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Axel und der Maler Sim


Axel und der Maler Sim



von: Elisabeth Schulz-Semrau

6,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 14.07.2014
ISBN/EAN: 9783965213197
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 146

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Im Telefon wisperte es, so wie man es vor einer Theatervorstellung hinter dem Vorhang hört, was einen sehr gespannt und neugierig macht. - „Fang du an!“ - „Nein, du!“ - „Los, mach schon!“ - „Heißen Sie wirklich Simsallabim“, fragte eine Stimme. Es war eine kleine Stimme, und dünn war sie auch, obwohl sie sich Mühe gab, groß und dick zu klingen. Und obwohl unser Freund in die Muschel hinein behauptete, er heiße Sonsalla, begann die kleine, dünne Stimme zu singen: „Auf einem Baum ein Kuckuck saß ...“
Doch lest selbst weiter, wie der Junge Axel und der alte Maler Sim Freundschaft schließen und wie es ihnen gemeinsam gelingt, ihre Sorgen und ihren Kummer zu vertreiben.
LESEPROBE:
Den ganzen Vormittag über, immer wenn ihn diese Angstwelle anspülte, hatte er an Sim gedacht. Wie ein Zauberwort, mit dem sich alles zum Guten wenden konnte, war es ihm vorgekommen.
Nun aber funktionierte dieses Zauberwort nicht.
Die Angst war wieder da. Ein dunkles, dumpfes, quirliges Wasser. Es begann Axel schon bis an die Schultern zu reichen.
Er sprang hoch, riss die Wohnzimmertür auf, eine helle Brücke schlug sich in den dunklen Flur.
Axel ging darüber bis zum Couchtisch. Er legte seine Schultasche dorthin, setzte sich in den Sessel davor, öffnete sie, suchte darin herum. Aber welches Buch oder Heft er auch herausfischte, mit jedem kam eine Unlustwelle, mit jedem eine Angstwoge.
Wie Mutti sagte er jetzt vor sich hin: „Ist doch alles egal! Was soll’s?“ Aber auch das erleichterte ihn nicht.
Ob er noch einmal anrief? An einem kaputten Telefon konnte das doch nicht scheitern. Er brauchte ihn wie verrückt, seinen großen, klugen Freund.
Und wenn er nun ...
Axel stopfte Hefte, Bücher, Federtasche in die Mappe zurück, trug sie zur Kommode, in der ihm Mutti eine Schublade für seine Schulsachen frei gemacht hatte, und kehrte mit dem Telefonbuch zurück.
Der Junge suchte, buchstabierte, schrieb auf einen Zeitungsrand. Mann, wo mochte das sein - Herweghring?
Warum hatte er nur all die Zeit nicht gefragt, wo Sim wohnte. Dabei ging Axel auf, dass sie sich ja noch gar nicht so lange kannten. Wenige Wochen erst, dabei hätte er schwören mögen, dass ihre gegenseitige Hilfe schon Monate dauerte.
Wahre Freundschaft eben. Dieses Lied hatte er aus dem Musikraum gehört. Frau Tronke hatte es mit den Großen geübt. Sie sangen, dass wahre Freundschaft nicht wanken kann, wenn sie gleich entfernt ist, und dass sie in Gedanken immer weiterlebt. Ja, Axel kannte das.
Am 14.7.1931 als Tochter eines Beamten im ehemaligen Königsberg/Preußen (heute Kaliningrad) geboren. Mädchenname: Elisabeth Appe.
Vier Jahre konfessionelle Grundschule, drei Jahre Lyzeum. 1945 Flucht in die Altmark, Tangermünde. Oberschule ohne Abschluss.
1948 bis 1949 Lehrerbildungsinstitut, ab November 1949 Lehrerin.
Fernstudium für 1. und 2. Lehrerprüfung, Fernstudium an der Pädagogischen Hochschule Potsdam.
Bis Ende August 1967 Lehrerin in Rangsdorf bei Berlin. Während dieser Zeit Gedichte geschrieben.
