht. Indianer haben keine Brille. Das stellen die beiden Autoren am Anfang klar:
Du kennst doch Indianerfilme noch und noch, und was sahst du da? Geritten wurde, geschossen, geschlichen, geschwommen, Friedenspfeife rauchte man, grillte ganze Bären am Spieß, Tomahawks wirbelten durch die Luft, scharfäugig spähten Indianer nach dem Feind aus, oder sie blickten voller Verachtung vom Marterpfahl auf ihre Gegner. Eine Brille aber, nein, eine Brille trug niemand! Es hatte auch keiner Sommersprossen. Niemand lag einfach so auf der Wiese und träumte in die Wolken. Und hast du auch nur einen gesehen, der am Fluss saß und rein zum Spaß die Beine ins Wasser baumeln ließ?
Und doch gibt es zumindest eine Ausnahme – Otto, ein nachgemachter Indianer aus dem fünften Stock, der erst einen Tag zuvor mit seinen Eltern und seiner kleinen Schwester Elle in einen Neubaublock am Stadtrand eingezogen war. Heute war er zum ersten Mal in seiner Indianeruniform unterwegs. Aber lag vor dem Neubau Indianerland? Unser Held hat jedenfalls viel Fantasie, Indianerfantasie. Und das hat auch mit seiner Brille zu tun.
Bei seinem ersten abenteuerlichen Erkundungsgang in der neuen Umgebung lernt er die drei großen Jungen Branco, Mäcki und Olaf kennen, die nicht so recht wissen, was sie mit Otto anfangen sollen und sich erstmal beraten müssen. Plötzlich aber soll Otto einer von ihnen sein und wird in ihrer Bande begrüßt.
Nachdem er einen Blaubeersammelausflug mit seiner neuen Freundin Antje absolviert hat und davon träumt, Häuptling zu werden, bekommt Otto bald Probleme mit den drei großen Jungen, weil sie nämlich auch Probleme mit Leuten in der wirklichen Welt haben.
Otto kommt immer mehr in Schwierigkeiten. Mit Geheimhaltung und Zigarettendiebstahl und Schnapstrinken, Aussagen zwischen Lüge und Wahrheit. Ob Indianerhäuptling Otto, der sich schon darüber ärgert, sich mit den drei Großen eingelassen zu haben, etwas passiert?
Plötzlich packte ihn jemand. Otto wusste sofort, das war Brancos Hand. „Wen hast du hier hergeschleppt?“
Otto wollte schreien, aber er brachte keinen Ton heraus, so hatte er sich erschreckt.
„Du hast geschworen, die Klappe zu halten.“
Otto atmete tief durch. „Aber bloß von der Burg“, verteidigte er sich und drehte den Kopf zur Seite. Hinter Branco stand Mäcki. Olaf konnte er nirgendwo entdecken.
„Los, der wird gekidnappt“, schlug Mäcki vor, „und dann aber“
Siegfried Schumacher wurde am 9. August 1926 in Oderberg/M. geboren, wo er auch die ersten vier Grundschulklassen besuchte. 1937 zogen seine Eltern nach Bad Freienwalde, wo er das Gymnasium mit dem Notabitur abschloss. 1943 wurde er zur Marine einberufen. Nach Krieg und Kriegsgefangenschaft wurde er Neulehrer.
Hildegard Schumacher wurde am 10. September 1925 in Eberswalde geboren. Sie besuchte die Lehrerbildungsanstalt und arbeitete seit 1964 als Lehrerin.
Hildegard und Siegfried Schumacher heirateten 1947.
Beide studierten am Institut für Literatur "Johannes R. Becher" in Leipzig und lebten seit 1962 als freischaffende Künstler in Bad Freienwalde. Gemeinsam schrieben sie Kinder- und Jugendbücher und gründeten 1964 in Bad Freienwalde und im Bezirk Frankfurt/Oder Zirkel schreibender Schüler, die immer noch bestehen. Ihre Bücher erreichten insgesamt eine Auflage von 1,6 Millionen, in über 3 Millionen Anthologien sind Beiträge von ihnen enthalten.
Am 27. April 2003 verstarb Hildegard Schumacher.
Siegfried Schumacher lebt gemeinsam mit der Familie seiner Tochter in Bad Freienwalde und ist Ehrenbürger seiner Heimatstadt. Die Allgemeine Förderschule Angermünde trägt seit 2003 seinen Namen.
Hidegard und Siegfried Schumacher erhielten den Alex-Wedding-Preis, den Kleist-Preis der Stadt Frankfurt/Oder und den Kunstpreis der FDJ.
Olaf antwortete mit keiner Silbe, er hatte total abgeschaltet.
