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Bananengangster


Bananengangster


1. Auflage

von: Wolfgang Schreyer

5,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: EPUB
Veröffentl.: 03.05.2012
ISBN/EAN: 9783863941000
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 152

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Die Geschehnisse, die hier beschrieben werden, sind schon fast sieben Jahrzehnte her, der Text liest sich dennoch immer noch sehr spannend und lässt Parallelen zu späteren und sogar zu heutigen Vorgehensweisen gegen progressive Entwicklungen ziehen. Es geht um einen Überfall auf ein südamerikanisches Land:
Im Morgengrauen des 18. Juni 1954 wickelten sich nahe der zweihundertzwanzig Kilometer langen Nordwestgrenze von Honduras an dreißig verschiedenen Stellen fünftausend Männer aus ihren Zeltplanen, Decken und Gummimänteln, krochen fluchend unter den Riesenblättern der Corozopalmen hervor, aus denen sie sich regensichere Hütten gebaut hatten, aßen hastig eine Handvoll Kekse oder ein paar Brocken billiger Schokolade, formierten sich zu kompaniestarken Gruppen, schulterten deutsche Maschinenpistolen – Modell 40 –, setzten leichte helle Hüte auf und fielen in die Republik Guatemala ein.
Zunächst scheint alles nach Plan zu laufen. Die Männer, von denen nur ein paar aus Deutschland kamen, treffen auf keinen Widerstand. Obwohl diese „Befreiungsarmee“ zwölf Stunden nach Invasionsbeginn zwar auf breiter Front zehn bis fünfzehn Kilometer tief in Feindesland stand, aber die Offiziere beschlossen hatten, erst am nächsten Morgen wieder anzugreifen, erklärte Oberst Carlos Castillo Armas, der Oberbefehlshaber, amerikanischen Journalisten in einem altmodischen Hotel von Tegucigalpa, der Regierungsmetropole von Honduras, seinem Hauptquartier, dass sich die Bevölkerung Guatemalas spontan gegen das Arbenz-Regime erhoben habe, schwere Aufstände ausgebrochen seien und fügte hinzu: „Ja, Sie können schreiben: Ein Drittel des ganzen Landes ist fest in unserer Hand.“
Auf der anderen Seite beraten im Regierungspalast von Guatemala-City der Ende 1950 gewählte Präsident Arbenz und seine Minister, wie sie den Angriff stoppen können - auch ohne die notwenige Ausrüstung und Bewaffnung der knapp 6.000 Mann starken Armee. Ein weiterer Schauplatz der Reportage ist New York, wo der guatemaltekische UN-Delegierte Dr. Eduardo Castillo Arriola versuchen soll, den Sicherheitsrat einberufen zu lassen. Während der am 20. Juni 1954 zusammentritt und über die Frage berät, ob Guatemala Opfer einer Aggression geworden ist, kommt es im Land zu weiteren Gefechten.
Wie wird der Fern-Zweikampf zwischen Oberst Armas und Präsident Arbenz ausgehen? Und welche Rolle spielen dabei die Offiziere der guatemaltekischen Armee und vor allem die amerikanische United Fruit Company – der Bananen-Konzern?

Wolfgang Schreyer, geboren 1927 in Magdeburg. Oberschule, Flakhelfer, Soldat, US-Kriegsgefangenschaft bis 1946. Debütierte mit dem Kriminalroman "Großgarage Südwest" (1952), seitdem freischaffend, lebt in Ahrenshoop. 1956 erhielt er den Heinrich-Mann-Preis für den Kriegsroman "Unternehmen Thunderstorm". Schreyer zählt zu den produktivsten und erfolgreichsten Autoren spannender Unterhaltungsliteratur in der DDR, schrieb Sachbücher, Szenarien für Funk und mehr als zwanzig Romane mit einer Gesamtauflage von 6 Millionen Exemplaren.
"Wovon zu säubern?"
"Vom Kommunismus."
"Wollen Sie im Ernst behaupten, wir wären ein kommunistisch regiertes Land?", fragte Dr. Arriola scharf. "Nur weil wir dieser Partei seit 1949 erlaubt haben, überhaupt zu existieren? Sie besteht doch auch in Mexiko legal! Auf den siebenundfünfzig Plätzen unseres Parlaments sitzen ganze vier Kommunisten. In der Regierung sind sie gar nicht vertreten! Die große Mehrheit im Kongress stellen die drei liberalen Parteien mit ihren siebenundvierzig Abgeordneten. Es gibt darin auch sechs rechtsradikale Abgeordnete, sie vertreten den Großgrundbesitz, möchten am liebsten einen Faschisten wie Ubico zurückholen – aber davon ist hier in den USA natürlich nie die Rede, nur immer von unseren Kommunisten!"
"Das liegt vielleicht daran", antwortete Lodge, "dass Ihre Liberalen ein Wahlbündnis mit den Roten geschlossen haben. Solche Koalitionen sehen wir nicht gern. Im Übrigen, glauben Sie nicht auch, dass der Anteil der Kommunisten an dem, was wirtschafts- und sozialpolitisch in Ihrem Lande geschieht, größer ist als ihr Anteil an den Kongress-Sitzen?"
Eduardo Arriola verstummte; er konnte das nicht leugnen. Die "Partido del Trabajo Guatemalteco" hatte in den letzten fünf Jahren ihre Mitgliederzahl verzwanzigfacht; sie gab eine eigene Zeitung heraus, die "Tribuna Popular"; und obgleich fünfundsechzig Prozent der Bevölkerung nicht lesen konnten, galt ihre Propaganda als recht erfolgreich. Sie hatte die Gründung einer Einheitsgewerkschaft durchgesetzt; führte Streikkämpfe mit dem Ziel, den Wochenlohn der Plantagenarbeiter auf sieben Dollar hochzuschrauben; bei der Landaufteilung taten sich ihre Funktionäre besonders hervor; und es ging das Gerücht, sie wolle sich nach den nächsten Wahlen sogar an der Regierung beteiligen.
Dem Dr. Arriola war die Vorstellung, es könne in Guatemala jemals einen kommunistischen Minister geben, selbst nicht angenehm. Doch in seinen Augen war das eine Sache, die sich allenfalls vage am Horizont abzeichnete; der wirkliche Feind stand heute rechts. Er war ins Land eingefallen und drohte das nationalliberale Aufbauwerk zu zerstören. Die Kommunisten dagegen hatten sich korrekt verhalten; um die Regierung Arbenz nicht zu kompromittieren, hielten sie sich seit Beginn der großen Hetzkampagne innenpolitisch zurück. Und Dr. Arriola wusste ferner wie all seine liberalen Amtskollegen genau, dass die "Frente Democratico Electoral", wie die Volksfront-Allianz zwischen den Linksbürgerlichen und den Kommunisten hieß, nicht nur für diese vorteilhaft war.
Denn die Zeit, da in Mittelamerika über des Kopf des Volkes hinweg Politik gemacht und aller Streit unter den gebildeten, besitzenden Oberschichten allein ausgetragen werden konnte, war seit dem Sturz des Diktators Ubico endgültig vorbei. Zumindest im Großen und Ganzen mussten Wahlversprechen eingelöst werden. Nur indem man den Hafenarbeitern das Streikrecht gewährte, für Handwerksgesellen eine Sozialversicherung schuf, dem Indiobauern ein Stück Brachland gab und es den armen Teufeln, die auf den Plantagen schwitzten, erlaubte, sich zum Landarbeiterbund zusammenzuschließen – nur so brachte man heutzutage die Massen noch hinter sich!

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