Von 1967-1970 Studium am Institut für Literatur Johannes R. Becher in Leipzig. Zwei Jahre freischaffend, danach 14 Jahre Lehrtätigkeit im Fach Prosa (bei Fernstudenten) an diesem Institut, zuletzt als Dozentin.
Von 1986-1990 für vier Jahre vom Hochschuldienst beurlaubt, in dieser Zeit freischaffend.
Verwitwet, zwei Söhne.
Wohnhaft in Leipzig, Berlin, Rangsdorf, jetzt wieder Berlin.
Auszeichnungen:
Förderpreis des Mitteldeutschen Verlages
Kunstpreis der Stadt Leipzig.
Liste der künstlerischen Arbeiten
Bibliografie (Romane):
Jedes Leben hat auch seine Zeit, Mitteldeutscher Verlag Halle 1974
Ausstellung einer Prinzessin, Mitteldeutscher Verlag Halle 1977
Axel und der Maler Sim, Kinderbuchverlag Berlin 1979
Die Beurteilung, Mitteldeutscher Verlag Halle 1981
Suche nach Karalautschi/Report einer Kindheit, Mitteldeutscher Verlag Halle 1984
Liane und ihr Baby, Kinderbuchverlag Berlin 1988
Küchengespräche mit Frau L. (Portraits und Geschichten), Mitteldeutscher Verlag Halle 1989
Drei Kastanien aus Königsberg, Mitteldeutscher Verlag Halle 1990
Wer gibt uns unsere Träume zurück, Langen Müller Verlag, München 1995
Im Mantel von Allerleirauh, BS Verlag Rostock 1995
Gerda, das Nuschtchen. Drei Erzählungen zwischen Königsberg und Tangermünde, OsirisDruck, Leipzig 2007
Elchritter. Fast ein Märchen aus vergangenen Tagen, OsirisDruck, Leipzig 2008
Den ganzen Vormittag über, immer wenn ihn diese Angstwelle anspülte, hatte er an Sim gedacht. Wie ein Zauberwort, mit dem sich alles zum Guten wenden konnte, war es ihm vorgekommen.
Nun aber funktionierte dieses Zauberwort nicht.
Die Angst war wieder da. Ein dunkles, dumpfes, quirliges Wasser. Es begann Axel schon bis an die Schultern zu reichen.
Er sprang hoch, riss die Wohnzimmertür auf, eine helle Brücke schlug sich in den dunklen Flur.
Axel ging darüber bis zum Couchtisch. Er legte seine Schultasche dorthin, setzte sich in den Sessel davor, öffnete sie, suchte darin herum. Aber welches Buch oder Heft er auch herausfischte, mit jedem kam eine Unlustwelle, mit jedem eine Angstwoge.
Wie Mutti sagte er jetzt vor sich hin: „Ist doch alles egal! Was soll’s?“ Aber auch das erleichterte ihn nicht.
Ob er noch einmal anrief? An einem kaputten Telefon konnte das doch nicht scheitern. Er brauchte ihn wie verrückt, seinen großen, klugen Freund.
Und wenn er nun ...
Axel stopfte Hefte, Bücher, Federtasche in die Mappe zurück, trug sie zur Kommode, in der ihm Mutti eine Schublade für seine Schulsachen frei gemacht hatte, und kehrte mit dem Telefonbuch zurück.
Der Junge suchte, buchstabierte, schrieb auf einen Zeitungsrand. Mann, wo mochte das sein - Herweghring?
Warum hatte er nur all die Zeit nicht gefragt, wo Sim wohnte. Dabei ging Axel auf, dass sie sich ja noch gar nicht so lange kannten. Wenige Wochen erst, dabei hätte er schwören mögen, dass ihre gegenseitige Hilfe schon Monate dauerte.