„Lasst ihn“, sagte Branco. Er streckte die Hand aus und verlangte von Otto die Zigaretten. Der zeigte aufs Regal. Branco nahm die Schachtel und sah, dass sie bereits geöffnet war. „Hast wohl probiert?“, fragte er und grinste. Dann guckte er genauer. „Hast mehrmals probiert, was?“
„Ich rauch nur mit euch Friedenspfeife.“
Branco winkte ab und fingerte eine Zigarette heraus, zündete sie an und hielt Mäcki die Schachtel hin. Der lehnte ab, und Otto verzichtete auch freiwillig. Branco lachte. Er schien seinen gutmütigen Tag zu haben. „Okay, Brillenschlange“, sagte er, „weil du deine Friedenspfeife schon weghast, kriegst du zur Strafe keine.“
„Okay!“, sagte Otto, und er fand, dass das die beste Strafe war, die er jemals erhalten hatte. Er verzog sich aus der Burg und beschloss, auf der kleinen Lichtung dahinter Schießübungen zu veranstalten. Im Gras lag eine alte Konservendose. Er steckte einen Stock in den Boden und stülpte sie darüber. Das würde schön scheppern, wenn der Pfeil sie traf. Otto hatte schon das Scheppern im Ohr. Er nahm zehn Schritte Abstand, spannte den Bogen und zielte, indem er das linke Auge zukniff, doch er hatte Schwierigkeiten, weil das rechte Auge sich ebenfalls schloss. Otto setzte den Bogen ab. Verdammt! Als großer Jäger hatte er Tiger und Büffel in Massen erlegt, und auf einmal traf ihn die Blinzelkrankheit. Er musste sein linkes Auge überlisten, indem er es mit dem Taschentuch verband.
Das Zwinkern war abgestellt. Otto ging von oben ins Ziel, wie er es beim Fernsehen beobachtet hatte. Das lief hervorragend. Nur konnte er die Konservendose nicht genau erkennen. Er nahm die Brille ab, putzte sie an seinem Hemd blank, probierte noch einmal. Der Pfeil schwirrte vom Bogen. „Treffer!“, schrie Otto. „Treffer!“ Er schwenkte den Bogen und hatte wie vorher das Scheppern im Ohr. Er haute an die Konservenbüchse. Sie schepperte wie wild. Branco und Mäcki kamen aus der Burg und sahen ihn umhertanzen wie einen Indianer, der sein Jagdglück feierte.
„Wie ’n Affe“, rief Mäcki, „Otto, der Orang-Utan!“ Branco klopfte sich auf die Schenkel. Genau wie Mäcki platzte er fast vor Lachen. Ihre übergroße Heiterkeit missfiel Otto. Er stoppte mitten in der Bewegung und runzelte die Augenbrauen. „Ich trainiere“, sagte er und warf den beiden einen vernichtenden Häuptlingsblick zu.
Branco konnte nur noch japsen. Mäcki hielt sich den Bauch.
„Ihr Affen!“ Otto drehte den beiden den Rücken zu. Branco schluckte den letzten Lacher hinunter und sagte:
„Schieß schon los, roter Bruder.“
Denen würde er es zeigen! Otto legte einen Pfeil auf, ging von oben ins Ziel, setzte aber noch einmal ab, um zu gucken, ob die beiden ihn auch nicht verkohlten, aber sie benahmen sich wieder wie Menschen. Da hob Otto den Bogen und schoss: Der Pfeil flog am Ziel vorbei.
„Treffer! Treffer!“, brüllte Mäcki. Die beiden wieherten erneut los.
Otto fand es überhaupt nicht komisch. „Vorbeischießen kann jeder mal“, sagte er.
„Nimm doch das Ding ab, es stört“, schlug Branco vor, sich jedes Grinsen verkneifend, und zeigte auf die Taschentuchaugenbinde, die aus Häuptling Adlerauge eine Mischung zwischen Seeräuber und Kopfverletztem machte.
„Geht nicht.“ Otto visierte, doch je länger er sich konzentrierte, um so mehr verschwamm ihm das Ziel. Er setzte den Bogen ab und wischte sich über die Augen.
„Fliege reingekommen?“, spottete Mäcki.
„Zielwasser“, sagte Branco. Er lief in die Burg und kam mit einer Flasche zurück. „Nimm einen Schluck, aber.’nen kräftigen, Brillenschlange!“
Otto besah misstrauisch die rote Flüssigkeit.
„Indianer haben immer Zielwasser getrunken, bevor sie große Heldentaten vollbrachten“, erklärte Mäcki.
„Trink jetzt!“, befahl Branco. Er drückte Otto die Flasche an die Lippen und hob sie am Ende hoch, sodass Otto solch einen Schluck nehmen musste, dass ihm das rote Zeug links und rechts aus den Mundwinkeln lief. „Schlucken!“, forderte Branco, und Otto schluckte. Erst schmeckte es süß, dann brannte es, und er musste sich schütteln.
„Schmeckt’s?“, fragte Mäcki.
Branco drängte Otto wieder die Flasche auf. Er wollte nicht, doch Branco war stärker. Das Brennen wurde zu Wärme, die die ganze Brust ausfüllte. „Das ist erstklassiges Feuerwasser“, sagte Branco. Er nahm auch einen Schluck, und dann trank Mäcki.
„Feuerwasser“, sagte Otto mit schwerer Zunge. Ihm war sehr leicht, obwohl die Zunge so schwer war. Branco drückte ihm den Flitzbogen in die Hand und verlangte, dass er schießen sollte. Otto bemühte sich, den Pfeil aufzulegen. Seine Finger waren schwer wie die Zunge, aber er schaffte es und peilte das Ziel an. Die Konservendose tanzte auf und nieder, als ob sie auf dem Wasser schwömme. Warum sollte sie nicht schwimmen? Otto fühlte sich selbst wie ein Schwimmer und ruderte mit den Armen. Das Stehen wurde schwierig. Lichtung und Bäume begannen sich um ihn zu drehen. „Wir fahren Karussell!“, rief Otto. Er fuchtelte mit dem Bogen, und torkelte und stolperte, sodass er hinfiel.

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