Wahre Freundschaft eben. Dieses Lied hatte er aus dem Musikraum gehört. Frau Tronke hatte es mit den Großen geübt. Sie sangen, dass wahre Freundschaft nicht wanken kann, wenn sie gleich entfernt ist, und dass sie in Gedanken immer weiterlebt. Ja, Axel kannte das. Aber nun musste er die Entfernung zu dem Freund irgendwie überwinden, weil das verfetzte Telefon nicht ging.
Ihm fiel etwas ein.
Er rannte zum Büfett, kramte im obersten Fach, fand schließlich den Stadtplan. Vorn standen, alphabetisch geordnet, die Straßen. Hier - der Herweghring, ein Buchstabe, eine Zahl. Wie ging das nun wieder?
Der Junge rannte erneut weg, suchte, fand ein Vergrößerungsglas. Es war Vatis, Axel hatte es heimlich mitgehen lassen.
„Hier hätten wir also –“, sagte Major Zeman, massierte sich mit den Fingern sein Kinn, das tat er immer, wenn er nachzudenken hatte, Planquadrat B. Nummer elf. „Das ganze Gebiet muss durchkämmt werden. Der Mann, ein berühmter Zauberkünstler, nebenbei gesagt, Leutnant Tobias, mein Freund, ist in äußerster Gefahr ...“
Zemann beugte sich über die Karte, suchte die Stadt ab.
„Da wär’s, da haben wir’s!“ Zemann ließ aufgeregt den Kugelschreiber auf dem infrage kommenden Fleck hüpfen
Auweia - aber wo bin ich nun? Axel suchte, bis er seine Straße gefunden hatte.
„Also“, Zemann kreiste die beiden wichtigen Punkte ein. „Nun, Leutnant Tobias, kennzeichnen Sie den nächsten Weg zum Tatort. Ich werde inzwischen meine Frau benachrichtigen!“
Leutnant Tobias schrieb mühsam buchstabierend die Straßen auf, die zum von Major Zemann angekreuzten Tatort führten.
Die von allen Polizeibeamten bewunderte Frau Ina Zemann hatte inzwischen ihrem tapferen Mann eine Flasche Cola und zwei Brötchen in einen Beutel gepackt.
Zemann steckte den Zettel mit den Straßennamen ein, sagte: „Rasch, Tobias, es ist höchste Eile geboten. Wir nehmen mein Motorrad. Der verdammte Rolls-Royce kommt bei diesem Verkehr doch nicht vorwärts!“
Axel schloss den Keller auf, holte sein Rad, wuchtete es die schmale Treppe hoch. Im Torweg stellte er fest: einen Platten.
„Tobias, was sieht Ihr wachsames Kriminalauge?“
„Luft herunter, Genosse Major!“
„Und“, fragte Zemann, „und - und - und? Mann, denken Sie nach! Da will zum Beispiel jemand unseren Einsatz blockieren. Los, pumpen Sie! Jede verlorene Sekunde kann unseren Freund das Leben kosten ...“
Zemann trat den Motor an. „Achten Sie auf jede Kleinigkeit, womöglich werden wir beschattet“, sagte er hinter sich zu Leutnant Tobias, der sich an den Rücken seines Chefs klemmte.
Axel trampelte und trampelte.
Kollwitzstraße, Gollstraße, Maurerallee, Straße des 7. Oktober.
„Weißer Wartburg folgt unauffällig“, gab Tobias über Sprechfunk durch.
„Wir drehen auf“, sagte Zemann, trampelte.
War das eine Hitze, und erst fünf von siebzehn Straßen waren geschafft.
„Verdammt, wir müssen den Wartburg austricksen.“
Zemann fuhr in eine Seitenstraße. Sie warteten hinter einem Gebüsch. Der Wartburg fuhr vorbei.
Axel massierte seine Waden. Mönsch - so eine Strecke ... Mit zwei, drei Happsen das eine Brötchen herunter, einen Schluck aus der Flasche am Rad, Axel schwang sich wieder auf den Sattel. Hörte den Sportreporter: „Trotz seiner Verletzung ist unser Axel Altmann wieder im Rennen. Minuten nur gönnte sich unser drahtiger Sportsfreund, um einen Schnellverband anzulegen. Nun ist er da! Nun holt er auf! Er erreicht die Spitzengruppe ...“
„Axel, Axel, Altmann, Altmann“, hört er die Menge schreien.
Er holt Letztes aus sich heraus. Schweiß tropft von der Nase. Er zieht einige Erfrischungsschlucke aus der Flasche.
Die Menschen am Straßenrand haben für ihn kein Gesicht. Farbkleckse sind das. Schreiende, bewegliche Farbkleckse. „Tempo, Tempo“, rufen sie. Tempo, Tempo, diktiert sich Axel.
Verflixt, ist das hier richtig? Axel springt vom Rad, kommt vor einer Frau zu stehen.
„Nein, Kindchen, da hättest du vor der letzten Kreuzung abbiegen müssen!“
So ein Weg! Sollte er nicht lieber umkehren?
Umkehren - nein, nee, nie! Diese grässliche Schwester schien ihm hinterherzufahren. Mutti - Pioniernachmittag - Schularbeiten ...
Axel fährt und fährt. Die Gegend ist gartenreicher geworden. Einzelhäuser. Obwohl Axel hier nie war, ist sie ihm vertraut.
Seine Birkenhausheimat ...
Endlich dieser Herweghring. Ist so eine Ecke. Axel wirft erst mal das Rad neben sich, verdrückt das zweite Brötchen.
Plötzlich ist alles wieder da. Auwei-owei - Und wenn ich einfach sage ... Die ist abgehauen, stromert herum. So was hatte Axel mal in einem Film gesehen.
Oder - wenn er sie einfach was klauen ließ? Gerade gestern hatte Mutti von einem Mann erzählt, der in der Kaufhalle drei Päckchen Zigaretten in seinem Pulli verschwinden ließ.
Nein! Auch wenn das schockte, so ein Kind konnte er den Eltern nicht antun.
Obwohl - so eine würde Frau Dohlus bestimmt nicht zum Pioniernachmittag wollen.
Ach, alles Kiki! Was soll er nur tun?
Wie spät mochte es sein? Mutti kam heut gegen siebzehn Uhr. Ob sie sich Sorgen machte? Bestimmt. Warum hatte er nur keinen Zettel hingelegt. Was aber darauf schreiben?
Los. die Achtundsechzig suchen! Axel ging auf das Haus an der Ecke zu. Es hatte die Nummer dreizehn.
Da sah er - na, bisschen Glück muss der Mensch doch haben, sagte sich Axel - an dem weißen, großfenstrigen Haus genau auf der anderen Straßenseite die Zahl Achtundsechzig.
„Bitte, tun Sie es geheim! Forschen Sie genau nach, was sich dort abspielt! Wir zahlen Ihnen jeden Preis. Die Polizei muss aus dem Spiel bleiben ...“
Detektiv Axalt versprach, niemand etwas über seinen Auftrag zu erzählen. Alles würde geheimnisumwittert vor sich gehen. Schließlich hatten seine Auftraggeber höchste Diskretion verlangt.
Oh, Axel war stolz auf seine Kriminalwörter. Vati hatte ihm so was alles erklärt. Diskretion - Verschwiegenheit.
Axel robbte auf die andere Straßenseite. Er kam erst vor zwei alten, lehmigen Füßen und einem schaumigen Flüsschen, das über die Stufen des weißen Hauses rieselte, zum Verharren.
„Was soll denn das, Junge“, fragte eine Stimme über ihm, die war, als ob man von dicken Bäumen die Borke abriss. Ein Finger stubste ihn auf den Rücken. „Was suchsten hier?“
„Sim“, wollte Axel sagen, aber Detektiv Axalt rettete die Situation. Erst mal wie ein Mann vor dem Feind stehen, dachte er, richtete sich auf, sah in ein - ooch, was war das nur für ein Gesicht?

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